Gottfried Benn charakterisierte sich einmal mit dem knappen Satz: 'Ich bin ein schlechter Mensch, aber auch ein müder, liege herum, dämmere vor mich hin'. Müdigkeit und Melancholie sind zwei Schlüssel zu Leben und Werk dieses umstrittenen Dichters der blauen Stunden - von der pathologischen Lyrik aus der 'Morgue', mit der er das Publikum der Kaiserzeit schockierte, bis zu den marmornen 'Statischen Gedichten', die ihm in der Adenauer-Zeit zu spätem Ruhm verhalfen. Jörg Magenau untersucht in seinem luziden biographischen Essay Benns Nähe und Distanz zu Geschichte und Nationalsozialismus, zu Ehefrauen und Geliebten, zum Pfarrhaus der märkischen Heimat und zur Großstadt Berlin, und bleibt dabei doch immer auf der Spur von Benns Müdigkeit.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2012Zwischen Weltwissen und Kinderblick
Worin ähneln sich Gottfried Benn, Knut Hamsun und Hans Christian Andersen? Eine neue Buchreihe porträtiert die drei Dichter in kritischen Studien - mit reichlich Bildmaterial.
Bildbiographien, in denen Leben bloß durch Abbildungen und allenfalls noch kurzen Kommentaren dokumentiert wird, können nur ein flaches Schaubedürfnis befriedigen. Zu begrüßen ist eine neue Reihe des Deutschen Kunstverlags, "Leben in Bildern", in der kritische Studien zu Lebensgeschichten jeweils durch Bildteile begleitet werden. Drei der großformatigen Bände seien hier vorgestellt: "Gottfried Benn" von Jörg Magenau, "Knut Hamsun" von Wolfgang Schneider und "Hans Christian Andersen" von Heinrich Detering.
Zum Vergleich drängen die Lebensgeschichten von Benn und Hamsun. Beide ließen sich in ein problematisches Verhältnis zu Hitler ein. Benn geriet nach seiner kläglichen Unterwerfung, als Leiter der Sektion Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste und mit dem Rundfunkvortrag "Der neue Staat und die Intellektuellen", bald selbst ins Kreuzfeuer der Kulturpolitik und wurde 1938 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Schon davor hatte er im militärärztlichen Beruf, wie er 1935 sagte, "die aristokratische Form der Emigration" gewählt. Die kaum verhüllte Verachtung der ins Exil getriebenen Autoren sollte sich nach dem Zweiten Weltkrieg verschärfen. Solche Versteifung politischer Urteile erscheint bei Knut Hamsun als Verblendung. Er war in nordischer Nibelungentreue auf den "Erlöser" aus Deutschland eingeschworen. Obwohl Hitler, bei der Audienz auf dem Obersalzberg am 26. Juni 1943, seine Fürsprache für Landsleute im besetzten Norwegen schroff mit "Schweigen Sie!" beendete, schrieb Hamsun im Mai 1945 einen unglaublich törichten Nachruf auf den Diktator und pries ihn als "Kämpfer für die Menschheit".
Angesichts solcher Verbohrtheit mag es schwerfallen, auch Hamsuns beste Romane unbefangen zu lesen. Aber Wolfgang Schneider in seinem "Hamsun"-Buch und Jörg Magenau in "Gottfried Benn" gelingt die Gratwanderu ng, weder die Schriftsteller zu dämonisieren noch ihre Verirrung zu verharmlosen. Sie zeigen Entwicklungslinien in Leben und Werk auf, die eine Kontinuität erkennen lassen. Der aus kleinen Verhältnissen kommende, in Norwegen beruflich glücklose junge Hamsun wich zweimal nach Amerika aus und brachte ein bissiges Ressentiment gegen die Angelsachsen mit nach Europa zurück. Dem Pfarrerssohn und Absolventen der militärärztlichen Kaiser-Wilhelm-Akademie, Benn, war von Jugend an die linke Parole vom Klassenkampf suspekt. Den anderen Grund für "Naivität gegenüber den Nazis" sieht Magenau in Benns Überzeugung, dass Kunst jenseits der Geschichte stehe.
Versteht man diesen Gedanken nicht als Rechtfertigungsvorwand, so ist er in einem bestimmten Sinne so abwegig nicht. Wir wissen, dass literarische Werke Wirkungskräfte entfalten können, die sich emanzipieren von der Vita des Autors und ihren historischen Voraussetzungen. Wie sollten sonst Romane wie etwa Hamsuns "Hunger" (1891) oder "Mysterien" (1892). "Die Stadt Segelfoss" (1915) oder "Segen der Erde" (1918) wofür er 1920 den Nobelpreis erhielt, noch fesseln.
Das Lebensende hätte bei beiden Schriftstellern gegensätzlicher kaum sein können. Hamsun, als Landesverräter verhaftet und nach Monaten psychiatrischer Beobachtung zu hoher Geldstrafe verurteilt, dämmerte am Ende, wieder versöhnt mit seiner Frau Marie, einer Kinderbuchautorin, auf seinem Gut dahin. Benn erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Triumph. Er war, mit seinem mittlerweile eindrucksvollen dichterischen Werk, zumal mit seiner Lyrik zwischen den "Morgue"-Gedichten (1912) und den "Statischen Gedichten" (1948), aber auch als Garant für schonungsvolle Erinnerung an zweifelhaftes Verhalten im "Dritten Reich", der Mann der Stunde. 1951 erhielt er den Büchner-Preis, 1953 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Für seinen Beitrag zur Reihe des Deutschen Kunstverlags war Heinrich Detering vielfach ausgewiesen, zunächst durch die bahnbrechende Arbeit "Das offene Geheimnis. Zur literarischen Produktivität eines Tabus von Winckelmann bis zu Thomas Mann", die 2002 auch als Studienausgabe erschien. Homosexualität heißt dieses "Geheimnis", das bei Hans Christian Andersen wie bei Thomas Mann eindeutig als Homoerotik zu verstehen ist, also die Trennung von Sexualität und Erotik voraussetzt. Gleichwohl bleibe, so Detering, Andersens Homoerotik in Dänemark noch heute tabuisiert. Wer sich in die labyrinthische Welt von Andersens Märchen vertieft, durch die er berühmt geworden ist, kann den 1805 Geborenen nicht mehr als einen Autor des Biedermeier wahrnehmen, als den ihn die Mehrzahl der Fotografien noch zu zeigen scheint. Detering verweist auf die "Doppelperspektive von erworbenem Weltwissen und bewahrtem Kinderblick": "Andersen, so hat man gesagt, sei der Shakespeare des Kinderzimmers. Daran ist etwas Richtiges, wenn man hinzufügt, dass er auch der Ibsen, der Jules Verne und der Hitchcock, der Baudelaire und die Patricia Highsmith des Kinderzimmers gewesen ist."
Wenn Kierkegaard ihm "Persönlichkeit" absprach, erkannte er wohl zugleich den Kunstcharakter von Andersens Ich. Dessen Narzissmus und Geltungssucht mögen ihren Ursprung im erotischem Außenseitertum und der sozialen Deklassiertheit in der Kindheit haben, aber wohl auch in der augenscheinlichen Hässlichkeit, die auf den Fotos durch keine Pose verdeckt werden kann. Für Verletzungen suchte Andersen Entschädigung auf seinen vielen Reisen. Eben diese Reisen lassen ihn noch einmal zum Revolutionär der Literatur werden - mit seinen "Experimental-Märchen", die sich zumal den Erfahrungen bei der Pariser Weltausstellung von 1867 verdanken. Von ihnen handelt Deterings Kapitel "Die Muse des neuen Jahrhunderts". In seinem Text "Dryade" lässt Andersen eines seiner weiblichen Egos beim Flanieren durch die Stadt der technischen Wunderwerke und der Klassenunterschiede, also "inmitten der Selbstfeier des Kapitalismus", erbärmlich zugrunde gehen. Schon 1859 hatte Andersen nach einer Literatur für "unsere maschinenbrausende Zeit, unsere große Gegenwarts-Fabrik" gerufen.
Wenn im zwanzigsten Jahrhundert Andy Warhol nach Dänemark reiste, so auch Andersens Kunst der Collage wegen. Diese Collagen visualisieren seine neuen Erzähltechniken. Detering: Andersen "hat als Bildkünstler wesentlich zur Entwicklung frühmoderner Ausdrucksformen aus den Konventionen von Spätromantik und Realismus heraus beigetragen". Exemplarisch unter den Collagen auf Bildseiten des Buchs ist die Überlagerung eines Kinderverses von Andersen selbst durch Gedichtausschnitte aus drei Jahrhunderten. Als riesenhafte Collage entworfen hat er einen Wandschirm von großen Tafeln aus tausend verschiedenen Bildquellen. Dazu schreibt Andersen in einem Brief: "Das Pathos des Sujets wird subtil gebrochen durch das Medium und den Gebrauchscharakter des Wandschirms selbst."
Detering verortet den Wandschirm als missing link zwischen der Illustrationskunst der Dickens-Zeit, den Collageromanen von Max Ernst und Peter Blakes Cover für ein Beatles-Album. Dieser Band hat den Rang eines Leitmusters für die in Großformat gedruckte Reihe des Verlags. Detering zeigt vor literatur- und kunsthistorischen Horizont, Leben und Werk Andersens (sein "Lebensmärchen") in neuer Sicht. Geschrieben ist das Buch in einer anschaulichen und ausdrucksreichen essayistischen Sprache, in der selbst exakte Wissensvermittlung wieder Literatur wird.
WALTER HINCK.
Wolfgang Schneider: "Knut Hamsun".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 87 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Jörg Magenau: "Gottfried Benn".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 64 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Heinrich Detering: "Hans Christian Andersen".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 95 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Worin ähneln sich Gottfried Benn, Knut Hamsun und Hans Christian Andersen? Eine neue Buchreihe porträtiert die drei Dichter in kritischen Studien - mit reichlich Bildmaterial.
Bildbiographien, in denen Leben bloß durch Abbildungen und allenfalls noch kurzen Kommentaren dokumentiert wird, können nur ein flaches Schaubedürfnis befriedigen. Zu begrüßen ist eine neue Reihe des Deutschen Kunstverlags, "Leben in Bildern", in der kritische Studien zu Lebensgeschichten jeweils durch Bildteile begleitet werden. Drei der großformatigen Bände seien hier vorgestellt: "Gottfried Benn" von Jörg Magenau, "Knut Hamsun" von Wolfgang Schneider und "Hans Christian Andersen" von Heinrich Detering.
Zum Vergleich drängen die Lebensgeschichten von Benn und Hamsun. Beide ließen sich in ein problematisches Verhältnis zu Hitler ein. Benn geriet nach seiner kläglichen Unterwerfung, als Leiter der Sektion Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste und mit dem Rundfunkvortrag "Der neue Staat und die Intellektuellen", bald selbst ins Kreuzfeuer der Kulturpolitik und wurde 1938 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Schon davor hatte er im militärärztlichen Beruf, wie er 1935 sagte, "die aristokratische Form der Emigration" gewählt. Die kaum verhüllte Verachtung der ins Exil getriebenen Autoren sollte sich nach dem Zweiten Weltkrieg verschärfen. Solche Versteifung politischer Urteile erscheint bei Knut Hamsun als Verblendung. Er war in nordischer Nibelungentreue auf den "Erlöser" aus Deutschland eingeschworen. Obwohl Hitler, bei der Audienz auf dem Obersalzberg am 26. Juni 1943, seine Fürsprache für Landsleute im besetzten Norwegen schroff mit "Schweigen Sie!" beendete, schrieb Hamsun im Mai 1945 einen unglaublich törichten Nachruf auf den Diktator und pries ihn als "Kämpfer für die Menschheit".
Angesichts solcher Verbohrtheit mag es schwerfallen, auch Hamsuns beste Romane unbefangen zu lesen. Aber Wolfgang Schneider in seinem "Hamsun"-Buch und Jörg Magenau in "Gottfried Benn" gelingt die Gratwanderu ng, weder die Schriftsteller zu dämonisieren noch ihre Verirrung zu verharmlosen. Sie zeigen Entwicklungslinien in Leben und Werk auf, die eine Kontinuität erkennen lassen. Der aus kleinen Verhältnissen kommende, in Norwegen beruflich glücklose junge Hamsun wich zweimal nach Amerika aus und brachte ein bissiges Ressentiment gegen die Angelsachsen mit nach Europa zurück. Dem Pfarrerssohn und Absolventen der militärärztlichen Kaiser-Wilhelm-Akademie, Benn, war von Jugend an die linke Parole vom Klassenkampf suspekt. Den anderen Grund für "Naivität gegenüber den Nazis" sieht Magenau in Benns Überzeugung, dass Kunst jenseits der Geschichte stehe.
Versteht man diesen Gedanken nicht als Rechtfertigungsvorwand, so ist er in einem bestimmten Sinne so abwegig nicht. Wir wissen, dass literarische Werke Wirkungskräfte entfalten können, die sich emanzipieren von der Vita des Autors und ihren historischen Voraussetzungen. Wie sollten sonst Romane wie etwa Hamsuns "Hunger" (1891) oder "Mysterien" (1892). "Die Stadt Segelfoss" (1915) oder "Segen der Erde" (1918) wofür er 1920 den Nobelpreis erhielt, noch fesseln.
Das Lebensende hätte bei beiden Schriftstellern gegensätzlicher kaum sein können. Hamsun, als Landesverräter verhaftet und nach Monaten psychiatrischer Beobachtung zu hoher Geldstrafe verurteilt, dämmerte am Ende, wieder versöhnt mit seiner Frau Marie, einer Kinderbuchautorin, auf seinem Gut dahin. Benn erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Triumph. Er war, mit seinem mittlerweile eindrucksvollen dichterischen Werk, zumal mit seiner Lyrik zwischen den "Morgue"-Gedichten (1912) und den "Statischen Gedichten" (1948), aber auch als Garant für schonungsvolle Erinnerung an zweifelhaftes Verhalten im "Dritten Reich", der Mann der Stunde. 1951 erhielt er den Büchner-Preis, 1953 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Für seinen Beitrag zur Reihe des Deutschen Kunstverlags war Heinrich Detering vielfach ausgewiesen, zunächst durch die bahnbrechende Arbeit "Das offene Geheimnis. Zur literarischen Produktivität eines Tabus von Winckelmann bis zu Thomas Mann", die 2002 auch als Studienausgabe erschien. Homosexualität heißt dieses "Geheimnis", das bei Hans Christian Andersen wie bei Thomas Mann eindeutig als Homoerotik zu verstehen ist, also die Trennung von Sexualität und Erotik voraussetzt. Gleichwohl bleibe, so Detering, Andersens Homoerotik in Dänemark noch heute tabuisiert. Wer sich in die labyrinthische Welt von Andersens Märchen vertieft, durch die er berühmt geworden ist, kann den 1805 Geborenen nicht mehr als einen Autor des Biedermeier wahrnehmen, als den ihn die Mehrzahl der Fotografien noch zu zeigen scheint. Detering verweist auf die "Doppelperspektive von erworbenem Weltwissen und bewahrtem Kinderblick": "Andersen, so hat man gesagt, sei der Shakespeare des Kinderzimmers. Daran ist etwas Richtiges, wenn man hinzufügt, dass er auch der Ibsen, der Jules Verne und der Hitchcock, der Baudelaire und die Patricia Highsmith des Kinderzimmers gewesen ist."
Wenn Kierkegaard ihm "Persönlichkeit" absprach, erkannte er wohl zugleich den Kunstcharakter von Andersens Ich. Dessen Narzissmus und Geltungssucht mögen ihren Ursprung im erotischem Außenseitertum und der sozialen Deklassiertheit in der Kindheit haben, aber wohl auch in der augenscheinlichen Hässlichkeit, die auf den Fotos durch keine Pose verdeckt werden kann. Für Verletzungen suchte Andersen Entschädigung auf seinen vielen Reisen. Eben diese Reisen lassen ihn noch einmal zum Revolutionär der Literatur werden - mit seinen "Experimental-Märchen", die sich zumal den Erfahrungen bei der Pariser Weltausstellung von 1867 verdanken. Von ihnen handelt Deterings Kapitel "Die Muse des neuen Jahrhunderts". In seinem Text "Dryade" lässt Andersen eines seiner weiblichen Egos beim Flanieren durch die Stadt der technischen Wunderwerke und der Klassenunterschiede, also "inmitten der Selbstfeier des Kapitalismus", erbärmlich zugrunde gehen. Schon 1859 hatte Andersen nach einer Literatur für "unsere maschinenbrausende Zeit, unsere große Gegenwarts-Fabrik" gerufen.
Wenn im zwanzigsten Jahrhundert Andy Warhol nach Dänemark reiste, so auch Andersens Kunst der Collage wegen. Diese Collagen visualisieren seine neuen Erzähltechniken. Detering: Andersen "hat als Bildkünstler wesentlich zur Entwicklung frühmoderner Ausdrucksformen aus den Konventionen von Spätromantik und Realismus heraus beigetragen". Exemplarisch unter den Collagen auf Bildseiten des Buchs ist die Überlagerung eines Kinderverses von Andersen selbst durch Gedichtausschnitte aus drei Jahrhunderten. Als riesenhafte Collage entworfen hat er einen Wandschirm von großen Tafeln aus tausend verschiedenen Bildquellen. Dazu schreibt Andersen in einem Brief: "Das Pathos des Sujets wird subtil gebrochen durch das Medium und den Gebrauchscharakter des Wandschirms selbst."
Detering verortet den Wandschirm als missing link zwischen der Illustrationskunst der Dickens-Zeit, den Collageromanen von Max Ernst und Peter Blakes Cover für ein Beatles-Album. Dieser Band hat den Rang eines Leitmusters für die in Großformat gedruckte Reihe des Verlags. Detering zeigt vor literatur- und kunsthistorischen Horizont, Leben und Werk Andersens (sein "Lebensmärchen") in neuer Sicht. Geschrieben ist das Buch in einer anschaulichen und ausdrucksreichen essayistischen Sprache, in der selbst exakte Wissensvermittlung wieder Literatur wird.
WALTER HINCK.
Wolfgang Schneider: "Knut Hamsun".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 87 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Jörg Magenau: "Gottfried Benn".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 64 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Heinrich Detering: "Hans Christian Andersen".
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2011. 95 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Walter Hinck bespricht gleich drei der großformatigen Bände der Reihe "Leben in Bildern" des deutschen Kunstverlags: "Gottfried Benn" von Jörg Magenau, "Knut Hamsun" von Wolfgang Schneider und "Hans Christian Andersen" von Heinrich Detering - alle sind gelungene, kritische Studien mit "reichlich Bildmaterial", verspricht der Rezensent. Jörg Magenau gelingt es, Benns problematisches Verhältnis zu den Nationalsozialisten herauszuarbeiten, ohne den Autor vorab zu verurteilen, findet Walter Hinck. Benn hatte sich zunächst in das System eingefügt, als Leiter der Sektion Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste. Seine Stellung als Militärarzt bezeichnete er selbst als "aristokratische Form der Emigration", was ihm den Zorn zahlreicher Exilautoren einbrachte, fasst Hinck zusammen. Magenau versucht, Benns "Naivität gegenüber den Nazis" mit dessen Kunstverständnis zu erklären, berichtet der Rezensent. Der Dichter Benn hat die Kunst stets jenseits der Geschichte stehen sehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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