Deutschland 1992. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet fallen in den frühen Morgenstunden plötzlich Schüsse. Zwei Menschen sterben im Weizenfeld. Mord oder fahrlässige Tötung? Erst Jahre später kommt es zur Gerichtsverhandlung. Die Schützen werden freigesprochen.Der Dokumentarfilm "Revision" (2012) ist die filmische Untersuchung der damaligen Opfer- und Täterperspektiven. Merle Krögers Roman "Grenzfall" geht noch einen Schritt weiter. Im ersten Teil zoomt sie sich literarisch an die handelnden Personen des Dramas im Grenzgebiet heran, im zweiten Teil, der heute spielt, schreibt sie die fiktive Geschichte der Kinder der Erschossenen und verstrickt sie ein weiteres Mal in einen Kriminalfall, der die Grenzen der europäischen Rechtsauffassung scharf ins Bild rückt:Wir schreiben das Jahr 2012. In Rumänien kämpft die Wanderarbeiterin Adriana ums Überleben ihrer Familie und fasst einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und fordert Entschädigung für den Tod ihres Vaters. Doch die Sache läuft anders als geplant: Adriana landet in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt, den Schützen von damals erstochen zu haben. Die Berliner Roma-Community schickt ihr Juristin Mattie Junghans als Rechtsbeistand. Aber Adriana vertraut der deutschen Anwältin nicht ...
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Nicht enthusiastisch, aber durchaus wohlwollend bespricht Sylvia Staude diesen Krimi der Autorin und Filmemacherin Merle Kröger. Kröger lässt darin ihre Hauptfigur Mattie Junghans den Tod zweier rumänischer Flüchtlinge ermitteln, die zwanzig Jahre zuvor von Jägern getötet wurden. Und zwar gegen die lokale NPD, ihre fremdenfeindliches Milieu und den desinteressierten Mainstream. Staude findet Krögers Erzählung zwar manchmal etwas unübersichtlich, bemerkt aber sehr positiv, dass die Autorin nie in Schwarzweiß-Denken verfällt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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