Grenzverletzungen in psychotherapeutischen Behandlungen erscheinen oft als ein punktuelles oder individuelles Problem. Es wird entweder versucht, die Ursache im Krankheitsverlauf der Patient_innen zu verorten, oder der Blick richtet sich auf eine beschuldigte Person oder eine_n Täter_in. Eine solche mehrfache Einengung der Perspektive übersieht, dass systematische und institutionelle Vorgänge an der Entstehung und Aufrechterhaltung von missbräuchlichen Beziehungsmustern entscheidend beteiligt sind. Die wiederkehrenden Muster und Dynamiken im institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch vermehren den Schaden und schreiben die Folgen transgenerational fort.Die Autor_innen untersuchen und reflektieren den defensiven Umgang psychotherapeutischer Institutionen mit Fällen von Machtmissbrauch. Dabei richten sie den Blick insbesondere auch auf die Betroffenensicht der Patient_innen. Sie fordern einen offenen, interdisziplinären und gesellschaftlichen Diskurs, um die Aufarbeitung und einennotwendigen transformativen Prozess anzustoßen.Mit Beiträgen von Noor Abboodi, Florie Bicaj, Cornelia Caspari, Helga Dill, Dominique Frenzl, Romina Gawlytta, Dirk Hamelmann-Fischer, Leonie Martin, Klaus Mertes, Ann Kathrin Scheerer, Anna Schleicher, Andrea Schleu, Bernhard Strauß, Svenja Taubner, Giulietta Tibone und Antonia Weckop
»[E]in profundes Werk zu allen Problemen um den Themenbereich Machtmissbrauch und speziell sexuelle Übergriffe in der Psychotherapie. Erstmals werden auch Täterperspektiven betrachtet und der Umgang mit realen Fällen von Grenzverletzung und sexualisiertem Machtmissbrauch. [...] G.O. Gabbards Arbeiten [...] sind im deutschen Sprachraum kaum rezipiert worden, obwohl sie zweifellos auch hier hohe Relevanz beanspruchen können. So ist die nun vorliegende Publikation mehr als überfällig. [...] Das von Andrea Schleu und Bernhard Strauß herausgegebene Buch bestreitet den interdisziplinären Diskurs zum institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch auf der Höhe der Zeit.« Ulrich Kießling, Socialnet.de am 31. Juli 2024 »Hier wird ein[e] kritische Haltung gegenüber der eigenen Profession eingenommen, die natürlich nicht jeder/m gefallen wird. Dass es Redebedarf gibt, zeigen aber die verschiedenen wissenschaftlichen Studien deutlich. [...] Die Diskussion kann dieses Buch anstoßen, man darf gespannt sein.« Michael Lausberg, Scharf Links. Die 'neue' linke online Zeitung, 7. Juli 2024