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Tag und Nacht waren die Soldaten hüben und drüben im Matsch der Gräben den Kugeln und Senfgasangriffen ausgeliefert: der Erste Weltkrieg war in mancher Hinsicht brutaler, als jede spätere militärische Auseinandersetzung. Tardi liess sich die Details des Schreckens von seinem Grossvater erzählen und gestaltete den Horror in mehreren seiner Comics. Sein Grabenkrieg ist das definitive Antikriegs-Epos!

Produktbeschreibung
Tag und Nacht waren die Soldaten hüben und drüben im Matsch der Gräben den Kugeln und Senfgasangriffen ausgeliefert: der Erste Weltkrieg war in mancher Hinsicht brutaler, als jede spätere militärische Auseinandersetzung. Tardi liess sich die Details des Schreckens von seinem Grossvater erzählen und gestaltete den Horror in mehreren seiner Comics. Sein Grabenkrieg ist das definitive Antikriegs-Epos!
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.09.2002

Angekommen am Ende der Nacht – Tardis „Grabenkrieg”
Ein Sterbender, der sich rettungslos verheddert hat im Stacheldraht, an einer der Frontlinien des Ersten Weltkriegs. Sein letztes Wort geht an die Frau, die er liebt und an die er denken muss – und es wird aufgefangen von ihr, in ihrem stummen Blick, Meilen entfernt, am Fließband in der Waffenfabrik.
Die Kommunikation ist nahtlos und perfekt in den Comics von Tardi, zwischen den einzelnen Bildern, den einzelnen Partien. Eine Perfektion, die auch Fatalität signalisiert, die das Pendant ist zur Unerbittlichkeit, mit der die Menschen ihrem Schicksal entgegengehen, in den Monaten, die dem Oktober 1917 folgten. „Grabenkrieg” heißt das Werk, das nun auf deutsch vorliegt, fast zehn Jahre nach seinem französischen Erscheinen (deutsch von Michael Hein, Edition Moderne, Zürich, 125 Seiten, 19,80 Euro).
Es ist ein Krieg, von dem die Franzosen, auch nach Jahrzehnten, nicht losgekommen sind, der immer noch unauslöschlich herumspukt in ihrer Erinnerung. Voller Echos sind die Bilder, denn das Gedächtnis verliert gern den großen Überblick, aber erweist sich als unnachsichtig im Detail. Und konfrontiert uns mit bleichen Gesichtern und tiefen Augenhöhlen, mit verdrehten Toten und erschöpften Schläfern, mit Gewehrfeuer und Handgranaten, mit Essensresten und mühsam unterdrückten Erinnerungen an die Frauen daheim, mit den Trümmern der Häuser und Kirchen und mit den Leichenbergen im Schlamm des Niemandslandes . .. Jacques Tardi, dem wir bereits tiefe Einblicke verdanken in die schwarzen Welten von Nestor Burma oder von Célines „Reise ans Ende der Nacht”, lässt auch diesmal nichts vom Horror damals aus und führt dadurch seine Kunst zur äußersten Objektivität – wie sie sonst nur im Kino erreicht wurde, von dem Tardi, durchaus dankbar, sich als inspiriert erklärt: Jean Renoirs „Grande Illusion” oder Howard Hawks’ „Sergeant York”, Chaplins „Shoulder Arms” oder King Vidors „Big Parade”.
Eine Stimme aber drängt sich immer wieder dazwischen ins vielfältige Spiel der Erinnerungen, die Stimme von seinem Freund und Kameraden Jean-Pierre Verney, der alles weiß über den Ersten Weltkrieg und dessen Dienste Tardi täglich bei seiner Arbeit in Anspruch genommen hat: „Für jedes Bild in diesem Band waren eines oder mehrere Telefongespräche nötig ...” Keine billige Effektehascherei steckt hinter diesen Bildern, sondern ein strenges künstlerisches Ritual – die Besessenheit, zu der der Zeichner sich verpflichtet hat, soll am Ende dem Leser für einen Moment der Befreiung dienen. „Wenn er hingerichtet wird, wird der Soldat dann an einen Pfahl gebunden, mit verbundenen Augen? – Nicht unbedingt, nur wenn er es will. In manchen Fällen heftete man eine Zielscheibe aus weißer Pappe an die Stelle, wo das Herz ist . ..”
FRITZ GÖTTLER
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