Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 3,80 €
  • Buch

Goethe, Hegel, Papst Alexander VI., Kant, der heilige Franz von Assisi, Lili Marleen, Nero, Edmund Stoiber, Lenau, Beckenbauer, Hüttler, Eva Braun, Elsa von Brabant und nicht zuletzt Gott selbst bilden das zentralgestirnlich figurierende Personal von Eckhard Henscheids kleiner Kulturgeschichte, die uns eben diese erschöpfend, ja richtiggehend neu erklärt.Behandelt wird, im Grund- wie im Aufriss, die Problematik des New Yorker WTC-Anschlags wie die Thematik der deutschen Wiedervereinigung im Verbund mit der gleichzeitigen Reichspogromnacht; gestreift die immerhin ziemlich parallele Frage nach…mehr

Produktbeschreibung
Goethe, Hegel, Papst Alexander VI., Kant, der heilige Franz von Assisi, Lili Marleen, Nero, Edmund Stoiber, Lenau, Beckenbauer, Hüttler, Eva Braun, Elsa von Brabant und nicht zuletzt Gott selbst bilden das zentralgestirnlich figurierende Personal von Eckhard Henscheids kleiner Kulturgeschichte, die uns eben diese erschöpfend, ja richtiggehend neu erklärt.Behandelt wird, im Grund- wie im Aufriss, die Problematik des New Yorker WTC-Anschlags wie die Thematik der deutschen Wiedervereinigung im Verbund mit der gleichzeitigen Reichspogromnacht; gestreift die immerhin ziemlich parallele Frage nach der auch fortan geltenden Theodizee; und gründlich durchgenommen bereits im Eingangsessay das Geheimnis, was es mit dem Jahr 1492 auf sich hat.Wer wissen will, wie ein subatomares Meson-Neutrino-Teilchen oder ein Windows-System für Visual Control Objects funktioniert, wie ein Holidaycheckup-Sieselschlump geht oder gar, was die Neue Mitte ist, der wird in diesem Buch garantiert nicht fündig. Alle anderen Menschheitsfragen aber finden sich an seinem Ende gelöst. Mit Ausnahme der Logik der Primzahlen. Und des Mysteriums der Trinität natürlich. Die bleibt weiterhin mysteriös. Aber der Autor will, im Hinblick auf einen möglichen Folgeband, dranbleiben. Wir heißen euch schon mal hoffen."Henscheid stellt in seinen Kurztexten teils gewagte bis aberwitzige Zusammenhänge her, zeigt sich dabei erneut auf so manchem Feld bestens beschlagen, und sowieso unübertroffen ist er in der Meisterschaft des Schreibens."Neue Luzerner Zeitung
Autorenporträt
Eckhard Henscheid, Jahrgang 1941, ist Verfasser u.a. einer Roman-"Trilogie des laufenden Schwachsinns" und des Wörterbuchs "Dummdeutsch". Er lebt heute in Amberg. Seit 2003 erscheint eine auf 15 Bände geplante Werkausgabe bei Zweitausendeins.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2008

Die Hochkultur auf einem Bierdeckel
Eckhard Henscheid ist leider nicht mehr wirklich lustig
39, 55, 59, 64, 83, 124, 143, 146. Auf diesen Seiten des neuen Henscheids „Gott trifft Hüttler in Vaduz” gab es etwas zu kichern. Das war früher aber auch mehr, denkt man, das knapp zweihundertseitige Buch zur Seite legend. Bestimmt hätte sich der Kicherfaktor beim Lesen erhöht, wenn man das eine oder andere Bier getrunken hätte. Die Junge Welt findet, dass Henscheid ein Meister der „wenig bekannten Gattung der Kneipenliteratur” sei. Stimmt schon, aber war er nicht einmal mehr? War er nicht ein Meister der praktisch unbekannten Gattung der Kifferliteratur? Was haben wir gekichert, als wir uns zugedröhnt die „Anekdoten über Fußball, Kritische Theorie, Hegel und Schach” vorgelesen haben, damals in den frühen achtziger Jahren, so blöd, so läppisch waren die. Nun hat das Kiffen allerdings die Essenz der Texte hervorgeholt – das Läppische als Kunstform. Haarscharf an der Pointe vorbei schreiben, den Sinn kurz antippen, bevor er im „Grand Hotel Abgrund” (dazu gleich) verschwindet, das konnte keiner besser als Eckhard Henscheid.
Und er kann es immer noch, siehe Seite 39, das Kapitel über die „Schwierigen Wörter”, darin der Hinweis, dass „kein Geringerer als Franz Joseph Strauß” das vermeintlich einfache Wort Atom stets als „Antom” aussprach. In bekifftem Zustand wäre das zum Kaputtlachen gewesen. Kein Geringerer bedeutet: Man stelle sich den Gottlateiner vor, wie er, läppisch genug, über ein so einfaches Wort stolperte. Aus diesem Zusammenprall von Hoch und Niedrig hat die Kunst von Henscheid gelebt. Downscaling, eine Art Herunterholen, nannte man das Verfahren, die Hochkultur auf einen Bierdeckel zu bringen, gerne auch die Philosopheme eines Adorno oder Horkheimer. Als deren „Grand Hotel Abgrund” – Georg Lukács’ Wort für die Frankfurter Schule – noch stand, hatte das etwas Befreiendes. Heute wirkt dieses Herunterholen nur noch im anzüglichen Wortsinne, als, Pardon, Hirnwichsen.
Zur Ästhetik des Läppischen zählte es zum Beispiel, nichtssagende Stellen aus bedeutungsschweren Werken zu zitieren. Das war weniger gegen die Werke selbst gerichtet als gegen eine pseudointellektuelle Kultur, die diese Werke nur halb verdaut hat. Aber es gibt diese Kultur nicht mehr, und wenn Henscheid wiederholt aus Karl Heinz Bohrers neuen Büchern abseitig zitiert, dann stellt sich leider nur der Gedanke ein, dass man vielleicht doch besser mal wieder ein Bohrer-Buch zur Hand nähme.
Und wen interessiert es noch, wenn Henscheid gegen Nietzsche stänkert? Wirklich verblüffend an dem kurzen Kapitel „Philosophie im Aufwind. Vom Mittelalter zur Gegenwart” ist nur sein Postskriptum: die kurze Mitteilung des Autors, dass sein Geburtsdatum – 14.9.1941 – von hinten wie von vorne gleich lesbar ist, und das sogar noch in der Abkürzung 14.9.41! Palindrome sind ja eigentlich eine Art Wortwitz, und dieser, oder besser gesagt, die Wortwitzigkeit gehört ebenfalls zum festen Bestand der Ästhetik des Läppischen. Ein Kapitel fragt denn auch „Nomen sit omen?” und endet mit einem Merke: „,Wir sind aus Literatur gemacht‘ (Ludwig Tieck) und kehren wieder in sie zurück ,nach Hause‘ (Schorsch Novalis)”. Nur zu wahr. Manche Kapitel bestehen fast nur noch aus der demonstrativ schnoddrigen Reihung von Zitaten aus dem Bildungsschatz, aber im Zeitalter von Google läuft der gebildete Affekt gegen Bildung ins Leere.
Es stimmt schon etwas traurig, wie da die alten Lieblingsfeinde durch die Texte geistern, wie ein Theo Sommer, ein Björn Engholm (um Gottes Willen!) quasi nur noch als Chiffren des eigenen Überdrusses firmieren. Nicht allzu viele neue Namen sind dazugekommen, zwei neueren Datums finden sich in der folgenden, typischen Stelle. Ausgehend von der Bild-Schlagzeile „Wir sind Papst” geht es zu Alice Schwarzers Emma, die zu Angela Merkels Wahl titelte – Zitat – „,Wir sind Kanzler!‘ also nun ein kraft Zitateninkludenz sogar doppeltes Arschgerede ,jenseits von Gut und Böse‘ (Oliver Kahn, quatsch: Friedr. Nietzsche)”.
Quatsch, das sagt es. Wenn das Läppische sich nicht mehr am Gewichtigen reibt, wenn das Höhere im Blödsinn fehlt, dann ist es eben nur noch Quatsch. Im Kapitel „Heim in den Reim” scheint auf, wie vergnüglich so eine „kleine Kulturgeschichte” a la Henscheid sein könnte. Man erfährt, welches der „ganz und gar gehaltloseste Reim” ist und welches der vernageltste, und was ein „herzstehlender” und was ein singulärer Reim ist, und was ein außergewöhnlich törichter. Das bringt uns zum Schluss auf das „Hüttler” im Titel. Damit ist, hahaha, Hitler gemeint.MICHAEL ANGELE
ECKHARD HENSCHEID: Gott trifft Hüttler in Vaduz. Eine kleine Kulturgeschichte. Antje Kunstmann Verlag, München 2008. 187 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz und gar ernüchtert gibt sich der Rezensent Michael Angele von diesem Band mit kurzen Texten des einstmaligen Kultautors Eckhard Henscheid. Penibel zählt Angele auf, auf welchen Seiten des Buches es wirklich witzig zugeht - "39, 55, 59, 64, 83, 124, 143, 146". Eine magere Ausbeute, stellt er fest und begreift fast selbst nicht mehr, wie er den typisch Henscheidschen Umgang mit dem Läppischen früher selbst so großartig finden konnte. Zum Teil schiebt er's darauf, dass er viele Texte früher bekifft zu sich nahm. Zum anderen aber liege es daran, dass die bildungsbürgerliche Kultur, an der Henscheid sich da abarbeite, sich in den letzten Jahrzehnten aufgelöst habe. Darum geht für ihn vieles, von den an zwei Händen abzählbaren Kicher-Stellen mal abgesehen, ins Leere.

© Perlentaucher Medien GmbH