„…als trage ich in mir eine Ost- und eine Westhälfte. Im Osten kann ich mich verlieben und im Westen frei denken.“
Der Roman „Grenzwege“ handelt von einer Jugend im geteilten Deutschland der 50er-Jahre.
Ich-Erzählerin Lillibeth genannt Lily ist 14 und lebt zwischen Ost- und Westberlin. Wir
begleiten Sie vom Teenager bis zur jungen Erwachsenen in einer Stadt, die zerrissen wird durch die…mehr„…als trage ich in mir eine Ost- und eine Westhälfte. Im Osten kann ich mich verlieben und im Westen frei denken.“
Der Roman „Grenzwege“ handelt von einer Jugend im geteilten Deutschland der 50er-Jahre.
Ich-Erzählerin Lillibeth genannt Lily ist 14 und lebt zwischen Ost- und Westberlin. Wir begleiten Sie vom Teenager bis zur jungen Erwachsenen in einer Stadt, die zerrissen wird durch die Politik der Großmächte.
1951, noch liegen überall Trümmer in den Straßen Berlins. Der Krieg hat deutliche Spuren hinterlassen. Lily kennt noch die Berliner Bombennächte und jetzt erlebt sie im Ostsektor die Stromsperren, Lebensmittelkarten, die Geldnot und die politische Vereinnahmung der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone).
Lily sieht früh, dass im Sozialismus Taten und Worte auseinanderfallen. Sie schließt sich den Quäkern in Westberlin an, denn den sozialistischen Jugendvereinen kann sie wenig abgewinnen. Schon jetzt erkennt sie, dass selbst die Gedanken nicht mehr frei sein sollen.
Der Roman liest sich wie die Tagebucheinträge eines pubertierenden Mädchens, dass langsam den Kinderschuhen entwächst. Sie teilt ihre privaten Sorgen und Nöte, kleine und große Freuden, macht Erzählsprünge in Vergangenheit und Gegenwart ihrer Familie. Im krassen Gegensatz zu dieser zu naiven Betrachtung stehen die zutiefst erwachsenen Einsichten in die politischen Ereignisse ihrer Zeit. Zum Glück lässt Köhncke ihre Protagonistin sprachlich wachsen. Sie wird politischer und zeigt auf, welche Konsequenzen der stärker werdende Einfluss der sozialistischen Diktatur auf ihr Leben und ihr Denken hat.
Unglaublich, wie es der Autorin gelingt den Leser diese Enge spüren zu lassen. Und damit meine ich nicht nur die räumliche Enge sondern die aufkommende Enge im Denken, die zur Begrenzung der Freiheit in allen Lebensbereichen führen wird.
Der Käfig schließt sich. Man hört die Scharniere bereits quietschen. Der Beton wird schon angemischt um eine Mauer zu bauen, die Menschen über 40 Jahre in eine ungewollte Isolation zwingt. Die Fenster und Türen zur Welt schließen sich.
Und dann finde ich dieses Zitat vom guten „Ich-liebe-Euch-doch-alle-Onkel“
„Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil – alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil.“
Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der DDR
Wer mehr über den Beginn des Mauerbaus und das Leben im geteilten Berlin erfahren möchte, sollte diesen Roman unbedingt lesen.