Vom Saulus zum Paulus? So ähnlich kann man die (Lebens-)Geschichte von Nathanael Draht kurz zusammenfassen. Mit 30 Jahren hatte er alles erreicht, was man seiner Meinung nach im Leben erreichen konnte: Geld, Frauen, Besitztümer. Und danach fehlte ihm ein Ziel und dadurch der Sinn im Leben. Über
Umwege wurde er erleuchtet und fand zu Gott. Seither ist er missionarisch tätig, über sein Leben und…mehrVom Saulus zum Paulus? So ähnlich kann man die (Lebens-)Geschichte von Nathanael Draht kurz zusammenfassen. Mit 30 Jahren hatte er alles erreicht, was man seiner Meinung nach im Leben erreichen konnte: Geld, Frauen, Besitztümer. Und danach fehlte ihm ein Ziel und dadurch der Sinn im Leben. Über Umwege wurde er erleuchtet und fand zu Gott. Seither ist er missionarisch tätig, über sein Leben und seine jetzige Tätigkeit hat er zusammen mit einem Profi ein Buch geschrieben. Heraus kam „Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar.“
Er selbst sieht seine Wandlung als durchweg positiv. Und er sieht sich selbst auch sehr positiv, kurz: er findet sich extrem toll. Was früher bei ihm „mein Auto, meine Frau, mein Haus“ war ist heute „meine Bibel, mein Glaube, meine Gesundgebeteten“. Tatsächlich betet er für Menschen und bewirkt nach eigener Aussage damit Wunder. Verrutschte Kniescheiben bringt er zurück an Ort und Stelle, Bauchschmerzen (selbst die, die durch einen Tumor verursacht wurden) verschwinden. Interessant und durchaus spannend – ich hoffe nur, dass damit keiner der Gläubigen von einem Arztbesuch und einer wirklichen Heilung ferngehalten wird!
Der Rest des Buchs ist sehr schnell zusammengefasst: missionarische predigthafte Glaubensbekundungen, homophobe Haltung („Nun, die beiden waren lesbisch, aber dennoch aufgeschlossen.“ – als ob lesbisch sein eine Aufgeschlossenheit ausschließen würde?) und alles in allem seine arrogante, selbstherrliche und besserwisserische Art macht das Buch zu einer sehr frustrierenden und ärgerlichen Lese-Erfahrung.
„Dies ist mein erstes Buch. Ich habe keine Kurse über »packendes Schreiben« besucht, sondern es mithilfe eines Co-Autors geschrieben“ – leider hatte der Co-Autor wohl nicht übermäßig viel Einfluss auf Stil und Sprache. Das Buch ist in einer Mischung aus Mischung aus Gossen-, Umgangs- und (pseudo) cooler Hipster-Sprache geschrieben, gespickt mit einer Handvoll Bibelzitaten. Und leider konnte ich auch nicht wirklich ein Konzept oder einen roten Faden erkennen. Und tatsächlich: packend ist es an keiner Stelle.
Schade. Das Thema „zum Glauben finden“, Kehrtwende im Leben um 180 Grad und Läuterung bietet viel Potenzial. Ein Potenzial, das der Autor zu keiner Zeit ausschöpft. Was eigentlich eine Hinführung zum Glauben sein könnte, wird da schnell zu einer Abschreckung, seine strenge Haltung zum Glauben wirkt in der Hauptsache engstirnig und verbohrt. Aus dem Wirtschaftsmenschen wurde ein Missionar, vermutlich hat er in seinem früheren Leben Verhandlungen ebenso unerbittlich und unnachgiebig geführt, wie er heute missioniert. Aus seiner Sicht sicher gut gemeint, aus meiner zum Teil gefährlich und dogmatisch. Ich gebe diesem Buch 1 Stern, aber nur, weil ich nicht weniger geben kann.