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Fünf Jahre lang war Peter Haffner als Grenzgänger zwischen Zittau im Dreiländereck und Swinemünde an der Ostsee unterwegs. Einen deutschen Journalisten, der sich auf ein solches Abenteuer eingelassen hätte, kann man mit der Lupe suchen. Vielleicht kann nur ein Schweizer Autor, der sich frei von politischen Erblasten und unberührt von ost-west-deutschen Familienkrächen auf den Weg macht, diese europäische Verwerfungszone unbefangen erforschen. Es ist höchste Zeit für ein solches Unternehmen. In ein paar Jahren soll Polen der Europäischen Union beitreten. Niemand ist auf den Fall der Trennlinie…mehr

Produktbeschreibung
Fünf Jahre lang war Peter Haffner als Grenzgänger zwischen Zittau im Dreiländereck und Swinemünde an der Ostsee unterwegs. Einen deutschen Journalisten, der sich auf ein solches Abenteuer eingelassen hätte, kann man mit der Lupe suchen. Vielleicht kann nur ein Schweizer Autor, der sich frei von politischen Erblasten und unberührt von ost-west-deutschen Familienkrächen auf den Weg macht, diese europäische Verwerfungszone unbefangen erforschen. Es ist höchste Zeit für ein solches Unternehmen. In ein paar Jahren soll Polen der Europäischen Union beitreten. Niemand ist auf den Fall der Trennlinie wirklich vorbereitet. Wer kennt schon eine deutsche Geisterstadt wie Guben oder die polnische Boomtown Slubice, eine "Weltstadt en miniature"? Wer ist, wie Peter Haffner, den Veteranen und den Rowdys, den Schatzsuchern und den Wisent-Züchtern auf beiden Seiten begegnet, wer kennt die Gräber und die Gefängnisse, die wimmelnden Basare und die einsamen Weiler an Oder und Neiße? Überraschend es findet unser Gewährsmann, jenseits aller Politikerreden und Medienklischees, hier wie dort. "Deutschland", stellt er fest, "lebt mit dem Rücken zur Grenze, während Polen sich auf den Nachbarn eingestellt hat und blühende Geschäfte macht. In gewissem Sinne haben sich die Verhältnisse von Arm und Reich umgekehrt: Polen, obzwar weniger betucht, ist ungleich initiativer als Ostdeutschland." Haffner geht mit den Mitteln der literarischen Reportage vor. In vier Exkursen bringt er die historischen Hintergründe in Erinnerung; doch lebendig wird die Geschichte dieser verwundeten Region dadurch, daß er Leute zum Sprechen bringt, die außer ihm noch keiner gefragt hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2002

Namen, die wir lernen sollten

Wir werden uns an diese Verbindungen gewöhnen müssen: Görlitz/Zgorzelec, Bad Muskau/Leknica-Zary, Frankfurt an der Oder/Slubice, Kostrzyn/Küstrin-Kietz. Historische Einstiege gibt es genügend: von Jacob Böhme, dem Philosophus teutonicus aus Görlitz, und Hermann Fürst von Pückler-Muskau, dem Meister des kurzen Rasens, wie ihn Bettina von Arnim nannte, bis zu Heinrich von Kleist, der an der Oder geboren wurde, und der tragischen Geschichte aus der Festung von Küstrin, wo der preußische König Friedrich Wilhelm unter den Augen des Kronprinzen seinen Freund und Leutnant Hans Hermann von Katte enthaupten ließ. In vier Exkursen bringt der Schweizer Journalist Peter Haffner diese und andere, weniger fern liegende historische Hintergründe in Erinnerung, konfrontiert sie jedoch jeweils mit der unmittelbaren Gegenwart diesseits und jenseits von Oder und Neiße. Haffner hat die Orte des deutsch-polnischen Grenzgebiets besucht, und nicht ganz überraschend stellt er fest, daß "Deutschland mit dem Rücken zur Grenze lebt, während Polen sich auf den Nachbarn eingestellt hat und blühende Geschäfte macht. In gewissem Sinne haben sich die Verhältnisse von Arm und Reich umgekehrt: Polen, obzwar weniger betucht, ist ungleich initiativer als Ostdeutschland." Haffners literarische Reisereportagen kommen im rechten Moment. Es ist an der Zeit, sich auf ein europäisches Polen einzustellen.

hph

"Grenzfälle. Zwischen Polen und Deutschen" von Peter Haffner. Erschienen in der Reihe: "Die andere Bibliothek". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 369 Seiten. Gebunden, 27,50 Euro. ISBN 3-8218-4517-1.

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