Sehr gut lesbar (keinerlei Längen!), kritisch und zugleich empathisch, und meinem Eindruck nach (was aber nicht allzu viel heißt) ist der Autor wirklich gut informiert. Als Einstieg auch in das Thema "Ende der Sowjetunion" m. E. enorm gut geeignet und empfehlenswert.
Der einzige Mangel in meinen
Augen (und Grund für den einen Stern Abzug) ist, dass die Perestroijka, also Gorbatschows Umbau der…mehrSehr gut lesbar (keinerlei Längen!), kritisch und zugleich empathisch, und meinem Eindruck nach (was aber nicht allzu viel heißt) ist der Autor wirklich gut informiert. Als Einstieg auch in das Thema "Ende der Sowjetunion" m. E. enorm gut geeignet und empfehlenswert.
Der einzige Mangel in meinen Augen (und Grund für den einen Stern Abzug) ist, dass die Perestroijka, also Gorbatschows Umbau der Wirtschaft, in dieser Biographie merkwürdig blass bleibt. Man erfährt zwar immer wieder, dass sie nicht funktioniert hat, d. h. die Menschen die ganze Zeit hindurch keine Verbesserung der Versorgungslage feststellen konnten, und das dies auch der Grund für Gorbatschows allmählich sinkende Popularität in der Bevölkerung und letztlich sein innenpolitisches Scheitern war. Aber welche Maßnahmen er eigentlich konkret eingeleitet hat und warum sie nicht funktioniert haben, erfährt man nirgendwo. Man fragt sich unwillkürlich, ob er sich womöglich aufs Appellieren beschränkt haben könnte und es deswegen gar nichts zu berichten gäbe, aber das kann ich mir (angesichts seiner hohen Intelligenz und vor allem anfangs ja erheblichen Machtfülle und der Tatsache, dass eigentlich die meisten in der Sowjetunion seine Einschätzungen teilten) schlechterdings nicht vorstellen.
Das ist aber auf keinen Fall ein Grund, das Buch nicht zu lesen! In Bezug auf alle anderen Aspekte fand ich das Buch enorm informativ und würde es bedenkenlos empfehlen. Lediglich über das Thema Perestroijka und die Gründe für ihre Erfolglosigkeit muss man sich wohl noch woanders informieren, wenn man es für wichtig hält. Ich halte diese Frage für von hohem Interesse, weil der "Raubtierkapitalismus", in den die postsowjetischen Staaten, insbesondere Russland, dann mangels besserer Ideen gerutscht sind, nicht nur einfach inhuman war, sondern deswegen auch eine entscheidender Grund für die weitere politische Entwicklung gewesen sein dürfte.