Die Geschichte der Stadt Claysville und des geheimnisvollen Pakts, den ihre Bewohner vor vielen Generationen geschlossen haben, ist kreativ, geistreich und lässt sich in keine der Schubladen stopfen, die im Genre Fantasy in den letzten Jahren so beliebt waren: Es gibt keine Vampire, keine Engel,
keine Magie (oder zumindest keine typische), keine Endzeitstimmung, und die Welt der Toten ist…mehrDie Geschichte der Stadt Claysville und des geheimnisvollen Pakts, den ihre Bewohner vor vielen Generationen geschlossen haben, ist kreativ, geistreich und lässt sich in keine der Schubladen stopfen, die im Genre Fantasy in den letzten Jahren so beliebt waren: Es gibt keine Vampire, keine Engel, keine Magie (oder zumindest keine typische), keine Endzeitstimmung, und die Welt der Toten ist faszinierend, vielschichtig und gut durchdacht. Jedes Detail ist stimmig und fügt sich in das bunte Puzzle dieser Welt ein.
Der Schreibstil webt eine dichte Atmosphäre, die mich direkt im Prolog schon in die Geschichte gezogen hat. Vieles wird in den ersten Kapiteln bereits angedeutet, aber nicht konkret ausgesprochen, was bei mir die Neugier geweckt hat: was ist das für ein Städtchen? Warum verlässt es so gut wie Niemand, warum haben sie so strenge Gesetze, wenn es um Beisetzungen geht? Warum darf man nicht einfach so Kinder bekommen? Was haben die ursprünglichen Gründer der Stadt getan?
Die Geheimnisse von Claysville enthüllen sich langsam, Stück für Stück. Mit jedem Kapitel kam mir das Buch mehr vor wie ein Film von M. Night Shyamalan (dem Regisseur von "The Village" und "Sixth Sense") - auch hier beschleicht einen mehr und mehr das Gefühl, dass sich hinter der Normalität Abgründe verstecken. Obwohl es auch ein paar Kapitel gab, die mehr zu der skurillen Darstellung des Lebens nach dem Tode in Tim Burtons "The Corpse Bride" passen würden... So oder so bleibt es durchweg spannend - bis auf einen leider (meiner Meinung nach) schwachen Schluss.
Die meisten Charaktere sind gut geschrieben und man kann sie sich lebhaft und bildlich vorstellen. Hier findet man weder die stereotypen Helden noch die klischee-behafteten Bösen, was mir sehr gut gefiel! Ich hätte mir gewünscht, über einige der Charaktere mehr zu erfahren: Daisha, Penelope, Alicia, Amity und natürlich Charles... Ob es wohl noch einen zweiten Band geben wird?
Das Buch war blutiger, als ich erwartet hatte, aber ich fand es für ein Buch, dass für Erwachsene gedacht ist, nicht übertrieben oder zuviel.
Ich habe mich etwas schwer getan, mit den beiden Hauptcharakteren, Byron und Rebekkah, warm zu werden. Das Hin und Her zwischen ihnen, die niemals enden-wollende emotionale Ungewissheit, die Schuldgefühle, um die sich die Geschichte in vielen Kapiteln dreht, fand ich manchmal etwas zermürbend und ich hatte fast das Gefühl, dass dieser Konflikt in die Länge gezogen wurde, um der Geschichte mehr Spannung zu verleihen - was sie eigentlich gar nicht nötig hätte. In einem Jugendbuch mit pubertierenden Protagonisten wäre dieses Gefühlschaos durchaus glaubhaft gewesen, aber hier geht es um Erwachsene! Das hat für mich die Romantik ziemlich vermiest.
Dagegen akzeptieren die beiden wiederum ihr Schicksal erstaunlich schnell... Ich hätte mit mehr Zorn, mehr Auflehnung gerechnet. Ich will hier noch nicht zu viel verraten: es passiert z.B. etwas, dass Byron seine Gefühle zu Rebekkah hinterfragen lässt - aber nur sehr kurz, dann ist es ihm auf einmal egal und er kehrt zurück zu seiner hingebungsvollen, fast schon unterwürfigen Liebe.
Rebekkah selbst wirkt oft unnahbar und reserviert, gelegentlich sogar etwas schroff und abweisend, was es mir schwerer gemacht hat, mit ihr zu sympathisieren. Andererseits kann man sie doch verstehen, denn ihr Leben war oft nicht gerade einfach.
Das Ende war keine wirkliche Überraschung und alles löste sich für mich dann doch etwas zu schnell und sauber in Wohlgefallen auf... Deswegen gab es in der Rubrik "Spannung" für mich Punktabzug.
Am Liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen! Ich bin gerne mit Melissa Marr durch diesen Roman gewandert, auch wenn das Hick-Hack zwischen Byron und Rebekkah mich öfters nervte wie ein Steinchen im Schuh. Ein leichtes Gefühl fehlender Erfüllung bleibt - das Buch fühlt sich für mich nicht ganz abgeschlossen an und ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird.