Tausende katholische Priester, dem Keuschheitsgebot und der Ehelosigkeit verpflichtet, haben Kinder. Für sie wird das Leben oft zur Hölle auf Erden. Ihre Geschichten berichten von Verlorenheit und Verlogenheit, dem Kampf um Anerkennung und immer wieder von der Sehnsucht nach dem Vater. Priesterkinder sind das bestgehütete Tabu in der katholischen Kirche. Von den 17000 Geistlichen in Deutschland haben schätzungsweise 9000 eine heimliche Geliebte - und es gibt rund 3000 Kinder aus diesen verbotenen Beziehungen. Die Kinder sind meist die hilflosen Opfer: Die Väter verleugnen sie aus Angst um ihre Existenz und die Kirchenoberen lassen die Kinder, die es nicht geben darf, im Stich. Annette Bruhns und Peter Wensierski haben erschreckende, bewegende Lebensgeschichten recherchiert. Offen reden Betroffene - Kinder, deren Mütter und Priesterväter - über die Heuchelei der katholischen Kirche und ihr Leben in Lüge und Heimlichkeit. Priestertochter Christina, 21, aus Osnabrück: "Damit sich keiner mehr schämen muß."
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Vierzehn Geschichten, die Licht auf die Situation von - Zölibat oblige - heimlichen Priesterkindern und ihren Mütter werfen, haben die "Spiegel"-Redakteure Annette Bruhns und Peter Wensierski gesammelt, so der Rezensent Matthias Drobinski. Und wenn auch das Thema lange nicht mehr so tabu sei, wie der Klappentext glauben machen will, halte die katholische Kirche nach wie vor am Pflichtzölibat fest. Die "Stärke" dieses Buch liegt für den Rezensenten darin, dass es "keine betroffenheitsgetränkte Anklageschrift" sein will, auch weil die Beteiligten - mit Ausnahme der Kinder natürlich - wissen, worauf sie sich einlassen. Nüchterne Gesprächsprotokolle bilden den Kern des Buches, wobei die "Mutter- und Kinderperspektive" überwiegt, "oft weil der priesterliche Vater entweder verschwunden oder nicht gesprächsbereit war". Gerade aus dieser "Nüchternheit" sieht der Rezensent die "dunklen Seiten" des Pflichtzölibats aufscheinen: sowohl Zerrissenheit zwischen Berufung und Liebe, als auch eine als angenehm empfundene Ungebundenheit der Familie gegenüber.
© Perlentaucher Medien GmbH
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