„Gottlos“ ist der fünfte Teil von Karin Slaughters „Grant-County“-Reihe um Polizeichef Jeffrey Tolliver und seine ex-Frau/jetzt Lebensgefährtin, die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Linton. Ich habe das Buch schon vor vielen Jahren gelesen, jetzt wurde es neu aufgelegt. Wie die Autorin
die seelischen Abgründe beschreibt, hatte mich schon damals fasziniert, daher habe ich es mir jetzt…mehr„Gottlos“ ist der fünfte Teil von Karin Slaughters „Grant-County“-Reihe um Polizeichef Jeffrey Tolliver und seine ex-Frau/jetzt Lebensgefährtin, die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Linton. Ich habe das Buch schon vor vielen Jahren gelesen, jetzt wurde es neu aufgelegt. Wie die Autorin die seelischen Abgründe beschreibt, hatte mich schon damals fasziniert, daher habe ich es mir jetzt noch einmal vorgenommen.
Aber von vorn.
Dr. Sara Linton und Polizeichef Jeffrey Tolliver tragen bei einem Spaziergang im Wald einen Streit über ihre Beziehung aus. Sara vermutet, dass ihr geschiedener Mann/jetzt wieder Lebensgefährte sie wieder betrügt. Während des Streits stolpert Jeffrey und fällt. Der Waldboden unter ihm klingt hohl. Dadurch aufgeschreckt, beginnen die beiden zu graben und finden eine große Kiste – groß genug, dass eine junge Frau drin lebendig vergraben werden konnte. Inzwischen ist sie tot, nach der Obduktion steht fest, dass sie nicht „einfach nur“ erstickt ist, sondern mit Zyankali vergiftet wurde. Abigail, die Tote junge Frau, gehört einer Freikirche an, die ihr Großvater gegründet hat, die bei näherem Hinsehen fast sektenartige Strukturen aufweist. Die Suche nach Verdächtigen gestaltet sich für Jeffrey, seine Kollegen Lena Adams und Frank Wallace schwierig. Wer könnte ein Motiv haben, die streng gläubige junge Frau auf diese grausame Weise zu töten? Während alle mit privaten Problemen zu kämpfen haben (Lena möchte sich aus ihrer Beziehung mit ihrem gewalttätigen Freund Ethan befreien; Jeffrey und Sara sind wieder zusammengezogen und überlegen, noch einmal zu heiraten), stellt sich heraus, dass Abigail nicht die erste war, die da im Wald vergraben wurde. Eine weitere Leiche wird aber nicht gefunden. Als dann aber Abigails Schwester Rebecca ebenfalls verschwindet, läuft den Ermittlern die Zeit davon. Wurde sie ebenfalls vergraben? So oder so müssen sie sie so schnell wie möglich finden.
Wow. Was für Abgründe tun sich in dem Buch auf! Karin Slaughter verknüpft alle Widerwärtigkeiten gekonnt, schreibt wie üblich brutal, schonungslos und in handfester Sprache. Es wird derbe beschimpft, geflucht und gemordet, aber dazwischen gibt es immer mal wieder ein paar Bibelverse fürs Seelenheil. Ich hatte „Gottlos“ vor einigen Jahren im Original zum ersten Mal gelesen, aber auch bei diesem Mal bin ich durch das Buch geflogen. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und die Ermittlungen bringen einige Wendungen. Obwohl der Schluss mich nicht ganz überrascht hat, war es für mich ein spannender Thriller. Der Spannungsbogen mäandert ein bisschen vor sich hin, die Ausflüge ins Privatleben der Protagonisten nehmen manchmal sehr viel Tempo aus der Geschichte und zerreden die Spannung ein bisschen. Außerdem ist die Geschichte zum Teil auf Zufällen aufgebaut, die so konstruiert sind, dass ich manchmal den Kopf schütteln musste. Tessa (Saras Schwester, die mir seit ihrem ersten Auftreten auf die Nerven geht) geht ausgerechnet in die Freikirche, die mit der toten jungen Frau zusammenhängt? Und alle sind irgendwie mit allen verwandt? Naja, so etwas zu konstruieren muss man erst einmal hinbekommen.
Die Protagonisten waren mir bekannt, die Entwicklung aller ist nachvollziehbar. Dass Sara und Jeffrey wieder zusammenkommen, war ja schon seit dem Vorgängerband „Schattenblume“ klar, an den dieses Buch zeitlich sehr nah anschließt. Die toxische Beziehung zwischen Ethan und Lena bereitete mir persönlich fast körperliche Schmerzen, vor allem, dass sie nicht von ihm loskommt.
Das Buch ist nichts für schwache Nerven und empfindliche Mägen, ich empfehle es daher natürlich allen Fans der Serie. Neulingen empfehle ich, die vorherigen Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Natürlich kann man das Buch auch ohne Vorkenntnisse verstehen, sie machen aber vieles leichter. Es ist sicher nicht Karin Slaughters bestes Buch, dafür gibt es zu viel „unnötiges Geplänkel“ und zu viele Längen. Von mir gibt es daher vier Sterne.