Für mich zu blutig und zu grausam für ein Jugendbuch
Achtung: dieses Buch ist stellenweise sehr grausam und brutal!
London irgendwann in der Zukunft: Die Gesellschaft ist in Pures, die Oberschicht, die in Luxus lebt und Dregs, die ihnen dienen unterteilt. Einigen Dregs werden die Kinder
weggenommen und zum „Zirkus“ gebracht, dort müssen sie fortan arbeiten, bis sie sterben und alle…mehrFür mich zu blutig und zu grausam für ein Jugendbuch
Achtung: dieses Buch ist stellenweise sehr grausam und brutal!
London irgendwann in der Zukunft: Die Gesellschaft ist in Pures, die Oberschicht, die in Luxus lebt und Dregs, die ihnen dienen unterteilt. Einigen Dregs werden die Kinder weggenommen und zum „Zirkus“ gebracht, dort müssen sie fortan arbeiten, bis sie sterben und alle sterben, möglichst jung. Denn im Zirkus geht es nicht darum großartige Artistik zu sehen oder dergleichen, es geht darum die Dregs sterben zu sehen, möglichst spektakulär. So werden Kinder von Löwen zerfleischt oder müssen auf dem Hochseil Kunststücke vorführen, ohne Sicherung. Eine Vorstellung gilt nur als Erfolg, wenn dabei auch Dregs sterben. Ihnen werden Gefühle abgesprochen, sie gelten für die Pures als wertlose Parasiten.
Hoshiko ist eine Dreg, sie ist der aktuelle Star des Zirkus. Sie zeigt unglaubliches auf einem Hochseil, 15 Meter über dem Boden. Jetzt scheint ihre Zeit abgelaufen, der Zirkusdirektor will sie los werden und das möglichst Spektakulär. Doch Hoshiko begegnet Ben, einem Pure, der noch dazu der Sohn einer hochrangigen Politikerin ist. Gegen alle Regeln verlieben sie sich ineinander, doch kann das in dieser Welt gut gehen?
Das Buch erinnert stark an „Die Tribute von Panem“, allerdings fand ich es nicht so gut. Für mich wirkte die Liebesgeschichte zu konstruiert. Ben sieht Hoshiko auf dem Hochseil und ist sofort verliebt? Noch dazu, wo ihm andauernd von seiner Familie und in der Schule vorgebetet wird, dass Dregs Müll sind? Das erschien mir sehr unrealistisch.
Zudem ist es für mich ein zu krasser Gegensatz zum grausamen Alltag im Zirkus. Hoshiko betont immer wieder, dass sie die Pures hasst und dann ganz plötzlich liebt sie Ben? Das hat für mich einfach nicht gepasst. Es ging viel zu schnell und wirkte auf mich absolut an den Haaren herbeigezogen und unnötig.
Ich fand Hoshiko sympathisch und bis zu der Geschichte mit Ben auch glaubwürdig. Sie tut mir schrecklich leid, so wie die anderen Dregs. Ich finde es furchtbar, wie sie behandelt und ermordet werden.
Ben kam mir von Anfang an total weltfremd vor. Er lebt in dieser Welt, aber er scheint die Rosarote Brille nur widerwillig abzunehmen. Wie kann es zum Beispiel sein, dass alle, auch sein Bruder, wissen, dass es beim Zirkus nur darum geht möglichst viele Dregs grausam sterben zu sehen, nur er nicht?
Ich fand das Buch zu grausam für ein Jugendbuch. Ich weiß, dass das gerade der Trend ist, je genauer beschrieben, desto besser. Aber ich finde es geht zu weit. Ich will nicht en detail miterleben wie Kinder von Löwen oder Haien zerfleischt werden oder sonst irgendwie gefoltert und ermordet. Ich finde, das Buch wäre nicht minder erschreckend, wenn vieles nur angedeutet würde.
Fazit: Leider war das Buch nicht wirklich mein Fall. Die Grundidee, die mich stark an „Die Tribute von Panem“ erinnert hat, gefiel mir gut, war in ihrer Gestaltung für mich aber viel zu grausam und brutal. Ich nenne das immer gern den „Game of Thrones“-Effekt: je blutiger und brutaler das Gemetzel, desto besser. Nur, dass ich das nicht mag. Ich persönlich ziehe es vor, wenn vor allem in einem Jugendbuch (!) mehr angedeutet, als beschrieben wird, wenn schon Menschen auf so brutale Art und Weise sterben müssen.
Die Liebesgeschichte war für mich leider komplett unglaubwürdig. Es ging alles viel zu schnell und wirkte unlogisch und an den Haaren herbeigezogen. Mir kam es hier so vor, als hätte die Autorin eine Liste für dystopische Dilogien abgehakt: grausame Welt – Haken, blutige Gemetzel – Haken, Liebesgeschichte – die muss ja auch noch rein, Haken.
Leider war das Buch nicht mein Fall. Die Grundidee hat viel Potential, das wie ich finde, nicht richtig ausgeschöpft wurde. Die Liebesgeschichte, hätte für mich deutlich mehr unterfüttert werden müssen, sich langsamer entwickeln müssen, statt so plötzlich von Liebe zu sprechen, vollkommen aus dem Nichts.