Am besten denkt es sich doch immer noch bei einem Bierchen im rauchigen Pub. Inspector Morse denkt auch gerne bei einem Bierchen am Vormittag und dem gelegentlichen Whisky zwischendurch. Die Kombination mit etlichen Zigaretten und einer abgrundtiefen Abneigung gegen jegliche Form körperlicher Betätigung beschert Morse schließlich die Quittung - er wird mit einem Magengeschwür ins Krankenhaus eingeliefert.
Nüchtern und gedemütigt von hartnäckigen Fragen zu seinem Trinkverhalten, liest Morse in dem Buch, das ihm sein Zimmernachbar hinterlassen hat: ein mysteriöser Mordfall aus dem Jahr 1859. Die junge Joanne Franks wurde tot aus dem Oxford-Kanal geborgen, zwei Männer dafür gehenkt. Morse findet etliche Details, die nicht zusammenpassen wollen, und beginnt, den Fall neu aufzurollen.
Nüchtern und gedemütigt von hartnäckigen Fragen zu seinem Trinkverhalten, liest Morse in dem Buch, das ihm sein Zimmernachbar hinterlassen hat: ein mysteriöser Mordfall aus dem Jahr 1859. Die junge Joanne Franks wurde tot aus dem Oxford-Kanal geborgen, zwei Männer dafür gehenkt. Morse findet etliche Details, die nicht zusammenpassen wollen, und beginnt, den Fall neu aufzurollen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2020NEUE TASCHENBÜCHER
Colin Dexter – ein
Mord fürs Hospital
Lente currite, noctis equi, heißt es in den Amores des Ovid, trabt langsam, ihr Pferde der Nacht – die Pferde der Zeit, sie sollen deren Lauf verlangsamen. Es gilt auch für Inspector Morse aus Oxford, Colin Dexters angenehm bürgerlichen Helden (und Wagnerianer), im Band „Gott sei ihrer Seele gnädig“, 1989 erstmals erschienen, jetzt im Unionsverlag neu aufgelegt. Morse hat jede Menge Zeit, er liegt – der Magen, der Alkohol! – im Hospital. Dort stößt er, zum Zeitvertreib, auf den Fall der Toten vom Oxford-Kanal, die Passagierin auf einem Flusskahn war und für deren Tod Männer der Besatzung hingerichtet wurden: Joanna Franks, einst Gattin von F. T. Donovan, dem „Kaiser aller Illusionskünstler“. Das geschah im Juni 1859, aber vieles am Geschehen und am Prozess kommt Morse nun merkwürdig vor. So fängt er retro zu recherchieren an, mithilfe des treuen Sergeant Lewis und einer agilen Bibliothekarin. Jedes Kapitel ist mit einem Motto eingeleitet, von Ovid bis Keats oder Brecht. „The Wench is Dead“ heißt der Roman im Original, die Dirne ist tot. Mit seiner Methode der „spekulativen Unwahrscheinlichkeit“ rückt Morse den Fall wieder zurecht. FRITZ GÖTTLER
Colin Dexter: Gott sei ihrer Seele gnädig. Ein Fall für Inspector Morse.
Aus dem Engl. v. Christiane Friederike Bamberg. Unionsverlag, Zürich 2020. 205 S., 12,95 Euro.
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Colin Dexter – ein
Mord fürs Hospital
Lente currite, noctis equi, heißt es in den Amores des Ovid, trabt langsam, ihr Pferde der Nacht – die Pferde der Zeit, sie sollen deren Lauf verlangsamen. Es gilt auch für Inspector Morse aus Oxford, Colin Dexters angenehm bürgerlichen Helden (und Wagnerianer), im Band „Gott sei ihrer Seele gnädig“, 1989 erstmals erschienen, jetzt im Unionsverlag neu aufgelegt. Morse hat jede Menge Zeit, er liegt – der Magen, der Alkohol! – im Hospital. Dort stößt er, zum Zeitvertreib, auf den Fall der Toten vom Oxford-Kanal, die Passagierin auf einem Flusskahn war und für deren Tod Männer der Besatzung hingerichtet wurden: Joanna Franks, einst Gattin von F. T. Donovan, dem „Kaiser aller Illusionskünstler“. Das geschah im Juni 1859, aber vieles am Geschehen und am Prozess kommt Morse nun merkwürdig vor. So fängt er retro zu recherchieren an, mithilfe des treuen Sergeant Lewis und einer agilen Bibliothekarin. Jedes Kapitel ist mit einem Motto eingeleitet, von Ovid bis Keats oder Brecht. „The Wench is Dead“ heißt der Roman im Original, die Dirne ist tot. Mit seiner Methode der „spekulativen Unwahrscheinlichkeit“ rückt Morse den Fall wieder zurecht. FRITZ GÖTTLER
Colin Dexter: Gott sei ihrer Seele gnädig. Ein Fall für Inspector Morse.
Aus dem Engl. v. Christiane Friederike Bamberg. Unionsverlag, Zürich 2020. 205 S., 12,95 Euro.
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»Einfach dexterisch genial.« The Guardian