Hinleitung Im Dezember 2007 sitze ich in einem Berliner Café. Während des Gesprächs mit 1 der Cafébesitzerin holt diese beiläufig ein Zigarettenpäckchen der Marke "Jin Ling" hervor. Dabei handelt es sich um in der russischen Exklave Kaliningrad hergestellte Tabakwaren. Die "Jin Ling" würde sie immer von einem Vietnamesen erwerben, der in einer S-Bahn-Station die Stange für 18 Euro, einzelne Päckchen für zwei Euro verkaufe. Ich erzähle ihr von meiner mehrmonatigen Feldforschung an der Grenze zu Kaliningrad, auf der diese Arbeit beruht, und schildere dabei, wie sich Bewohner der von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen grenznahen Gebiete durch den Zigarettenschmuggel von Russland nach Polen auf eigene Rechnung ein wenig Geld dazuverdienen. Das sei ja interessant, meint die Cafébesitzerin. Sie hätte - mer ein schlechtes Gewissen, dass sie durch den Kauf von "Jin Ling" die organisi- te mafiöse Kriminalität unterstütze. Dass sie durch ihren Zigarettenkauf aber unter Umständen den von Armut bedrohten Menschen an der EU-Außengrenze helfe, auf diese Idee sei sie noch gar nicht gekommen. Diese Begebenheit lässt die Komplexität des heutigen Zigarettenschmuggels erahnen, der sowohl die Europäische Union (EU) als auch angrenzende Staaten umfasst. Waren und Menschen überqueren oft mehrere Staatsgrenzen, bis die Zi- rette von ihrem Fertigungsort zum Konsumenten gelangt. An der weit verzweigten Handelskette verdienen viele Personen in vielen Ländern und in unterschiedlichen Funktionen: Verkäufer, Transporteure, Lageristen, um nur einige von ihnen zu nennen. Letztlich lohnt sich der Kauf von Schmuggelware auch für den End- nehmer, was die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit des Schmuggels ist.
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