Ein Container voll giftigen Mülls wird auf einem Schiff mit illegal beschäftigter Besatzung auf staatenlosen Gewässern transportiert, um an unbekanntem Ort entsorgt zu werden. Bevor man das Schiff aufspüren kann, hat es längst die Registrierung gewechselt. Von solchen konkreten, empörenden Beispielen erzählt John Urry in seinem Debattenbuch. Dabei nennt er viele berühmte Firmen wie Goldman Sachs, Walmart, Barclays, den IOC oder BP und schildert deren Konstrukte, um sich steuerlichen oder arbeitsrechtlichen Zugriffen zu entziehen. Ob Energie, Sicherheit oder Tourismus ? unsere Welt ist bereits gänzlich »offshored«. Dieses kranke System funktioniert im ökonomischen Sinne für die Interessen weniger Einzelner hervorragend, aber für die Gesellschaft ist es ein finanzielles Desaster und ein Rückfall in einen undemokratischen und ausbeuterischen Zustand. Aber John Urry zeigt auch, dass wir nicht machtlos sind. Gesetze können diese unternehmerischen Machenschaften einschränken. Und wir brauchen ein öffentliches Bewusstsein, wie jüngst von Kampagnen der »Süddeutschen Zeitung«, des NDR und WDR initiiert. Denn was scheinbar legal ist, muss längst nicht legitim sein.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
John Urry ist für sein Buch "Grenzenloser Profit" zwar nicht um die Welt und vor Ort gereist, um all die Offshore-Schauplätze unter die Lupe zu nehmen, aber er leistet die systematische Einordnung des Phänomens der Auslagerung in den Kontext des kapitalistischen Wirtschaftens und macht dabei auch auf Vorgänge aufmerksam, die nicht zum kritischen Allgemeinwissen gehören, berichtet Wolfgang Uchatius. Besonders die konkreten Beispiele für die Spezialisierung ganzer Städte oder Regionen auf die Entsorgung und Verwertung der Industrieabfälle findet der Rezensent spannend, zum Beispiel dass ausrangierte Containerschiffe in Bangladesch landen und ein gewaltiger Anteil des weltweiten Elektroschotts in der chinesischen Küstenstadt Giuiyu, so Uchatius.
© Perlentaucher Medien GmbH
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