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Im Dazwischen findet das Ich, was es am dringendsten braucht: Spielraum. Jedoch sieht es sich Übergangsphänomenen meist eher passiv ausgesetzt, und: Übergänge sind Gefahrenzonen. Wer sie bestehen will, wagt etwas. Die Studie sucht nach Grenzen und Übergängen in wissenschaftlichen Disziplinen, nach poetischen Formen des Transitorischen und ihren Ursprüngen im modernen Bewusstsein, schließlich nach Gründen dafür, weshalb der paradoxe Versuch, mit sprachkünstlerischen Mitteln Verankerung auf Grenzen und Schwellen oder im Übergang zu finden, ästhetischen Reiz haben kann.

Produktbeschreibung
Im Dazwischen findet das Ich, was es am dringendsten braucht: Spielraum. Jedoch sieht es sich Übergangsphänomenen meist eher passiv ausgesetzt, und: Übergänge sind Gefahrenzonen. Wer sie bestehen will, wagt etwas. Die Studie sucht nach Grenzen und Übergängen in wissenschaftlichen Disziplinen, nach poetischen Formen des Transitorischen und ihren Ursprüngen im modernen Bewusstsein, schließlich nach Gründen dafür, weshalb der paradoxe Versuch, mit sprachkünstlerischen Mitteln Verankerung auf Grenzen und Schwellen oder im Übergang zu finden, ästhetischen Reiz haben kann.
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Autorenporträt
Dr. Rüdiger Görner ist Professor of German, Head of Department of German und Director of the Centre for Anglo-German Cultural Relations an der University of London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2002

Der Mensch als Schwellenwesen
Rüdiger Görner begleitet uns ins Grenzgebiet

Am Ende der "Ringe des Saturn" von W. G. Sebald finden sich einige schlichte Zeilen über die alte holländische Sitte, "im Hause eines Verstorbenen alle Spiegel und alle Bilder, auf denen Landschaften, Menschen oder die Früchte der Felder zu sehen waren, mit seidenem Trauerflor zu verhängen, damit nicht die den Körper verlassende Seele auf ihrer letzten Reise abgelenkt würde, sei es durch ihren eigenen Anblick, sei es durch den ihrer bald auf immer verlorenen Heimat". Diese Schwelle ist im klaren Bewußtsein der Unwiderrufbarkeit zu überschreiten. Nichts beim Hinübergehen soll gemahnen an das Zurückgebliebene, für diesen letzten aller Schritte gibt es keine proustschen Süßigkeiten als Wegzehrung.

Rüdiger Görners Studie "Grenzen, Schwellen, Übergänge. Zur Poetik des Transitorischen" kennt nicht nur diese letzte Schwelle, sondern greift weiter aus: sie beschäftigt sich mit dem Paradox literarischer Kunstwerke, die Schwelle zwischen Verlust und Erinnerung, zwischen Identität und Nicht-Identität zu besiedeln, aus dem "seidenen Trauerflor" eine Ästhetik des Übergangs zu spinnen und die Dinge damit dem geistigen Tod zu entreißen.

Methodisch bleibt das Projekt ein Grenzfall. Während die Kapitelfolge einen systematischen Zugriff suggeriert und sich wie ein Abriß wesentlicher Fermente der klassischen Moderne liest, zerfallen die einzelnen Kapitel in unterschiedlich gelungene Aufarbeitungen von Theorieschlagworten, von denen nicht wenige ihre besten Jahre schon hinter sich haben. An die Stelle der ideologiekritischen "Transgression" der siebziger und achtziger Jahre ist jetzt die Kontemplation des "Transitorischen" getreten. Wenn die Reflexion über oder die formale Umsetzung dieses Moments des "Transitorischen" in der Literatur eine Genealogie besitzt, die eine Gleichzeitigkeit mit dem aufweist, was als "Moderne" bezeichnet wird, dann bedarf es einer argumentativen Zuspitzung auf diesen Tatbestand. Sonst fühlt sich der Leser mit einzelnen Lesefrüchten abgespeist. Dem ganzen Buch wohnt zwar eine schlüssige Logik inne: Jedes Kapitel bewegt sich unterschiedlich leichtfüßig oder schwerfällig von der Goethezeit in die Moderne, der übergreifende Bogen verbindet Ontologie und Ästhetik. Das Ergebnis ist aber gerade nicht eine essayistische Sammlung, die auf einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Argumentationsbasis und Variationen gegründet wäre, sondern ein gar nicht so kurioses Kabinett aus Einzelbeobachtungen, die - stilistisch ansprechend ausstaffiert - kein zusammenhängendes Stück auf die Bühne bringen.

Am Schluß bleibt der Leser weiter im Dunkeln, was denn nun das "Transitorische" sei: etwas spezifisch Modernes, ein spezifischer ästhetischer Modus oder ein genereller Modus des Ästhetischen? Der von Sebald beschworene "Trauerflor" jedenfalls ließe sich auch ohne Hilfe dieser Studie als Metapher lesen für die Vorliebe, mit der Ästhetisches an Schwellen sein Wesen treibt: Vielleicht beschert der Flor so manchem Hadesreisenden mehr Erinnerungen, als es das unverborgene Porträt getan hätte.

BERNHARD MALKMUS

Rüdiger Görner: "Grenzen, Schwellen, Übergänge. Zur Poetik des Transitorischen". Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen 2001. 160 S., br., 25,- [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit gemischten Gefühlen hat Rezensent Bernhard Malkmus diese Studie gelesen. Wie Malkmus darlegt, beschäftigt sich Görner darin mit der Poetik beziehungsweise der Ästhetik von literarischen Kunstwerken auf der Schwelle zwischen Verlust und Erinnerung, zwischen Identität und Nicht-Identität. Malkmus bemängelt vor allem Görners Methodik. Zwar suggeriert die Kapitelfolge nach Auskunft des Rezensenten eine systematische Abhandlung der Thematik und liest sich wie ein Abriss wesentlicher Elemente der klassischen Moderne. Doch zerfallen die einzelnen Kapitel des Buches nach Ansicht Malkmus' dann in die Aufarbeitung einer Reihe von teils überholten Theorieschlagworten. Heraus kommt dabei, so die Kritik des Rezensenten, "ein gar nicht so kurioses Kabinett aus Einzelbeobachtungen, die - stilistisch ansprechend ausstaffiert - kein zusammenhängendes Stück auf die Bühne bringen". Was das "Transitorische" letztlich ist - etwas spezifisch Modernes, ein spezifischer, ästhetischer Modus oder ein genereller Modus des Ästhetischen? - bleibt für den Rezensenten im Dunkeln.

© Perlentaucher Medien GmbH