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Die legendären Gonzo-Reportagen erstmals auf Deutsch
Mit seinen Gonzo Papers wurde Hunter S. Thompson zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Amerikas. Dieser einmalige Band versammelt jetzt erstmals die besten Reportagen und Artikel aus vier Jahrzehnten schonungslosem Journalismus. Ein absolutes Muss für alle Thompson-Fans!
Mit dem Tod von Hunter S. Thompson verlor die Welt nicht nur ihren wohl unbestechlichsten, schonungslosesten und scharfzüngigsten Reporter, sondern auch einen Schriftsteller, der zu den ganz Großen der amerikanischen Literatur gezählt werden muss. Wie niemand vor
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Produktbeschreibung
Die legendären Gonzo-Reportagen erstmals auf Deutsch

Mit seinen Gonzo Papers wurde Hunter S. Thompson zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Amerikas. Dieser einmalige Band versammelt jetzt erstmals die besten Reportagen und Artikel aus vier Jahrzehnten schonungslosem Journalismus. Ein absolutes Muss für alle Thompson-Fans!

Mit dem Tod von Hunter S. Thompson verlor die Welt nicht nur ihren wohl unbestechlichsten, schonungslosesten und scharfzüngigsten Reporter, sondern auch einen Schriftsteller, der zu den ganz Großen der amerikanischen Literatur gezählt werden muss. Wie niemand vor ihm ging er mit den Verfehlungen, der Doppelmoral und der bigotten Heuchelei der westlichen Gesellschaft ins Gericht. Dieser Band vereint die besten Reportagen des genialen Erfinders des Gonzo-Journalismus aus vier Jahrzehnten unermüdlichen Kampfes gegen ein korruptes, verlogenes System. Von vorderster Front aus berichtet Thompson über die Missstände, denen er auf seinen unzähligen Reisen begegnet. Drogen, Politik, Armut - seine Nachrichten vom Rande des Abgrunds sind aufrüttelnd, erschütternd, aber auch hellsichtig, ätzend komisch und der Beweis für Thompsons großes schriftstellerisches Können.
Autorenporträt
Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky, geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Zu seinen großen Büchern zählen neben Fear and Loathing in Las Vegas die journalistischen Romane Hells Angels, Königreich der Angst und Rum Diary. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2007

Ein Bandit namens Gonzo
Mit säbelscharfer Zunge: Hunter S. Thompsons Reportagen

In dem Western "Zwei Banditen" kommen die steckbrieflich gesuchten Butch Cassidy und Sundance Kid (Paul Newman und Robert Redford) auf die Idee, der Armee beizutreten, um ihre Verfolger abzuschütteln. Hunter S. Thompson berichtet in den Fragmenten aus seinem "Königreich der Angst" von einem ähnlichen Geistesblitz: Nachdem er ein Auto demoliert hat, heuert er bei der Air Force an.

Kunstfertigkeit und Angriffslust, die er einst neben dem Gefühl der Unangreifbarkeit beim Militär und in der Fliegerei gesucht haben mag, assoziiert man heute mit seinen Geschichten für den "Rolling Stone", den "National Observer" und viele weitere Publikationen. Allerdings würde man weder den 1937 in Louisville, Kentucky, geborenen Schriftsteller noch die zwei Banditen als Soldaten in Betracht ziehen. Schon die Zeitgenossen der Beat-Generation um Allen Ginsberg wurden wegen ihrer Vorliebe für unerlaubte Mittel und Wege zu Gesetzlosen gemacht. Auch der Outlaw-Autor Hunter S. Thompson wusste sich effektvoll in Szene zu setzen. Nachdem er in der Rolle des Sportredakteurs bei Lokalblättern Anlauf genommen hatte, bewies er sowohl im Kampf gegen Konventionen als auch beim Streben nach Ruhm einen langen Atem. Dass er die Zunft aufmischte und bis heute Einfluss ausübt - oft kopiert und nie erreicht -, zeugt von der bleibenden Gültigkeit seiner eigenen Gesetze, die mit alltäglichen Delikten wie Ignoranz, Korruption und Mittelmaß hart ins Gericht gehen. Bei der "Wahrheitsfindung" ließ er sich ungern Vorschriften machen.

Nun sind zahlreiche Glanzstücke zwischen Reportage, Essay und Short Story im Sammelband "Gonzo Generation" komprimiert zugänglich. Zwar kennt man den Verfechter hemmungsloser Selbstzerstörung als Urheber der von Terry Gilliam erfolgreich verfilmten Rauschorgie "Fear and Loathing in Las Vegas" und schätzt ihn für den Mut zu unangenehmen Innenansichten aus dem Alltag der Rockerbande "Hell's Angels". Aber trotz des Erfolgs der dickeren Wälzer war er kein Romancier. Typisch für seine Methode bleiben die Zeitungs- und Magazinbeiträge, die man der Familie des New Journalism zurechnet, als deren Pate Tom Wolfe berühmt ist. Wolfes angeblicher Schüler bezeichnet die Zeit zwischen der Einführung der Antibabypille und dem Auftauchen von Aids als seine lehrreichste Phase. Die damit verbundene Generation, wie sie auf dem Buchtitel prangt, bleibt dennoch eine wacklige Konstruktion.

Ausgehend von sexueller Befreiung, einem entfesselten Konsumverhalten sowie der turbulenten Politik des Kalten Kriegs, trieb es den Einzelkämpfer in den sechziger Jahren wie so manchen Bürgerrechtler oder Popdissidenten nach eigenem Bekunden zwangsläufig an die Grenzen des Erlaubten. Die Besonderheiten seiner "Gonzo"-Literatur als Variante des New Journalism: ein mächtiger Selbstdarstellungstrieb, der jegliche Gruppendynamik untergraben musste; dazu jener erweiterte Handlungsspielraum, der ihn im Wesentlichen von Tom Wolfe unterscheiden sollte. Hunter S. Thompson wollte wirkungsvoll in die Geschichte eingreifen und entwickelte in dieser Disziplin einsame Klasse. Wenn er auch nie einer Bewegung außer "Freak Power" angehörte, so hat die tiefe Abneigung gegen Regelwerke, die Bewegungsfreiheiten einschränken, den rasenden Reporter doch politisiert. Aus seinen Tiraden und Polemiken setzen sich Stück für Stück soziokulturelle Charakterisierungen zusammen, für die der Begriff "Sittengemälde" noch zu fromm ist.

So erfahren wir Skandalöses über den Fall des während einer Kundgebung gegen den Vietnam-Krieg getöteten Kolumnisten Ruben Salazar - ein wütender Exkurs über behördliche Willkür und die Kunst der Vertuschung. Nebenbei lernen wir den Anwalt und Fürsprecher der mexikanisch-stämmigen Chicano-Gemeinde von Los Angeles, Oscar Zeta Acosta, kennen. Der musste als Repräsentant einer gesellschaftlichen Minderheit sowie als gesetzloser Anwalt unbedingt attraktiv erscheinen. Schließlich bewegte er sich in einem Terrain, das Hunter S. Thompson faszinierte: im Schattenreich der Macht. Acosta verschwand 1974 spurlos, woraufhin sein Kumpel eine derbe, laute Klage verfasste.

Die aus dem Rhythmus geratenen Herzen Lateinamerikas schlugen Hunter S. Thompson früh auf den Magen. Sein Debütroman "The Rum Diary" erzählt von amerikanischen Journalisten, allesamt kaputte Typen, im puertoricanischen Exil. In "Gonzo Generation" lesen wir Reiseberichte, die Auskunft über Verdauungsprobleme und Spesenmangel auf seiner Tour durch Peru, Bolivien, Ecuador und Brasilien Anfang der Sechziger geben. Die Politik bekam ihm unwesentlich besser. Aber nachdem er einmal Blut geleckt hatte, konnte er seine Finger nicht mehr aus der Wunde lassen. Die düstere Gestalt Nixons hatte ihn nachhaltig inspiriert. Während der Siebziger war er beseelt von der Idee, die Demokraten könnten mit einem geeigneten Kandidaten jeden Republikaner aus dem Rennen werfen. Die Achtziger unter Ronald Reagan erlebte er als Höllenritt. Ob Sex-Skandal um Gary Hart oder George Bushs Triumph: Hunter S. Thompson berichtete im Stil eines voreingenommenen Sportberichterstatters, der sich stets aufs Neue für ein abgekartetes Spiel begeistern ließ. Er liebte den Wettbewerb. Je mächtiger die Kontrahenten, desto virtuoser seine Attacke.

Hunter S. Thompson schrieb kompromisslos und pfiff auf "Objektivität". Da mag es paradox klingen, dass gerade seine Parteilichkeit ein besseres Verständnis der Verhältnisse ermöglichte. Aber wäre es nicht ein Leichtes gewesen, aus sicherer Entfernung über das Kentucky-Derby quasi richterlich zu verfügen, es sei "dekadent und degeneriert"? Stattdessen wagte er sich in die Höhle des Löwen, einen britischen Karikaturisten namens Ralph Steadman im Schlepptau, der den Leuten ums Pferderennen so bizarr erschien, wie die Südstaatler auf dessen Zeichnungen aus der Wäsche schauen. Die Story belegt den Kampf mit dem inneren Schweinehund, der in die Erkenntnis des Autors mündet, dem Derby-Publikum in Sachen Verkommenheit selber kaum nachzustehen.

Abstand zum Sujet war ihm fremd. Doch wo er von sich in der dritten Person sprach, traf er den ursprünglichen Ehrgeiz und die feste Moral der Figur "Hunter S. Thompson" fast am besten: "Seit fast sechs Monaten hatte Kemp auf einen Job bei einer der Großstadtzeitungen spekuliert. Er hatte es bei allen versucht, von den billigsten Revolverblättern bis zur grauen und hochmütigen ,Times'. Er hatte eine Phantasievorstellung von sich als Reporter - im Trenchcoat und mit säbelscharfer Zunge, ein furchtloser Vorkämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit. Er sah sich bis spät in die Nacht hinein arbeiten, einsam und fieberhaft, an seinem Schreibtisch im leeren Redaktionsbüro, wo er Storys in die Tasten hämmerte, die bei Tagesanbruch die Stadt erschüttern sollten."

1970 wäre Hunter S. Thompson um ein Haar Sheriff von Aspen, Colorado, geworden. Als Geschichtenerzähler hat er sich weit aus dem Hinterland herauskatapultiert. Die Krater der Einschläge seiner "Gonzo Papers" in der weiten Welt sind noch sichtbar. Aber die Realpolitik trieb ihn unter die Erde. Am Ende hatte er mehr Respekt für seine Feinde als für deren Feinde übrig. Vielleicht war er der Wahrheit zu dicht auf den Fersen. Butch Cassidy und Sundance Kid, das Großmaul und der Revolverheld, werden im Showdown von bolivianischen Soldaten niedergemetzelt. Hunter S. Thompson, vollmundig und treffsicher in einer Person, jagte sich im Februar 2005 eine Kugel in den Kopf.

WOLFGANG FRÖMBERG

Hunter S. Thompson: "Gonzo Generation". Das Beste der Gonzo Papers. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Teja Schwaner. Heyne Verlag, München 2007. 576 S., br., 9,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "vollmundig und treffsicher" beschreibt Wolfgang Frömberg den Autor. Die hier versammelten Reportagen, Essays und Short Storys sind für ihn "Glanzstücke" des New Journalism, die trotz ihrer subjektiven Polemik auch politisch relevant sind und soziokulturelle Tiefenschärfe besitzen. Ob Skandalgeschichte oder Reisebericht, nie, so legt Frömberg nahe, war Hunter S. Thompson präsenter, nie besser, als in der kurzen Form, der Erfolg seiner Romane hin oder her. Die "noch sichtbare" Wirkung dieses Autors führt Frömberg auf Texte wie diese zurück.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Rebellion wird nicht mit Hunters Tod zu Ende sein. Andere engagierte und furchtlose Autoren werden sein Werk fortsetzen." Keith Richards