Die poetische Sprache kann Grenzen und Widerstände ebenso überwinden wie Entfernungen - etwa die zwischen dem Ursprung der deutschen Literatur und Korea. Präzise und feinfühlig nähert sich Young-Ae Chon der Lyrik Paul Celans und anderer Autoren, beschreibt ihre Entstehung, Verfasstheit und Auswirkungen sowie die Rezeption in ihrer Heimat Korea und verdeutlicht an verschiedenen Beispielen den Weg der vom Dichter aufgegebenen sprachlichen 'Flaschenpost'. Sie untersucht das subversive Potenzial der Poesie im Kampf gegen Diktatur und Gewalt, erörtert ihre Konstitution als 'Insel der Vertrauten' in einer fremden Umgebung und erkundet das Spannungsfeld zwischen der Aneignung der deutschen Sprache auf der einen und dem Gebrauch fremder lyrischer Formen durch deutsche Muttersprachler auf der andere Seite. Diese mannigfaltigen poetischen Grenzgänge erschließen dem Leser eine neue Sichtweise auf das lyrische Sprechen und eröffnet ihm eine Perspektive für die Möglichkeiten der poetischen Sprache in einer globalisierten Welt.