»Ich will Ihnen zeigen, woher Gott kommt.« (Reza Aslan)
In seinem Bestseller »Der Zelot« legte Reza Aslan ein völlig neues Bild des Jesus von Nazareth frei. Hier geht es um noch Größeres: um unser Bild von Gott.
Reza Aslan holt es vom Himmel zurück auf die Erde! Er erzählt ebenso unterhaltsam wie spannend die Religionsgeschichte der Menschheit und zeigt: Gott ist eine Idee der Menschen.
Und vielleicht die beste, die sie je gehabt haben!
Gibt es Gott? - Wir haben die Wahl!
Wie die Menschen Gott entdeckten - eine faszinierende Geschichte
Vom Bestsellerautor von »Der Zelot«
Die Grundlage für ein umfassendes Verständnis und einen offenen Dialog der Religionen
In seinem Bestseller »Der Zelot« legte Reza Aslan ein völlig neues Bild des Jesus von Nazareth frei. Hier geht es um noch Größeres: um unser Bild von Gott.
Reza Aslan holt es vom Himmel zurück auf die Erde! Er erzählt ebenso unterhaltsam wie spannend die Religionsgeschichte der Menschheit und zeigt: Gott ist eine Idee der Menschen.
Und vielleicht die beste, die sie je gehabt haben!
Gibt es Gott? - Wir haben die Wahl!
Wie die Menschen Gott entdeckten - eine faszinierende Geschichte
Vom Bestsellerautor von »Der Zelot«
Die Grundlage für ein umfassendes Verständnis und einen offenen Dialog der Religionen
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2019„Sie sind Gott“
Reza Aslan betreibt Religionsgeschichte in missionarischer Absicht
Unter dem wenig bescheidenen Titel „Gott“ legt Reza Aslan eine Religionsgeschichte der Menschheit vor, die er nach einem radikal subjektiven Konstruktionsprinzip entwirft: seiner individuellen „langen und an Umwegen reichen spirituellen Reise“. Schon der Anspruch, die komplexe Vielfalt aller Religionskulturen in Geschichte und Gegenwart überschauen zu können, irritiert. Mehr noch verwundert die These, dass die gesamte „Geschichte der menschlichen Spiritualität meine eigene Glaubensreise sehr klar“ widerspiegele.
Aslans Eltern waren nach der iranischen Revolution in die USA geflohen. In Absetzung vom Atheismus des Vaters und der nur lockeren Bindung der Mutter an den Islam konvertierte der Sohn hier als Fünfzehnjähriger zum „enthusiastischen Christentum“ einer charismatisch-pfingstlerischen Kirche und entfaltete bald eine intensive Missionstätigkeit unter Mitschülern in religiösen Zeltlagern.
Als dem Absolventen eines von Jesuiten geprägten Colleges der weite Abstand zwischen dem mythischen Christus der kirchlichen Verkündigung und dem jüdischen Wanderprediger Jesus von Nazareth bewusst wurde, begab er sich unter dem Eindruck der Religionskritik Ludwig Feuerbachs, dass Gott nur eine Projektion des menschlichen Selbst sei, „auf die Suche nach einem weiter gefassten Gotteskonzept“, das er wegen dessen Bilderverbot schließlich im Islam fand. Inzwischen bezeichnet sich Aslan als Sufi, dem eine „Offenbarung“ zuteil geworden sei. So habe er „die fundamentale Wahrheit“ des Pantheismus erkannt: „Alles ist eins, und das Eine ist alles“. Was dieses Eine genau sei, müsse jeder für sich entscheiden.
Eine lange Literaturliste und ein fast neunzigseitiger Anmerkungsapparat sollen den Eindruck gelehrter Seriosität erzeugen. Aber der bei Mark Juergensmeyer, dem letzten Assistenten des 1933 aus Deutschland in die USA vertriebenen protestantischen Theologen und Religionsphilosophen Paul Tillich, promovierte Soziologe und Bestseller-Autor will Religionsgeschichte nicht in analytischer Absicht deuten, sondern in frommer Absicht ein in seinen Augen falsches religiöses Konzept zugunsten eines besseren Glaubens verwerfen. Wissenschaftliche Studien von Neurobiologen hätten gezeigt, dass unserem Gehirn die „Neigung“ zum Anthropomorphismus, der Vermenschlichung aller Gottesvorstellungen innewohne.
Aslan spricht hier von einem „angeborenen evolutionären Impuls, das Göttliche zu vermenschlichen“. So will er nicht nur die Universalgeschichte der Vermenschlichung des Absoluten schreiben. Vielmehr sei sein Buch auch „ein Appell, dem Göttlichen nicht länger unsere menschlichen Wünsche unterzuschieben“.
Wie sich durch einen „Appell“ die biologische Grundausstattung des Gehirns überwinden lässt, verrät Aslan allerdings nicht. Die zentrale Einsicht aller modernen Religionskritik, dass nicht ein göttlicher Schöpfer den Menschen als sein Ebenbild erschaffen habe, sondern die Götter nur Wunschgebilde und nützliche Phantasmen der Endlichen seien, instrumentalisiert er für Glaubensreform.
Die wenig originelle These von der „Divinisierung irdischer Politik“, der zufolge die politischen Verhältnisse im Himmel nur eine Spiegelung der politischen Gegebenheiten auf Erden seien, überführt er in den Aufruf, „eine pantheistischere Sicht Gottes zu entwickeln“.
Lassen sich unterschiedliche Grade, ein Mehr oder Minder von Pantheismus denken? Kennt Aslan die klassischen, mit Blick auf Spinoza geführten Pantheismus-Diskurse mit ihren prägnanten begrifflichen Unterscheidungen von Pantheismus und Panentheismus nicht? Soll der alles umfassende Gott auch als böse gedacht werden müssen, wenn denn das Böse ein Element menschlicher Existenz ist? Feuerbachs Projektionsthese erklärt Aslan zu einer „Wahrheit“, die „der Schlüssel zu einer reiferen, friedlicheren, ursprünglicheren Form von Spiritualität“ sei. Der Zusammenhang erschließt sich selbst bei mehrfacher Lektüre nicht. Auch der Gott der Pantheisten, der Eine in allem oder der mit dem Universum Identische, unterlag Feuerbachs Kritik. Viele Hard-core-Pantheisten in den Monistenbünden des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren in ihrem aggressiven Antiklerikalismus und kulturkämpferischen Antikatholizismus alles andere als friedlich.
Aufs Ganze zu gehen, ist riskant. Spätestens seit Aby Warburg steckt Gott im Detail. Doch in vielen Einzelheiten und der Konstruktion von Zusammenhängen liegt Aslan sehr oft falsch. Das Christentum etwa deutet er nach alter religiöser Konvention als eine Tochterreligion des Judentums. Auch habe das frühe Christentum schon in den ersten beiden Jahrhunderten „kaum noch Ähnlichkeiten zur jüdischen Religion“ aufgewiesen. Das ist seit langem widerlegt. Aber Aslan kennt nicht einmal die grundlegenden Arbeiten Peter Schäfers über die vielfältigen Austausch- und komplexen Differenzierungsprozesse zwischen den „Schwesterreligionen“ Judentum und Christentum.
Das „Fazit“ des oberflächlichen Gangs durch die Geschichte ist eine Konfession. Die einst behauptete Kluft zwischen Gott und Mensch gebe es nicht, und vor Gott müsse man sich nicht fürchten. Denn man könne das Gottuniversum erschließen, indem man sich auf das verlasse, „was ich wirklich kennen kann; mich selbst“. Doch sind wir uns völlig transparent? Der Prediger verkündet einen Seelenglauben an die „Existenz eines belebten Geistes als Grundlage des Universums, der unser aller Seelen verbindet – vielleicht mit allem verbindet“. Dies dürfe aber jeder selbst entscheiden. Denn: „Sie sind Gott.“ Spätestens die direkte Anrede an den Leser macht den missionarischen Charakter dieser Geschichtserzählung deutlich.
Nur: Wenn jeder Mensch Gott ist, dann gibt es viele Götter. Wie steht es um die Endlichkeit des Menschen? All die seit vierhundert Jahren umstrittenen Fragen, die seine steilen Behauptungen provozieren, stellt sich Aslan nicht. Der Rezensent hegt keinerlei Sympathien mit der religiösen Rechten der USA. Aber diese hat leider recht, wenn sie Aslan einen Scharlatan nennt. Sollte es irgendeinen Preis für das gedankenloseste Glaubensbuch des Jahres geben, Reza Aslans „Gott“ hätte ihn verdient.
FRIEDRICH WILHELM GRAF
Lassen sich unterschiedliche
Grade, ein Mehr oder Minder
von Pantheismus denken?
Die religiösen Rechten
in den USA nennen Aslan einen
Scharlatan. Leider haben sie recht
Reza Aslan: Gott. Eine Geschichte der Menschen. Aus dem Englischen
von Thomas Görden.
Gütersloher Verlagshaus,
München 2018.
317 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Reza Aslan betreibt Religionsgeschichte in missionarischer Absicht
Unter dem wenig bescheidenen Titel „Gott“ legt Reza Aslan eine Religionsgeschichte der Menschheit vor, die er nach einem radikal subjektiven Konstruktionsprinzip entwirft: seiner individuellen „langen und an Umwegen reichen spirituellen Reise“. Schon der Anspruch, die komplexe Vielfalt aller Religionskulturen in Geschichte und Gegenwart überschauen zu können, irritiert. Mehr noch verwundert die These, dass die gesamte „Geschichte der menschlichen Spiritualität meine eigene Glaubensreise sehr klar“ widerspiegele.
Aslans Eltern waren nach der iranischen Revolution in die USA geflohen. In Absetzung vom Atheismus des Vaters und der nur lockeren Bindung der Mutter an den Islam konvertierte der Sohn hier als Fünfzehnjähriger zum „enthusiastischen Christentum“ einer charismatisch-pfingstlerischen Kirche und entfaltete bald eine intensive Missionstätigkeit unter Mitschülern in religiösen Zeltlagern.
Als dem Absolventen eines von Jesuiten geprägten Colleges der weite Abstand zwischen dem mythischen Christus der kirchlichen Verkündigung und dem jüdischen Wanderprediger Jesus von Nazareth bewusst wurde, begab er sich unter dem Eindruck der Religionskritik Ludwig Feuerbachs, dass Gott nur eine Projektion des menschlichen Selbst sei, „auf die Suche nach einem weiter gefassten Gotteskonzept“, das er wegen dessen Bilderverbot schließlich im Islam fand. Inzwischen bezeichnet sich Aslan als Sufi, dem eine „Offenbarung“ zuteil geworden sei. So habe er „die fundamentale Wahrheit“ des Pantheismus erkannt: „Alles ist eins, und das Eine ist alles“. Was dieses Eine genau sei, müsse jeder für sich entscheiden.
Eine lange Literaturliste und ein fast neunzigseitiger Anmerkungsapparat sollen den Eindruck gelehrter Seriosität erzeugen. Aber der bei Mark Juergensmeyer, dem letzten Assistenten des 1933 aus Deutschland in die USA vertriebenen protestantischen Theologen und Religionsphilosophen Paul Tillich, promovierte Soziologe und Bestseller-Autor will Religionsgeschichte nicht in analytischer Absicht deuten, sondern in frommer Absicht ein in seinen Augen falsches religiöses Konzept zugunsten eines besseren Glaubens verwerfen. Wissenschaftliche Studien von Neurobiologen hätten gezeigt, dass unserem Gehirn die „Neigung“ zum Anthropomorphismus, der Vermenschlichung aller Gottesvorstellungen innewohne.
Aslan spricht hier von einem „angeborenen evolutionären Impuls, das Göttliche zu vermenschlichen“. So will er nicht nur die Universalgeschichte der Vermenschlichung des Absoluten schreiben. Vielmehr sei sein Buch auch „ein Appell, dem Göttlichen nicht länger unsere menschlichen Wünsche unterzuschieben“.
Wie sich durch einen „Appell“ die biologische Grundausstattung des Gehirns überwinden lässt, verrät Aslan allerdings nicht. Die zentrale Einsicht aller modernen Religionskritik, dass nicht ein göttlicher Schöpfer den Menschen als sein Ebenbild erschaffen habe, sondern die Götter nur Wunschgebilde und nützliche Phantasmen der Endlichen seien, instrumentalisiert er für Glaubensreform.
Die wenig originelle These von der „Divinisierung irdischer Politik“, der zufolge die politischen Verhältnisse im Himmel nur eine Spiegelung der politischen Gegebenheiten auf Erden seien, überführt er in den Aufruf, „eine pantheistischere Sicht Gottes zu entwickeln“.
Lassen sich unterschiedliche Grade, ein Mehr oder Minder von Pantheismus denken? Kennt Aslan die klassischen, mit Blick auf Spinoza geführten Pantheismus-Diskurse mit ihren prägnanten begrifflichen Unterscheidungen von Pantheismus und Panentheismus nicht? Soll der alles umfassende Gott auch als böse gedacht werden müssen, wenn denn das Böse ein Element menschlicher Existenz ist? Feuerbachs Projektionsthese erklärt Aslan zu einer „Wahrheit“, die „der Schlüssel zu einer reiferen, friedlicheren, ursprünglicheren Form von Spiritualität“ sei. Der Zusammenhang erschließt sich selbst bei mehrfacher Lektüre nicht. Auch der Gott der Pantheisten, der Eine in allem oder der mit dem Universum Identische, unterlag Feuerbachs Kritik. Viele Hard-core-Pantheisten in den Monistenbünden des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren in ihrem aggressiven Antiklerikalismus und kulturkämpferischen Antikatholizismus alles andere als friedlich.
Aufs Ganze zu gehen, ist riskant. Spätestens seit Aby Warburg steckt Gott im Detail. Doch in vielen Einzelheiten und der Konstruktion von Zusammenhängen liegt Aslan sehr oft falsch. Das Christentum etwa deutet er nach alter religiöser Konvention als eine Tochterreligion des Judentums. Auch habe das frühe Christentum schon in den ersten beiden Jahrhunderten „kaum noch Ähnlichkeiten zur jüdischen Religion“ aufgewiesen. Das ist seit langem widerlegt. Aber Aslan kennt nicht einmal die grundlegenden Arbeiten Peter Schäfers über die vielfältigen Austausch- und komplexen Differenzierungsprozesse zwischen den „Schwesterreligionen“ Judentum und Christentum.
Das „Fazit“ des oberflächlichen Gangs durch die Geschichte ist eine Konfession. Die einst behauptete Kluft zwischen Gott und Mensch gebe es nicht, und vor Gott müsse man sich nicht fürchten. Denn man könne das Gottuniversum erschließen, indem man sich auf das verlasse, „was ich wirklich kennen kann; mich selbst“. Doch sind wir uns völlig transparent? Der Prediger verkündet einen Seelenglauben an die „Existenz eines belebten Geistes als Grundlage des Universums, der unser aller Seelen verbindet – vielleicht mit allem verbindet“. Dies dürfe aber jeder selbst entscheiden. Denn: „Sie sind Gott.“ Spätestens die direkte Anrede an den Leser macht den missionarischen Charakter dieser Geschichtserzählung deutlich.
Nur: Wenn jeder Mensch Gott ist, dann gibt es viele Götter. Wie steht es um die Endlichkeit des Menschen? All die seit vierhundert Jahren umstrittenen Fragen, die seine steilen Behauptungen provozieren, stellt sich Aslan nicht. Der Rezensent hegt keinerlei Sympathien mit der religiösen Rechten der USA. Aber diese hat leider recht, wenn sie Aslan einen Scharlatan nennt. Sollte es irgendeinen Preis für das gedankenloseste Glaubensbuch des Jahres geben, Reza Aslans „Gott“ hätte ihn verdient.
FRIEDRICH WILHELM GRAF
Lassen sich unterschiedliche
Grade, ein Mehr oder Minder
von Pantheismus denken?
Die religiösen Rechten
in den USA nennen Aslan einen
Scharlatan. Leider haben sie recht
Reza Aslan: Gott. Eine Geschichte der Menschen. Aus dem Englischen
von Thomas Görden.
Gütersloher Verlagshaus,
München 2018.
317 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Aslan spricht aus, was vielen Theologen unaussprechlich ist.« Walter Homolka über »Der Zelot«, zeit-online