Aus Anlass von Sempers 200. Geburtstag versammelten sich in Dresden die international führenden Fachleute zum bislang umfangreichsten Kongress zu Werk und Wirkung des Architekten. Im Mittelpunkt des Bandes steht Sempers Dresdner Schaffensperiode (1834-1849), die mit so illustren Bauten wie dem ersten Hoftheater, der Gemäldegalerie und der Villa Rosa die Entfaltung zu einem Architekten von europäischem Format mit sich brachte. Zugleich wurde Dresden mit Sempers neuer "Architektur à la Renaissance" zum Ort baukünstlerischer Avantgarde und strahlte über ganz Deutschland aus. Einen weiteren Schwerpunkt des Bandes bildet Sempers Tätigkeit in anderen europäischen Zentren, der die Besonderheit der Dresdner Situation erhellt und die internationale Ausstrahlung von Sempers Dresdner Bauten vor Augen führt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2007Sempers Coup
Mehr als drei Jahre brauchte es, ehe die Ergebnisse des Kolloquiums zu Gottfried Semper, das im November 2003 an seiner wichtigsten Wirkungsstätte in Dresden stattfand, zum Buch geworden sind. Semper selbst brachte seine ungleich größeren Projekte genauso schnell zu Ende: Das Hoftheater in der sächsischen Hauptstadt, Vorläuferbau der heutigen Semperoper, errichtete er von 1838 bis 1841. Allerdings benötigte der Nachfolgebau, der nach Plänen Sempers von dessen Sohn Manfred ausgeführt wurde, von 1871 an dann deren sieben. Aber welcher andere Architekt hatte schon die Chance, ein altes Werk durch Neuerrichtung zu optimieren? Der Sammelband steht ganz im Zeichen einer Ästhetik der Wiederbelebung, die Semper im Umgang mit dem architektonischen Erbe verfocht. Und so ist es denn auch ihm, dem gebürtigen Hamburger, und nicht etwa den italienischen Baumeistern Friedrich Augusts II. zu verdanken, dass Dresden den Mythos einer italienischen Stadt nördlich der Alpen erwarb. Sempers Neorenaissance erst prägte Elbflorenz - und dann die gesamte architektonische Moderne. ("Gottfried Semper - Dresden und Europa". Die moderne Renaissance der Künste. Hrsg. von Henrik Karge. Deutscher Kunstverlag, München 2007. 392 S., Abb., geb., 48,- [Euro].) apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mehr als drei Jahre brauchte es, ehe die Ergebnisse des Kolloquiums zu Gottfried Semper, das im November 2003 an seiner wichtigsten Wirkungsstätte in Dresden stattfand, zum Buch geworden sind. Semper selbst brachte seine ungleich größeren Projekte genauso schnell zu Ende: Das Hoftheater in der sächsischen Hauptstadt, Vorläuferbau der heutigen Semperoper, errichtete er von 1838 bis 1841. Allerdings benötigte der Nachfolgebau, der nach Plänen Sempers von dessen Sohn Manfred ausgeführt wurde, von 1871 an dann deren sieben. Aber welcher andere Architekt hatte schon die Chance, ein altes Werk durch Neuerrichtung zu optimieren? Der Sammelband steht ganz im Zeichen einer Ästhetik der Wiederbelebung, die Semper im Umgang mit dem architektonischen Erbe verfocht. Und so ist es denn auch ihm, dem gebürtigen Hamburger, und nicht etwa den italienischen Baumeistern Friedrich Augusts II. zu verdanken, dass Dresden den Mythos einer italienischen Stadt nördlich der Alpen erwarb. Sempers Neorenaissance erst prägte Elbflorenz - und dann die gesamte architektonische Moderne. ("Gottfried Semper - Dresden und Europa". Die moderne Renaissance der Künste. Hrsg. von Henrik Karge. Deutscher Kunstverlag, München 2007. 392 S., Abb., geb., 48,- [Euro].) apl
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