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Ein geheimes Paradies auf Erden, das ist das Périgord. Oder vielmehr war, denn die Weinberge der Gegend sollen von einem amerikanischen Weinunternehmer aufgekauft werden. Es gärt im Tal, in den alten Freund- und Seilschaften, und in einem Weinfass findet man etwas völlig anderes als Wein eine Leiche.

Produktbeschreibung
Ein geheimes Paradies auf Erden, das ist das Périgord. Oder vielmehr war, denn die Weinberge der Gegend sollen von einem amerikanischen Weinunternehmer aufgekauft werden. Es gärt im Tal, in den alten Freund- und Seilschaften, und in einem Weinfass findet man etwas völlig anderes als Wein eine Leiche.
Autorenporträt
Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung ¿The Guardian¿. Heute ist er im Vorstand eines Think-Tanks für Topmanager in Washington. Seine ¿Brunö-Romane erscheinen in 18 Sprachen.
Rezensionen
»Man hätte kaum eine Stunde in anregenderer Unterhaltung verbringen können als mit dem gebürtigen Schotten.« Walter Meier / Neue Zürcher Zeitung Neue Zürcher Zeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2010

DAS HÖRBUCH
Kommune und Kapital
Johannes Steck liest „Grand Cru“,
den zweiten Fall für Bruno
Martin Walker ist geborener Schotte, politischer Journalist und Managementberater. Als solcher ist er prädestiniert, sich in Frankreich zu verlieben. Wo, wenn nicht dort, locken feines Essen, Muße und Natur? Insofern genießt er unsere Sympathie für den Entschluss, sich das Périgord zur Zweitheimat zu wählen. Auch dass er ebendort, in Saint-Denis, einen Kleinstadtpolizisten namens Bruno ermitteln und den nunmehr zweiten Fall lösen lässt, ist Ausdruck von Bonhomie und keineswegs zu tadeln. Die Frage, ob aus so viel Wohlsein spannende Romane entstehen, bleibt davon jedoch unberührt.
Noch keine vierzig Jahre ist Bruno alt und unbeweibt. Zu Beginn von „Grand Cru“ schreckt ihn ein Scheunenbrand aus seinem Junggesellenschlaf. Außerdem ist ein Acker verkohlt. Der Anschlag ist für lange Zeit die einzige kriminelle Tat. Nachdem die Hälfte der Handlung vorbeigezogen ist, erleidet ein alter Mann einen Herzinfarkt und stirbt ein junger Mann in einem Weinfass. Die Geschichte hinter diesen beiden Todesfällen zu entwirren, gelingt Bruno en passant.
Die eigentliche Handlung vollzieht sich ganz im Atmosphärischen. „Grand Cru“ ist der Roman einer Haltung und eines Landstrichs. Die Hauptdarsteller hören auf die Namen Tarte und Vinaigrette, Pâté und Schinken, Rosenknospenmarmelade, Croissant, Baguette, Entenschmalz und Trüffelomelette – Wörter, die durch pure Evokation alles Unwohlsein mit einem Bannfluch belegen. Wenn Bruno über den Markt spaziert, kennt er „alle Händler persönlich und die meisten ihrer Kunden.“ Die Stadt ist ihm Familie, sie nährt ihn, er beschützt sie. Bruno erscheint als das personifizierte Saint-Denis: herzlich, langsam, traditionsverbunden. Er ist Teil der „großartigen Winzerkultur seines Heimatbezirks“ im „gastronomischen Herzland von Frankreich“, wo sich die meisten Gebräuche „wie schon seit Jahrhunderten abspielen“ und die Weine „seit Hunderten Jahren“ traditionell gewonnen werden. Die Postkarte ist hier Programm.
Flotte Damen, spitze Lippen
Das Idyll ist bedroht, es fällt aber nicht. Gerade im Angesicht von Globalisierung, Gentechnik und Klimawandel bewährt sich das Modell Saint-Denis. Der Investor aus den USA, der eine Großkellerei etablieren will, wird von den tapferen Galliern in die Flucht geschlagen; stattdessen soll eine gemeinwohlorientierte Aktiengesellschaft die Interessen von Kommune und Kapital versöhnen.
Johannes Steck liest das lange Werk, das sich durchaus hätte filetieren lassen, sonor und variantenreich. Er schlüpft durch Modulations- und Tempowechsel in verschiedene Rollen, verleiht der „verrückten Engländerin“ einen britischen Akzent, gibt dem großmäuligen Inspektor von außerhalb ein derbes, breites Idiom, spitzt die Lippen und flötet, wenn flotte Damen erscheinen. Aufs Ganze gesehen aber verdoppelt er durch den Hang zum Märchenonkelhaften Walkers umständliche Erzählweise. So entsteht ein Produkt der Diogenes-Kultur von hoher Wiedererkennbarkeit: kultiviert, unaufgeregt, betulich. Darauf einen Sauvignon!
ALEXANDER KISSLER
MARTIN WALKER: Grand Cru. Der zweite Fall für Bruno, Chef de police. Gelesen von Johannes Steck. Diogenes Hörbuch, Zürich 2010. 8 CDd, 551 Min, ca. 30 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen "Genusskrimi" nennt Peter Lückenmeier den zweiten Roman von Martin Walker, der jetzt als Hörbuch vorliegt. Für Krimifreunde, die Spannung erwarten, scheint dem Rezensenten das Werk ungeeignet, wimmelt es hier doch nur so von Nettigkeiten. Die Geschichte um den ebenso smarten wie netten Polizeichef von Saint-Denis plätschert nach seiner Einschätzung undramatisch dahin, ohne den Hörer irgendwann zu packen. Dass Lückenmeier das Hörbuch dennoch nicht vor Ende ausgeschaltet hat, liegt am Sprecher Johannes Steck, der seine Sache "ausgezeichnet" gemacht habe. Sein Fazit: Wer "gute Laune, Heiterkeit und die Beschreibung von Wein und Mahlzeiten" zu schätzen weiß, wird mit Walkers "Crand Cru" etwas anzufangen können.

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