Geht es in in der Welt mit rechten Dingen zu? Der Naturalist vertritt die Auffassung, dass alles Existierende, egal ob materiell, geistig oder ethisch, aus der Natur heraus erklärbar ist. Damit lehnt er Supranaturalismus (Gott, Esoterik, Okkultismus etc.) ab.
Gerhard Vollmer, Physiker und
Philosoph, behandelt in seinem Büchlein „Gretchenfragen an den Naturalisten“ die Position des Naturalismus…mehrGeht es in in der Welt mit rechten Dingen zu? Der Naturalist vertritt die Auffassung, dass alles Existierende, egal ob materiell, geistig oder ethisch, aus der Natur heraus erklärbar ist. Damit lehnt er Supranaturalismus (Gott, Esoterik, Okkultismus etc.) ab.
Gerhard Vollmer, Physiker und Philosoph, behandelt in seinem Büchlein „Gretchenfragen an den Naturalisten“ die Position des Naturalismus im Hinblick auf existenzielle Fragen der Wissenschaft, Philosophie und Gesellschaft.
Vollmer gelingt es das Thema auf nur 90 Seiten prägnant zum Ausdruck zu bringen. Bücher mit einer solchen Informationsdichte, zudem ohne Wiederholungen und Ausschmückungen, sind selten auf dem Büchermarkt zu finden.
Die Bandbreite reicht von Mathematik, Realismus, Naturwissenschaft und Kosmologie über philosophische Fragen wie dem Leib-Seele-Problem, Willensfreiheit, Religion, Moral bis zu Para- und Pseudowissenschaften.
Die Ausführungen überzeugen weitgehend, dennoch ein paar Anmerkungen:
Zur Frage, warum die Mathematik so gut zur Beschreibung unserer Welt taugt, schreibt Vollmer, dass wir Glück gehabt haben, es hätte ja auch anders sein können. (20) Diese Antwort klingt recht platt. Geist und Materie haben eine gemeinsame Entwicklung (Evolution) hinter sich. Muss man sich da wundern, dass auch gleiche Strukturen zugrunde liegen? Davon abgesehen, wäre ein Überleben in einer Welt, die keinen Gesetzmäßigkeiten folgt, kaum möglich und Gesetzmäßigkeiten sind immer mathematisch beschreibbar.
Den Zufall (34) hat Vollmer gut erklärt. Wer sich für dieses Thema interessiert findet in „Alles Zufall“ von Stefan Klein eine umfassende Analyse, in der u.a. die Unterscheidung von Koinzidenz und Korrelation ausführlich behandelt wird.
Vollmer erläutert, dass unser Wissen vorläufig ist und warum es nicht sinnvoll ist, eine übernatürliche Instanz als Erklärung in Anspruch zu nehmen. (38/39) Das würde den wissenschaftlichen Fortschritt letztlich abwürgen.
Wie Leben entstanden ist, wissen wir nicht. Ist Leben außerhalb der Erde entstanden, wie John Gribbin in „Geschöpfe aus Sternenstaub“ thematisiert? Vollmer würgt diese Diskussion ab, weil eine Erklärung außerhalb der Erde noch viel schwieriger zu finden ist. (53) Dadurch, dass es schwieriger ist, wird es aber nicht unwahrscheinlicher.
Im Zusammenhang mit dem Leib-Seele-Problem erläutert Vollmer den Unterschied zwischen Gründen und Ursachen. (58) Die Erklärung ist auch für ein kompaktes Buch recht dünn. Eine anschauliche Gegenüberstellung finden Leser in „Was ist der Mensch?“ von Michael Pauen.
Bei aller Kritik an Religiosität. (68) Aus dem Blickwinkel der Evolution müssen damit Überlebensvorteile verknüpft gewesen sein, sonst wäre sie nicht so verbreitet. Allerdings hat Zweckmäßigkeit nichts mit Wahrheit zu tun.
Gegen die Parawissenschaften führt Vollmer einen Rundumschlag. (77) Es gibt manchmal Wirkungen für die die Ursache noch nebulös ist. Auch wenn vieles Humbug ist, können die Parawissenschaften auf Phänomene aufmerksam machen, die (noch) kein Gegenstand der Naturwissenschaften sind.
Wer wissen will, wie Naturalismus abgegrenzt wird, sollte das Buch lesen. Die Darstellung ist kompakt und schnörkellos. Der Naturalist geht von der Fehlbarkeit und Vorläufigkeit des Wissens aus und das ist auch gut so. Das Gegenteil wäre Dogmatismus.