Mein erster Roman aus dem Luzifer Verlag entführte mich in das Graue Land. Eine Reise an die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit, ans Ende der Welt. H. P. Lovecraft hätte sich vor allem über den ersten Teil des Buches gefreut. Tiefgründig führt er uns in die Gedankenwelt eines Mannes, der nicht
für die Endzeit geschaffen zu sein scheint.
Inhalt:
Harvey lebt mit seiner schwerkranken Frau…mehrMein erster Roman aus dem Luzifer Verlag entführte mich in das Graue Land. Eine Reise an die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit, ans Ende der Welt. H. P. Lovecraft hätte sich vor allem über den ersten Teil des Buches gefreut. Tiefgründig führt er uns in die Gedankenwelt eines Mannes, der nicht für die Endzeit geschaffen zu sein scheint.
Inhalt:
Harvey lebt mit seiner schwerkranken Frau Sarah ziemlich abgelegen am Rand einer amerikanischen Kleinstadt. Von einem auf den anderen Tag ändert sich alles, sein Zeitungsjunge kommt nicht mehr, Fernsehen und Radio fallen aus und selbst übers Handy ist niemand zu erreichen. Schließlich gibt es auch keinen Strom mehr und Harvey ist alleine mit seiner apathischen Frau, während des Nachts seltsame Kreaturen ums Haus schleichen. Er macht sich durch alles bedeckenden grauen Nebel auf, den Lebensmittelhändler Murphy und seine Nachbarn zu besuchen, doch was ihn dort erwartet, lässt ihn erst recht an die Grenze des Erträglichen geraten.
Setting:
Amerika muss ja gerne für Endzeitszenarien, Virenausbrücke und Zombies herhalten. Michael Dissieux nutzt aber gekonnt die Weite und Leere des Landes und die Eigenheiten der ländlichen Bevölkerung, um seiner Geschichte die feste Basis zu geben. Das Szenario ist nachvollziehbar und fesselt dadurch umso mehr. Es könnte so passieren und wie würde man sich selbst verhalten, eine Frage, die man sich unweigerlich stellt.
Charaktere:
Harvey hat in seinem Leben schon einiges erlebt, von dem vieles in Rückblenden erzählt wird. Sein einziger Lebensinhalt ist die Pflege seiner Frau, sein Sohn samt Familie weit weg. Seine Nachbarn und seinen alten Freund Murphy sieht er nur noch sporadisch. Ein einsamer Mensch in einer Welt, die ihn noch einsamer macht. Er ist die Hauptfigur um die sich alles dreht und ich habe mich gerne in Harveys Welt entführen lassen. Die später auftauchenden Charaktere erweitern die Geschichte sinnvoll, allerdings gelingt es nicht, so viel emotionale Bindung wie zu Harvey aufzubauen.
Geschichte:
Eine Geschichte um Einsamkeit, Ausweglosigkeit, Sinnlosigkeit und unbeirrtes Weitermachen. Umgeben von aus H. P. Lovecraft Romanen entschlüpften Monstern und immer Stephen Kings Zitat "Die Welt hat sich weitergedreht" im Kopf, geht es vor allem ums Überleben, ob es nun Sinn macht oder nicht. Nachdem der erste Teil vor allem durch Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist, kommt im zweiten etwas Hoffnung auf. Dass diese allerdings trügerisch ist, versteht sich von selbst. Lesenswert, manchmal etwas langatmig, was wiederum zum Hauptcharakter passt, langsam erzählt, ist sie etwas sehr eigenes und nicht zu vergleichen mit "normalen" Zombie- und Endzeitromanen.
Fazit:
Michael Dissieux erzählt eine sehr bedrückende Geschichte, in der nicht viel Platz für fröhliche Momente ist. Er entführt uns in die absolute Einsamkeit und stellt nicht nur einmal die Sinnfrage. Eine Geschichte, die auch dank ihren Bezug auf H. P. Lovecraft und Stephen King mir sehr gut gefallen hat. Perfekt hätte ich sie gefunden, wenn es nur um Harvey gegangen wäre. So wird es zum Ende hin dann doch mehr zum normalen Zombie-Roman und bereitet schon mal auf den zweiten Teil vor. Trotzdem eine Leseempfehlung für Fans des Genres, die gerne ihren Horizont erweitern. Ein Buch, auf das man sich einlassen sollte, sich entschleunigen und einfach die Reise in die absolute Einsamkeit genießen. Horror, der nicht mit plumpen Effekten arbeitet, sondern einen direkt in der Seele trifft.