Christoph Nix ist 40 Jahre nach Antonio Gramscis Tod nach Sardinien gereist. Dem philosophischen Sarden, dem politischen Praktiker über seine Herkunft näher zu kommen, war das Ziel. Seit 1981 folgten über 50 Reisen auf die Insel. Er knüpfte sich ein starkes Band mit weitreichenden Folgen: gemeinsame Theaterprojekte, eine Oper für Gramsci, menschliche und politische Begegnungen. Sein Tagebuch legt davon Zeugnis ab, zeigt Wege quer über die Insel, findet neue Geschichten, ordnet alte Gedanken, ermutigt zu einem persönlichen Zugang zu Sardinien, seinen Menschen, der Landschaft, der Musik und der Kunst. Der Autor eröffnet einen anderen Blick, für den eine gute Karte oder ein Smartphone hilfreich sein können. Wenig Sprachkenntnisse sind kein Hindernis, es zählt die innere Suchbewegung. Der Rest fällt einem zu: Restaurants, Museen, Kirchen, Volkshäuser, Häfen, Festivals und vor allem die Begegnung mit Menschen, der Einsamkeit, dem Meer und manchmal auch mit Feen und Engel. Zwischen Dünen und Bergen, Bäumen und Felsen, auf den Plätzen und in den Kirchen wird gelegentlich Gramscis Geist um die Ecke kommen. Mal in Gestalt eines Hundes, eines Kindes oder einer Eisverkäuferin. Mal denkt er, mal träumt er: »Sich selbst zu kennen, will heißen, sein eigenes Sein zu leben, will heißen Herr seiner Selbst zu sein, sich von den anderen abzuheben, aus dem Chaos auszubrechen [...] Und das kann man nicht erreichen, wenn man nicht auch die anderen kennt, ihre Geschichte, ihre Landschaften, ihre Anstrengungen, die sie unternommen haben, um das zu werden, was sie sind«. In diesem Sinne ist dieses Buch ein politischer Reiseführer auf den Spuren von Gramsci.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Das Ergebnis langjähriger Gramsci-Studien legt Christoph Nix hier vor, freut sich Rezensent Claus-Jürgen Göpfert. Nix begibt sich auf Spurensuche in die Heimat des marxistischen Politikers und Philosophen, der 1937 nach zehn Jahren Haft starb: In Sardinien findet Göpfert unter anderem das Haus sucht dort nach Spuren von Gramscis Leben. . Daneben finden sich Querverbindungen zu anderen Themen, Ernst Jünger etwa kommt vor, der Sardinien als eine zivilisationsferne Gegend feierte - Nix hält dem mit Gramsci entgegen, dass die Sarden damals vor allem Ausgebeutete waren. Auch eine Bergarbeiterstadt und ein abgerissenes Künstlerhotel kommen vor, zählt der Rezensent auf, kurz lauter Spuren, die dem jubelnden Rezensenten zeigen: "Gramscis Geist lebt".
© Perlentaucher Medien GmbH
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