Produktdetails
- Verlag: Prestel
- Seitenzahl: 622
- Abmessung: 275mm
- Gewicht: 2570g
- ISBN-13: 9783791323497
- ISBN-10: 3791323490
- Artikelnr.: 08002477
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.1999Aus dem Drachen ward die Maid
Aber nur für kurze Zeit: Österreichs Kunst des Mittelalters setzte auf Etikette und Schriftverkehr
Die Monumente aus Österreichs früher Zeit haben einen ungewöhnlichen Zuschnitt. Sie wendeten sich an Laien und oft auch, dies ist bemerkenswert, an die wenigen Lesekundigen, die ihre Bildung den Schulen der Geistlichen verdankten. Manche Figurendarstellungen, die allein schon überragende Bedeutung besitzen, tragen Inschriften. Dafür zwei abgelegene Beispiele: Die Bruchstücke von Figuren auf Rädern, es handelt sich um Wandbilder in St. Peter in Salzburg, wären nicht gut zu deuten, wenn neben ihnen nicht eine zart bewegte Frauengestalt in einem Türspalt erscheinen würde mit der Inschrift "Dritte Stunde". Man kann daraus schließen, dass hier, stilistisch auf die Zeit nach 1165 zu datieren, ein Bild des durch Gottesdienste gegliederten Tagesablaufs der Mönche gemalt war. Das andere Beispiel: Das Wandbild eines Ritters mit Schwert und erhobenem Schild aus der Zeit um 1180 im Kapellenzugang von Hohenwerfen zeigt eine Inschrift auf dem Schildrand, die als warnend und mahnend verstanden sein will. Spruchbänder an Portalen verlangen Beachtung. "Wer auf rechte Weise durch mich eintritt, dem gebe ich die Weide des Lebens. Und auf rechte Weise tritt ein, wer eine gütige Rechte und ein mildes Herz hat", ist um 1170 am "sprechenden" Christusportal in Gurk eingemeißelt worden. Es reden die Wände, es warnen die Tore, und der goldene Schmuck der Kanzel in Kosterneuburg erklärt die Verflochtenheit des Heilsgeschehens. Jedes Beispiel verlangt eine besondere Deutung.
Österreich ist bis ins hohe Mittelalter nicht unbedingt als Einheit zu betrachten. Es keimt hervor als Filiation des Herzogtums Bayern und bleibt mit den damaligen Zentren dieses Landes, etwa Regensburg und Passau, in vielfältiger Weise verbunden, hauptsächlich nehmend, aber bald auch konkurrierend. Es zeigt erste Blüten in Salzburg, Mondsee und Kremsmünster. Gleichzeitig entstehen Bilder von monumentaler Eigenart in Südtriol; dort etwa in Naturns im späten achten Jahrhundert findet man als Wandbild die merkwürdige Darstellung des heiligen Paulus bei der Flucht über die Stadtmauer von Damaskus. Italien mit seinen Figuren und Gesten ist nicht fern. Das Land wächst unter Bedrängnissen von außen und von innen zusammen, droht zu zerschmelzen und wird unter wuchtigen Schlägen geformt. Es hat sich zwischen 907 und 955 der Bedrohung durch die Magyaren zu erwehren. Erst seit 1156 ist Wien Residenz. Seine Herren aus dem Geschlecht der Babenberger stehen 1246 an der Schwelle zum Königtum, als Herzog Friedrich II. der Tod in der Schlacht trifft. Was den Babenbergern hier vorenthalten bleibt, ist später unter den Habsburgern in Erfüllung gegangen.
Das Grabmal Friedrichs II. im Kapitelsaal des Zisterzienser-Klosters Heiligenkreuz erinnert trotz gravierender Beschädigung an Königsmonumente französischer Prägung. Zu beiden Seiten der liegenden Gestalt mit dem Schwert in der Rechten und dem Schild in der Linken sitzen zwei Engel am Kopfende und zwei Mönche am Fußende. Man glaubt das Werk verbinden zu können mit dem Hochgrab der Königin Gertrud von Ungarn, die 1218 gestorben und im damaligen Zisterzienser-Kloster Pilis bei Esztergom begraben ist. Die Ausrichtung auf Frankreich steht in beiden Fällen außer Frage. Friedrich war zwischen 1239 und 1245 eines Partikels von der in Paris aufbewahrten Dornenkrone Christi gewürdigt worden, einer Gabe, womit die Könige von Frankreich auch später noch die Gunst deutscher Fürsten zu befestigen suchten.
Österreichs Frühzeit suchte ihre Maßstäbe in Heidentürmen und Riesentoren (bei St. Stephan in Wien). Das Beispiel der Pfarrkirche von Schöngrabern, ursprünglich dem Bistum Passau angeschlossen, bietet die regionale Variante dieses wohl von Heidenbekehrung und Ketzerbekämpfung bestimmten Eifers. Man befand sich auf Vorposten und konnte das Bewusstsein davon nicht ablegen. Der Riese Samson, wiewohl von zwei Raben magisch unterstützt, überwältigt auf einem Portalfeld in Gurk, um 1200, in tänzerischem Ansturm den Löwen. Als Gegenstück zu ihm findet man wenig später in Lieding, ebenfalls in Kärnten, auf einem Tympanon die heilige Margaretha, wie sie dem Leib des Drachens entsteigen kann, der sie verschlungen hat, was von der Legenda Aurea bald als unstatthaft angesehen worden ist. In Österreich hatte man Freude an solchen starken, aber vielleicht schon nicht mehr ganz zeitgemäßen Bildern. Auf einem Tympanon in Millstadt, das zwischen 1166 und 1177 entstanden ist, segnet Christus den Abt Heinrich, der das Kloster erbauen ließ, mit einer Geste, die man fast als Umarmung betrachten könnte.
Zwei frühe Zeugnisse der Region, das so genannte Rupertus-Kreuz in Bischofshofen, sicherlich englischer Herkunft und wohl vor 774 entstanden, ein relativ großes, wohlgegliedertes Holz, mit vergoldetem Kupferblech beschlagen und mit farbigen Glasflüssen verziert, und der Tassilo-Kelch in Kremsmünster, wahrscheinlich 777 gearbeitet, könnten darauf schließen lassen, dass hier vor allem materielle Werte gehäuft wurden. Es wurde aber auch viel gebaut, nur dass Zerstörungen und Modernisierungen vieles mit sich genommen haben und einzelne Leistungen, etwa die Stiftskirche in Seckau (1164 nach Vorbild von Hamersleben im niedersächsischen Bereich), die bekannte Krypta von Gurk, 1174, und das Dreiblatt schöner Kreuzgänge in Zwettl (zwischen 1204 und 1227), Lilienfeld (nach 1222) und Heiligenkreuz (nach 1236 bis 1240) über manches fehlende Werk hinwegtrösten müssen.
Bei der Buchmalerei des Beginns scheinen neben dem naiven Lakonismus sich zwar gebildete, aber weniger formgewohnte Kräfte durchgesetzt zu haben. Die Berührung mit der insularen Buchmalerei ist dann auch bald verflogen. Erst mit der Einsetzung der Babenberger sind die Bedingungen für ein dichtes Traditionsgeflecht entstanden, über dem sich Werke erheben wie das um 1165 entstandene Antiphonar in Wien, das reichste der in Salzburg ausgestatteten Bücher. Das war der Ort, wo neben den soliden Malereien auf Goldgrund ein Stil faszinierender Federzeichnungen zur Entfaltung kam. Sieht man sich ihnen gegenüber wie der auf die inneren Elemente reduzierten Darstellung des Hiob und seiner Frau (um 1147 bis 1164, Wien, Cod. 673), so könnte man schwanken, ob es sich dabei nicht vielleicht nur um Musterzeichnungen für den Hausgebrauch gehandelt hat. Das Spiel der Figuren und Flächen aber geht weit darüber hinaus. Die Farbe ist von diesen Miniaturen genommen, um eine freie, bis dahin nicht gesehene Beweglichkeit der Szenerie zu erreichen.
Wie ist dies alles - der Hauch der außergewöhnlichen Zeichnung, das Pathos der Bildwerke aus Stein, die Kraft mancher Portallösungen, die Kirchenräume mit ihrem Spiel der Lichter und dann gar die Aufzeichnung einer längst abgerissenen Anlage wie der Kapelle in Klosterneuburg - in einem einzigen Buch zur Anschauung zu bringen? Der von Hermann Fillitz herausgegebene erste Band der "Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich" gibt die Antwort mit überlegenem Konzept und einer Fülle klug abwägender Texte. Höchst differenziert wird erschlossen, was in strenger Wertung zusammengetragen worden ist. Dabei konnte den spektakulären Stücken mit Gelassenheit begegnet werden. Man hat ihnen genommen, was man weniger bekannten oder neu bearbeiteten Monumenten widmen musste. Der Leser wird sich dem umkreisenden Annähern gern unterwerfen, auch wenn ihm manche Mühe abverlangt wird.
Die Zeit zwischen dem achten und dem mittlerem dreizehnten Jahrhundert ist aufgeteilt in die Abschnitte von Schatzkunst, Buch- und Wandmalerei und Architektur. Zu bearbeiten waren dabei fast in jedem Falle Glieder längst zerrissener Traditionsketten. Das verlangte einen hohen Aufwand an Kommentaren. Ausgeschlossen geblieben sind weite Bereiche des Kunsthandwerks. Die Kasel eines Bischofs aus dem elften Jahrhundert und zwei Faltstühle scheinen im Hinblick auf ihre Funktion als Herrschaftszeichen Platz in dieser Auswahl gefunden zu haben. Das Fehlen der Siegel- und Münzbilder möchte man bedauern. Man wollte den Blick auf die Hauptmonumente offenbar nicht verstellen. Wenn überhaupt das Vorhaben auf Grenzen gestoßen ist, betrifft das die Abbildungen. Man sollte vielleicht auf einige der kleinen Schwarzweißbilder bei den weiteren Bänden verzichten, von denen jeder unter anderem Stern stehen wird. Es dürfte lange kein vergleichbares Kompendium geben, das sich mit dieser Veröffentlichung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften messen lassen könnte.
WERNER SCHADE.
"Geschichte der bildenden Kunst in Österreich". Band I: Früh- und Hochmittelalter. Herausgegeben von Herrmann Fillitz. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Prestel-Verlag, München 1998. 616 S., 650 Farb- und S/W-Abb., geb., 168,- DM. Subskriptionspreis bei Abnahme aller sechs Bände 136,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber nur für kurze Zeit: Österreichs Kunst des Mittelalters setzte auf Etikette und Schriftverkehr
Die Monumente aus Österreichs früher Zeit haben einen ungewöhnlichen Zuschnitt. Sie wendeten sich an Laien und oft auch, dies ist bemerkenswert, an die wenigen Lesekundigen, die ihre Bildung den Schulen der Geistlichen verdankten. Manche Figurendarstellungen, die allein schon überragende Bedeutung besitzen, tragen Inschriften. Dafür zwei abgelegene Beispiele: Die Bruchstücke von Figuren auf Rädern, es handelt sich um Wandbilder in St. Peter in Salzburg, wären nicht gut zu deuten, wenn neben ihnen nicht eine zart bewegte Frauengestalt in einem Türspalt erscheinen würde mit der Inschrift "Dritte Stunde". Man kann daraus schließen, dass hier, stilistisch auf die Zeit nach 1165 zu datieren, ein Bild des durch Gottesdienste gegliederten Tagesablaufs der Mönche gemalt war. Das andere Beispiel: Das Wandbild eines Ritters mit Schwert und erhobenem Schild aus der Zeit um 1180 im Kapellenzugang von Hohenwerfen zeigt eine Inschrift auf dem Schildrand, die als warnend und mahnend verstanden sein will. Spruchbänder an Portalen verlangen Beachtung. "Wer auf rechte Weise durch mich eintritt, dem gebe ich die Weide des Lebens. Und auf rechte Weise tritt ein, wer eine gütige Rechte und ein mildes Herz hat", ist um 1170 am "sprechenden" Christusportal in Gurk eingemeißelt worden. Es reden die Wände, es warnen die Tore, und der goldene Schmuck der Kanzel in Kosterneuburg erklärt die Verflochtenheit des Heilsgeschehens. Jedes Beispiel verlangt eine besondere Deutung.
Österreich ist bis ins hohe Mittelalter nicht unbedingt als Einheit zu betrachten. Es keimt hervor als Filiation des Herzogtums Bayern und bleibt mit den damaligen Zentren dieses Landes, etwa Regensburg und Passau, in vielfältiger Weise verbunden, hauptsächlich nehmend, aber bald auch konkurrierend. Es zeigt erste Blüten in Salzburg, Mondsee und Kremsmünster. Gleichzeitig entstehen Bilder von monumentaler Eigenart in Südtriol; dort etwa in Naturns im späten achten Jahrhundert findet man als Wandbild die merkwürdige Darstellung des heiligen Paulus bei der Flucht über die Stadtmauer von Damaskus. Italien mit seinen Figuren und Gesten ist nicht fern. Das Land wächst unter Bedrängnissen von außen und von innen zusammen, droht zu zerschmelzen und wird unter wuchtigen Schlägen geformt. Es hat sich zwischen 907 und 955 der Bedrohung durch die Magyaren zu erwehren. Erst seit 1156 ist Wien Residenz. Seine Herren aus dem Geschlecht der Babenberger stehen 1246 an der Schwelle zum Königtum, als Herzog Friedrich II. der Tod in der Schlacht trifft. Was den Babenbergern hier vorenthalten bleibt, ist später unter den Habsburgern in Erfüllung gegangen.
Das Grabmal Friedrichs II. im Kapitelsaal des Zisterzienser-Klosters Heiligenkreuz erinnert trotz gravierender Beschädigung an Königsmonumente französischer Prägung. Zu beiden Seiten der liegenden Gestalt mit dem Schwert in der Rechten und dem Schild in der Linken sitzen zwei Engel am Kopfende und zwei Mönche am Fußende. Man glaubt das Werk verbinden zu können mit dem Hochgrab der Königin Gertrud von Ungarn, die 1218 gestorben und im damaligen Zisterzienser-Kloster Pilis bei Esztergom begraben ist. Die Ausrichtung auf Frankreich steht in beiden Fällen außer Frage. Friedrich war zwischen 1239 und 1245 eines Partikels von der in Paris aufbewahrten Dornenkrone Christi gewürdigt worden, einer Gabe, womit die Könige von Frankreich auch später noch die Gunst deutscher Fürsten zu befestigen suchten.
Österreichs Frühzeit suchte ihre Maßstäbe in Heidentürmen und Riesentoren (bei St. Stephan in Wien). Das Beispiel der Pfarrkirche von Schöngrabern, ursprünglich dem Bistum Passau angeschlossen, bietet die regionale Variante dieses wohl von Heidenbekehrung und Ketzerbekämpfung bestimmten Eifers. Man befand sich auf Vorposten und konnte das Bewusstsein davon nicht ablegen. Der Riese Samson, wiewohl von zwei Raben magisch unterstützt, überwältigt auf einem Portalfeld in Gurk, um 1200, in tänzerischem Ansturm den Löwen. Als Gegenstück zu ihm findet man wenig später in Lieding, ebenfalls in Kärnten, auf einem Tympanon die heilige Margaretha, wie sie dem Leib des Drachens entsteigen kann, der sie verschlungen hat, was von der Legenda Aurea bald als unstatthaft angesehen worden ist. In Österreich hatte man Freude an solchen starken, aber vielleicht schon nicht mehr ganz zeitgemäßen Bildern. Auf einem Tympanon in Millstadt, das zwischen 1166 und 1177 entstanden ist, segnet Christus den Abt Heinrich, der das Kloster erbauen ließ, mit einer Geste, die man fast als Umarmung betrachten könnte.
Zwei frühe Zeugnisse der Region, das so genannte Rupertus-Kreuz in Bischofshofen, sicherlich englischer Herkunft und wohl vor 774 entstanden, ein relativ großes, wohlgegliedertes Holz, mit vergoldetem Kupferblech beschlagen und mit farbigen Glasflüssen verziert, und der Tassilo-Kelch in Kremsmünster, wahrscheinlich 777 gearbeitet, könnten darauf schließen lassen, dass hier vor allem materielle Werte gehäuft wurden. Es wurde aber auch viel gebaut, nur dass Zerstörungen und Modernisierungen vieles mit sich genommen haben und einzelne Leistungen, etwa die Stiftskirche in Seckau (1164 nach Vorbild von Hamersleben im niedersächsischen Bereich), die bekannte Krypta von Gurk, 1174, und das Dreiblatt schöner Kreuzgänge in Zwettl (zwischen 1204 und 1227), Lilienfeld (nach 1222) und Heiligenkreuz (nach 1236 bis 1240) über manches fehlende Werk hinwegtrösten müssen.
Bei der Buchmalerei des Beginns scheinen neben dem naiven Lakonismus sich zwar gebildete, aber weniger formgewohnte Kräfte durchgesetzt zu haben. Die Berührung mit der insularen Buchmalerei ist dann auch bald verflogen. Erst mit der Einsetzung der Babenberger sind die Bedingungen für ein dichtes Traditionsgeflecht entstanden, über dem sich Werke erheben wie das um 1165 entstandene Antiphonar in Wien, das reichste der in Salzburg ausgestatteten Bücher. Das war der Ort, wo neben den soliden Malereien auf Goldgrund ein Stil faszinierender Federzeichnungen zur Entfaltung kam. Sieht man sich ihnen gegenüber wie der auf die inneren Elemente reduzierten Darstellung des Hiob und seiner Frau (um 1147 bis 1164, Wien, Cod. 673), so könnte man schwanken, ob es sich dabei nicht vielleicht nur um Musterzeichnungen für den Hausgebrauch gehandelt hat. Das Spiel der Figuren und Flächen aber geht weit darüber hinaus. Die Farbe ist von diesen Miniaturen genommen, um eine freie, bis dahin nicht gesehene Beweglichkeit der Szenerie zu erreichen.
Wie ist dies alles - der Hauch der außergewöhnlichen Zeichnung, das Pathos der Bildwerke aus Stein, die Kraft mancher Portallösungen, die Kirchenräume mit ihrem Spiel der Lichter und dann gar die Aufzeichnung einer längst abgerissenen Anlage wie der Kapelle in Klosterneuburg - in einem einzigen Buch zur Anschauung zu bringen? Der von Hermann Fillitz herausgegebene erste Band der "Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich" gibt die Antwort mit überlegenem Konzept und einer Fülle klug abwägender Texte. Höchst differenziert wird erschlossen, was in strenger Wertung zusammengetragen worden ist. Dabei konnte den spektakulären Stücken mit Gelassenheit begegnet werden. Man hat ihnen genommen, was man weniger bekannten oder neu bearbeiteten Monumenten widmen musste. Der Leser wird sich dem umkreisenden Annähern gern unterwerfen, auch wenn ihm manche Mühe abverlangt wird.
Die Zeit zwischen dem achten und dem mittlerem dreizehnten Jahrhundert ist aufgeteilt in die Abschnitte von Schatzkunst, Buch- und Wandmalerei und Architektur. Zu bearbeiten waren dabei fast in jedem Falle Glieder längst zerrissener Traditionsketten. Das verlangte einen hohen Aufwand an Kommentaren. Ausgeschlossen geblieben sind weite Bereiche des Kunsthandwerks. Die Kasel eines Bischofs aus dem elften Jahrhundert und zwei Faltstühle scheinen im Hinblick auf ihre Funktion als Herrschaftszeichen Platz in dieser Auswahl gefunden zu haben. Das Fehlen der Siegel- und Münzbilder möchte man bedauern. Man wollte den Blick auf die Hauptmonumente offenbar nicht verstellen. Wenn überhaupt das Vorhaben auf Grenzen gestoßen ist, betrifft das die Abbildungen. Man sollte vielleicht auf einige der kleinen Schwarzweißbilder bei den weiteren Bänden verzichten, von denen jeder unter anderem Stern stehen wird. Es dürfte lange kein vergleichbares Kompendium geben, das sich mit dieser Veröffentlichung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften messen lassen könnte.
WERNER SCHADE.
"Geschichte der bildenden Kunst in Österreich". Band I: Früh- und Hochmittelalter. Herausgegeben von Herrmann Fillitz. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Prestel-Verlag, München 1998. 616 S., 650 Farb- und S/W-Abb., geb., 168,- DM. Subskriptionspreis bei Abnahme aller sechs Bände 136,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In einer im Grunde unbrauchbaren, technisch-akademischen Kritik des Bandes II ("Gotik") und des Bandes IV ("Barock") dieser auf sechs Bände angelegten Kunstgeschichte Österreichs versagt Werner Schade an der Aufgabe, allgemeiner interessierten Lesern mitzuteilen, ob der Inhalt dieser Bände überhaupt für sie geeignet ist, oder ob sie nicht besser professionellen Kunstwissenschaftlern vorbehalten bleiben sollten. Immerhin erfährt man, dass das Projekt von der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Auftrag gegeben wurde, und dass der Band über das Früh- und Hoch-Mittelalter bereits erschienen ist und dass das Gesamtwerk im Herbst 2000 abgeschlossen sein soll.
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