Seit in den 60er Jahren Interdisziplinarität zum Gegenstand wissenschaftstheoretischer Debatten erhoben wurde und allmählich die Formel vom "Studium generale" ablöste, gilt fachübergreifendes Forschen als innovativ und erkenntnisförderlich. Diese Auffassung, die den zunehmenden Spezialisierungstendenzen in der Gesellschaft entgegenwirkt, konnte sich jedoch noch nicht in allen Disziplinen gleichermaßen etablieren.Das 13. Internationale Symposium des Dachverbandes der Studierenden der Musikwissenschaft ("Grenzgänge - Übergänge: Musikwissenschaft im Dialog", Frankfurt am Main, Oktober 1998) hatte sich zur Aufgabe gesetzt, die Perspektiven interdisziplinärer Arbeit in bezug auf konkrete musikwissenschaftliche Fragestellungen auszuloten und theoretisch zu reflektieren. Durch das breite Spektrum der Vortragsthemen wurde ersichtlich, daß "Grenzgänge" zwischen verschiedenen Fächern nicht nur im Hinblick auf methodische Ansätze von Bedeutung sind, sondern auch neue Einblicke in vielfältige musikalische Gattungen (vom gregorianischen Choral bis zur Oper), Epochen (von der Antike bis zur Gegenwart) und Kunstformen (von der Bühnenbild bis zum Film) gewähren.Die Autoren des Bandes kommen aus verschiedenen Fächern - sowohl der Geistes- als auch der Naturwissenschaften - und nähern sich der Musik von ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten her.Inhalt:Andreas H.H. Suberg: Gesprächskonzert "Klangmaterial - Materialklang". Grenzgänge im Werk des Komponisten Andreas H.H. Suberg - Dominik Hörnel, Karin Höthker: Künstl(er)i(s)che neuronale Netze lernen Musikstile - Jörg Jewanski: Wie ein Komet am Sternenhimmel. Die Erstaufführung von Alexander Lászlós Farblichtmusik am 16. Juni 1925 - Kevin S. Amidon: "Schnelles 'Grammophon' Tempo": Ernst Krenek, Jonny spielt auf and the Dialectics of Operatic Modernity - Winfried Kirsch: Zu den Wechselbeziehungen zwischen Musik und Bühnenbild in der deutschen romantischen Oper. Mit Beispielen aus Carl Maria von Webers Freischütz - Werner Schulze: Heilung und Heil in Musik und Harmonik. Von den Wurzeln des therapeutischen Umganges mit Musik - Jörg Fachner: Der musikalische Zeit-Raum, Cannabis, Synästhesie und das Gehim - Gabriele Mayer: Rhetorical and Dramatic Influences in Piano Writing from Mozart through Liszt - Christian Lehmann: Modi - musikalische Archetypen? Why do people sing? - Wolfgang Marx: Interdisziplinarität als Überlebensfrage. Vom Dialog nach innen und außen.