Karl Schlögel ist als Chronist der osteuropäischen Länder und ihrer Rückkehr nach Europa berühmt geworden. Nach Jahrzehnten der Teilung hat sich der Kontinent neu formiert: Alte Zentren in Osteuropa sind wieder zum Leben erwacht. In Bussen oder Billigfliegern bewegen sich die Europäer über viel befahrene Routen frei über alle Landesgrenzen hinweg, tauschen Waren aus und Wissen. Gleichzeitig müssen sie traumatische Ereignisse wie die Finanz- und Schuldenkrise nun gemeinsam durchleben. Schlögel befasst sich in seinen Reden und Essays nicht mit den "großen Männern", sondern erzählt lebendig und…mehr
Karl Schlögel ist als Chronist der osteuropäischen Länder und ihrer Rückkehr nach Europa berühmt geworden. Nach Jahrzehnten der Teilung hat sich der Kontinent neu formiert: Alte Zentren in Osteuropa sind wieder zum Leben erwacht. In Bussen oder Billigfliegern bewegen sich die Europäer über viel befahrene Routen frei über alle Landesgrenzen hinweg, tauschen Waren aus und Wissen. Gleichzeitig müssen sie traumatische Ereignisse wie die Finanz- und Schuldenkrise nun gemeinsam durchleben. Schlögel befasst sich in seinen Reden und Essays nicht mit den "großen Männern", sondern erzählt lebendig und kenntnisreich die Geschichte jener unbekannten Menschen, ohne die dieses neue Europa nicht zustande gekommen wäre.
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Autorenporträt
Karl Schlögel, Jahrgang 1948, studierte Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik an der Freien Universität Berlin. Nach der Promotion 1981 wirkte er zunächst als freiberuflicher Übersetzer, Publizist und Autor, bevor er 1990 auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz berufen wurde. 1995 wechselte er an die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, wo er bis 2013 lehrte. Karl Schlögel ist Mitglied des Ordens Pour le mérite. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrte ihn 2004 mit dem Sigmund-Freud-Preis. 2016 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs, 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2024 den Gerda Henkel Preis. Im November 2024 wurde Karl Schlögel der Gerda Henkel Preis verliehen, und für die französische Ausgabe von Entscheidung in Kiew (Gallimard) erhält er am 11. Dezember in Brüssel den Prix Jacques Delors du Livre Européen. Er lebt in Berlin. Bei Hanser erschienen zuletzt: "Entsch
eidung in Kiew. Ukrainische Lektionen" (2015, NA 2022), "Der Duft der Imperien. 'Chanel No. 5' und 'Rotes Moskau'" (2020) und "American Matrix. Besichtigung einer Epoche" (2023). Einem breiten Publikum ist er zudem durch seine Monographien "Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik" (2003) und "Terror und Traum. Moskau 1937" (2008) bekannt.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Äußerst angeregt fasst Judith Leister die Thesen des Europahistorikers Karl Schlögel zusammen, die im Band "Grenzland Europa" mit Reden und Artikeln aus den letzten 15 Jahren gesammelt sind. Eine besondere Rolle nimmt darin der Zusammenbruch und die anschließende Abwicklung des Ostblocks ein, in deren Zusammenhang Schlögel noch eine beträchtliche Belastung auf den Westen zukommen sieht, nachdem der Osten seinerseits bereits eine "erstaunliche Chaos- und Krisenbewältigungskompetenz" an den Tag gelegt hat, wie die Rezensentin den Autor zitiert. Alte Grenzen verschwinden, neue entstehen, etwa die zwischen Arm und Reich, die in Russland, wo sich bis heute keine stabile Mittelschicht gebildet hat, besonders unüberwindbar ist, referiert Leister. Für seine Analysen greift Schlögel gelegentlich jahrhunderteweit zurück, den Kern seiner Untersuchungen bildet jedoch das 20. Jahrhundert und dessen Aufarbeitung, so die Rezensentin, die dem Autor durchweg "scharfe Beobachtungen und stilistische Elegenz" bescheinigt.