1986 kam ich mit 320 D-Mark nach Deutschland und setzte mein Germanistikstudium, das ich 1981 in Nanking begonnen hatte, an der Ludwig-Maximilians-Universität in München fort. Dort promovierte ich in dem Fach, das als "geldfremd" galt und weder Reichtum noch Sicherheit versprach. Zugleich arbeitete ich von Anfang an in unterschiedlichsten Metiers, um mein Leben zu finanzieren. Doch das Ankommen war hart. Fremdheit und Einsamkeit folgten mir lange Zeit wie bleierne Schatten, und die Wohnungssuche wurde zu einer schmerzhaften Herausforderung. Doch 1989, nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking, stand für mich fest, dass ich in Deutschland im Exil bleiben würde. Hatte mir das Studium doch neue Perspektiven auf ein Leben in geistiger Freiheit eröffnet, das ich nicht mehr missen wollte. Dafür nahm ich, wenn auch mit größtem Widerwillen in Kauf, mich vom Berufswunsch des Gelehrten zu verabschieden, um auch in materieller Hinsicht frei und unabhängig zu sein. Ich nutztemeine Herkunft und meine Sprachkenntnisse dazu, um mit meiner alten Heimat China in Handel zu treten. So wurde aus einem Startkapital von 320 D-Mark innerhalb weniger Jahre ein Vermögen, das selbst meine kühnsten Erwartungen übertraf. Doch glücklich wurde ich als Kaufmann nie. Geprägt von meiner konfuzianischen Erziehung, in der Geldgeschäfte schlecht beleumundet sind, konnte ich auch nie stolz auf meine Erfolge als Unternehmer sein. Und so haderte ich viele Jahre lang mit meinem Schicksal als Geschäftsmann, in dem ich Höhen und Tiefen, Erfolge und Verluste erlebte. Doch es ist nicht nur mein Schicksal, das ich hier beschreibe, sondern das Schicksal all jener, die in die Fremde ziehen und wissen möchten, wie es tatsächlich ist, mit China Handel zu treiben ...