Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt – diese von Ludwig Wittgenstein in seinem im Jahre 1922 in London bei Paul Kegan veröffentlichten „Tractatus Logico-Philosophicus“ formulierte These, die dem im Vorwort zu diesem Buch zitierten Gedanken von Ferdinand Kürnberger („[...] und alles, was man weiss, nicht bloss rauschen und brausen gehört hat, lässt sich in drei Worten sagen”) folgt, hat neben anderen von diesem Philosophen verfassten Sätzen für eine gewisse Zeit die Art determiniert, auf die sich manche Philosophen entschieden haben, ihre Überlegungen zu kommunizieren. Die den Anhängern dieser Art des Philosophierens imponierende Exaktheit der Mitteilungen hat auch in der Sprachwissenschaft eine gewisse, nicht unbedeutende Rolle erfüllt, vor allen Dingen dort, wo man Fragen nach den Grenzen der Disziplin und nach den Entwicklungsmöglichkeiten im methodologischen Bereich stellte. Das nächste Zitat aus dem „Tractatus“ könnte auch heute noch das Herz eines durch den Stand der Dinge in der Linguistik verunsicherten bzw. enttäuschten oder sogar empörten Forschers erfreuen: „Dieses Buch wird vielleicht nur der verstehen, der die Gedanken, die darin ausgedrückt sind – oder doch ähnliche Gedanken – schon selbst einmal gedacht hat. – Es ist also kein Lehrbuch. – Sein Zweck wäre erreicht, wenn es Einem, der es mit Verständnis liest Vergnügen bereitete. Das Buch behandelt die philosophischen Probleme und zeigt – wie ich glaube – daß die Fragestellung dieser Probleme auf dem Mißverständnis der Logik unserer Sprache beruht. Man könnte den ganzen Sinn des Buches etwa in die Worte fassen: Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen”. […] In diesem Band der „Linguistischen Treffen in Wrocław“ haben wir unsere Autoren gebeten zu zeigen und zu begründen, wo ihrer Ansicht nach die Grenzen der Linguistik liegen. Die Antwort auf die so gestellte Frage hat sich als nicht einfach erwiesen, was einerseits davon zeugt, dass die Unterschiede im Zugang zu bestimmten Themen nicht selten etwas mehr als die Quelle der Missverständnisse bedeuten kann, die den Fachdiskurs überschatten. Aus dem Vorwort der Herausgeber