Die meisten Leute denken beim Stichwort Griechenland eher an die Irrfahrten des Odysseus, die schöne Helena, oder an antike Tempel als an die Industrieschlote von Lawrion, den Bürgerkrieg der Jahre 1945-49 oder an die neu eröffnete Athener Metro.
Die renommierten Autoren zeigen in diesem Buch die ganze Vielfalt der komplexen griechischen Realität auf. In außerordentlich lebendigen Texten und aussagekräftigen Bildern beleuchten sie wichtige Themen aus Geschichte, Archäologie, Mythologie, Kunst, Volkskultur, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Umwelt.
Scheinbar Altbekanntes wie die antike Metropole Athen, das minoische Kreta oder die eindrucksvollen archäologischen Fundstätten wird aus ungewohnter Perspektive neu beleuchtet. Die Leser erfahren aber auch, wie viel antikes Brauchtum heute noch existiert, welche Rolle die Ostkirche in der griechischen Gesellschaft noch spielt oder welche Umweltprobleme Griechenland plagen. Und natürlich geht es auch um die Olympischen Spiele 2004.
Stimme aus dem Verlag
"Die Autoren präsentieren das Olympialand 2004 lebendig und kenntnisreich und bieten einen facettenreichen Einblick in Landschaft, Kultur und Menschen Griechenlands."
(Theiss Verlag)
Die renommierten Autoren zeigen in diesem Buch die ganze Vielfalt der komplexen griechischen Realität auf. In außerordentlich lebendigen Texten und aussagekräftigen Bildern beleuchten sie wichtige Themen aus Geschichte, Archäologie, Mythologie, Kunst, Volkskultur, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Umwelt.
Scheinbar Altbekanntes wie die antike Metropole Athen, das minoische Kreta oder die eindrucksvollen archäologischen Fundstätten wird aus ungewohnter Perspektive neu beleuchtet. Die Leser erfahren aber auch, wie viel antikes Brauchtum heute noch existiert, welche Rolle die Ostkirche in der griechischen Gesellschaft noch spielt oder welche Umweltprobleme Griechenland plagen. Und natürlich geht es auch um die Olympischen Spiele 2004.
Stimme aus dem Verlag
"Die Autoren präsentieren das Olympialand 2004 lebendig und kenntnisreich und bieten einen facettenreichen Einblick in Landschaft, Kultur und Menschen Griechenlands."
(Theiss Verlag)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2004BÜCHER FÜR DIE REISE
Akropolis adieu!
Die Olympischen Sommerspiele in Athen rücken näher und damit ein Land in den Blickpunkt, über das man in Deutschland trotz vielfältiger Kontakte – Gastarbeiter hier und Massentourismus dort – erstaunlich wenig weiß. Klaus Steinbach, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, liefert eine radikale Begründung für diese Unkenntnis: „In der gängigen Griechenlandliteratur gerät die Migration arbeitssuchender Griechen unweigerlich zur ,Odyssee‘, eine hübsche Kellnerin zur ,schönen Helena‘ und ein gestikulierender Kaffeehauspolitikaster zum ,Demosthenes‘. Diese Antikenobsession, von der auch manche Griechen nicht frei sind, verstellt den Blick auf die Wirklichkeit.” Man mag Steinbach schelten für sein abschätziges Urteil über das historische Erbe Griechenlands, das ja zugleich eine der Wurzeln europäischer Kultur ist. Er hat in seinem Vorwort zu Klaus Gallas’ und Ulf-Dieter Klemms Buch „Griechenland. Begegnung mit Geschichte, Kultur und Menschen” gleichwohl ein ernst zu nehmendes Thema benannt.
Um so grotesker mutet das Auftaktkapitel dieses Buches an. Klaus Gallas verrennt sich in „Mythische Erinnerungen”; seine Schilderung, wie es den Überlieferungen nach zur Gründung Athens kam, sind wirr und überfrachtet. Auch ein Fall von Antikenobsession? Wohl eher bloß ein Ausrutscher, und obendrein Beleg für ein schlampiges Lektorat, das sich in einigen Tippfehlern, Zahlendrehern und eben jener unnötig komplizierten Einführung niederschlägt. Diesen ersten, negativen Eindruck können Gallas und Klemm im Verlauf des Buches korrigieren. Denn ihnen gelingt an anderer Stelle, was zu Beginn missglückt: Im Kapitel über die griechische Literatur der vergangenen zweihundert Jahre sind sowohl epochale Entwicklungen als auch einzelne, komplexe Werke äußerst bündig, dabei gleichwohl präzise und vor allem anschaulich von Ulf-Dieter Klemm wiedergegeben. Zum anderen leistet das Buch nach anfänglichem mythischen Geraune dann doch weitgehend, was Klaus Steinbach fordert: Es räumt den Blick frei auf die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit Griechenlands. Ohne deshalb die antiken Überreste niederzureißen oder auch nur zu ignorieren.
Denn es verhält sich durchaus nicht so, dass wir über die Antike bestens Bescheid wüssten. Was früher von Erdschichten verborgen war, liegt heute mitunter begraben unter klischeehaften Vorstellungen und falschem Wissen. Ein Beispiel? Das „weit verbreitete ideologische Dogma von einer totalen und verbindlichen Waffenruhe während der antiken Olympischen Spiele ist ein Wunschtraum des ausgehenden 19. Jahrhunderts”. Und wird dennoch auch heute noch für wahr genommen.
Missverstandene Tradition
In Wirklichkeit gab es eine – offensichtlich peinlich genau eingehaltene und andernfalls hart sanktionierte – Vereinbarung, die so genannte Ekecheiría. Sie „bedeutete nicht das Ende aller Kriege, sie sicherte die Durchführung der Olympischen Spiele trotz der Kriege”. Wer gegenwärtig einen umfassenden olympischen Frieden fordert, sollte sich also besser nicht auf antike Traditionen berufen.
Dass Griechenland nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich Mitte des 19. Jahrhunderts einmal einen bayerischen König hatte, gehört auch nicht eben zum Allgemeinwissen. Doch führte die Regentschaft des Wittelsbachers, als König Otto von Griechenland in die Geschichte eingegangen, zu skurrilen Entwicklungen. Maßgeblichen Einfluss auf die Stadtentwicklung Athens hatte Leo von Klenze. Der Bauherr holte gewissermaßen die klassische Architektur nach Griechenland zurück. Wobei er den Athenern ein X für ein U vormachte. „Im 15./16. Jahrhundert, im Renaissance-Zeitalter Europas, war Athen so unbekannt, dass viele Gelehrte die antike Metropole für völlig zerstört hielten.” Der Stadtstaat war zu einem Dorf verkommen, die Kultstätte der Göttin Athena auf der Akropolis während der osmanischen Besatzung zu einer Dorfmoschee. Als König Otto vor 170 Jahren die griechische Hauptstadt von Nauplia nach Athen verlegte, lebten gerade mal 5000 Menschen dort. Selbst noch zu Klenzes Zeiten war im Zweifel nicht ein konkretes Vorbild als vielmehr die zeitgenössische Idee von Antike stilbildend. Vieles von dem, was Klenze initiiert hatte, ist inzwischen wieder abgerissen; das mag den Griechen ein Triumph sein, ist dem Stadtbild Athens aber nicht zuträglich.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das vorliegende Buch ist kein historischer Abriss. Gallas und Klemm stromern vielmehr durch die Kulturgeschichte Griechenlands. Sie erzählen vom Essen und vom Kino; dabei springen sie von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück und setzen durchaus eigenwillige Akzente. So schreibt Ulf-Dieter Klemm viel über Míkis Theodorákis und kein Wort über Maria Callas. Gerade deshalb ist ihr Buch aber keine dröge Landeskunde, in der man vordergründig alles erfährt, letztlich aber nichts begreift. Vielmehr machen sie einen bekannt mit einzelnen Geschichten und Menschen. Viel mehr kann man gar nicht verlangen.
STEFAN FISCHER
KLAUS GALLAS, ULF-DIETER KLEMM: Griechenland. Begegnung mit Geschichte, Kultur und Menschen. Theiss Verlag, Stuttgart 2003, 320 Seiten, 34,90 Euro.
Ein für Griechenland typischer und doch wenig bekannter Blick: das Kastell in Réthimnon und die Weißen Berge von Kreta. Auf der Insel Santorin werden seit alters her Fische getrocknet.
Fotos: Gallas
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Akropolis adieu!
Die Olympischen Sommerspiele in Athen rücken näher und damit ein Land in den Blickpunkt, über das man in Deutschland trotz vielfältiger Kontakte – Gastarbeiter hier und Massentourismus dort – erstaunlich wenig weiß. Klaus Steinbach, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, liefert eine radikale Begründung für diese Unkenntnis: „In der gängigen Griechenlandliteratur gerät die Migration arbeitssuchender Griechen unweigerlich zur ,Odyssee‘, eine hübsche Kellnerin zur ,schönen Helena‘ und ein gestikulierender Kaffeehauspolitikaster zum ,Demosthenes‘. Diese Antikenobsession, von der auch manche Griechen nicht frei sind, verstellt den Blick auf die Wirklichkeit.” Man mag Steinbach schelten für sein abschätziges Urteil über das historische Erbe Griechenlands, das ja zugleich eine der Wurzeln europäischer Kultur ist. Er hat in seinem Vorwort zu Klaus Gallas’ und Ulf-Dieter Klemms Buch „Griechenland. Begegnung mit Geschichte, Kultur und Menschen” gleichwohl ein ernst zu nehmendes Thema benannt.
Um so grotesker mutet das Auftaktkapitel dieses Buches an. Klaus Gallas verrennt sich in „Mythische Erinnerungen”; seine Schilderung, wie es den Überlieferungen nach zur Gründung Athens kam, sind wirr und überfrachtet. Auch ein Fall von Antikenobsession? Wohl eher bloß ein Ausrutscher, und obendrein Beleg für ein schlampiges Lektorat, das sich in einigen Tippfehlern, Zahlendrehern und eben jener unnötig komplizierten Einführung niederschlägt. Diesen ersten, negativen Eindruck können Gallas und Klemm im Verlauf des Buches korrigieren. Denn ihnen gelingt an anderer Stelle, was zu Beginn missglückt: Im Kapitel über die griechische Literatur der vergangenen zweihundert Jahre sind sowohl epochale Entwicklungen als auch einzelne, komplexe Werke äußerst bündig, dabei gleichwohl präzise und vor allem anschaulich von Ulf-Dieter Klemm wiedergegeben. Zum anderen leistet das Buch nach anfänglichem mythischen Geraune dann doch weitgehend, was Klaus Steinbach fordert: Es räumt den Blick frei auf die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit Griechenlands. Ohne deshalb die antiken Überreste niederzureißen oder auch nur zu ignorieren.
Denn es verhält sich durchaus nicht so, dass wir über die Antike bestens Bescheid wüssten. Was früher von Erdschichten verborgen war, liegt heute mitunter begraben unter klischeehaften Vorstellungen und falschem Wissen. Ein Beispiel? Das „weit verbreitete ideologische Dogma von einer totalen und verbindlichen Waffenruhe während der antiken Olympischen Spiele ist ein Wunschtraum des ausgehenden 19. Jahrhunderts”. Und wird dennoch auch heute noch für wahr genommen.
Missverstandene Tradition
In Wirklichkeit gab es eine – offensichtlich peinlich genau eingehaltene und andernfalls hart sanktionierte – Vereinbarung, die so genannte Ekecheiría. Sie „bedeutete nicht das Ende aller Kriege, sie sicherte die Durchführung der Olympischen Spiele trotz der Kriege”. Wer gegenwärtig einen umfassenden olympischen Frieden fordert, sollte sich also besser nicht auf antike Traditionen berufen.
Dass Griechenland nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich Mitte des 19. Jahrhunderts einmal einen bayerischen König hatte, gehört auch nicht eben zum Allgemeinwissen. Doch führte die Regentschaft des Wittelsbachers, als König Otto von Griechenland in die Geschichte eingegangen, zu skurrilen Entwicklungen. Maßgeblichen Einfluss auf die Stadtentwicklung Athens hatte Leo von Klenze. Der Bauherr holte gewissermaßen die klassische Architektur nach Griechenland zurück. Wobei er den Athenern ein X für ein U vormachte. „Im 15./16. Jahrhundert, im Renaissance-Zeitalter Europas, war Athen so unbekannt, dass viele Gelehrte die antike Metropole für völlig zerstört hielten.” Der Stadtstaat war zu einem Dorf verkommen, die Kultstätte der Göttin Athena auf der Akropolis während der osmanischen Besatzung zu einer Dorfmoschee. Als König Otto vor 170 Jahren die griechische Hauptstadt von Nauplia nach Athen verlegte, lebten gerade mal 5000 Menschen dort. Selbst noch zu Klenzes Zeiten war im Zweifel nicht ein konkretes Vorbild als vielmehr die zeitgenössische Idee von Antike stilbildend. Vieles von dem, was Klenze initiiert hatte, ist inzwischen wieder abgerissen; das mag den Griechen ein Triumph sein, ist dem Stadtbild Athens aber nicht zuträglich.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das vorliegende Buch ist kein historischer Abriss. Gallas und Klemm stromern vielmehr durch die Kulturgeschichte Griechenlands. Sie erzählen vom Essen und vom Kino; dabei springen sie von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück und setzen durchaus eigenwillige Akzente. So schreibt Ulf-Dieter Klemm viel über Míkis Theodorákis und kein Wort über Maria Callas. Gerade deshalb ist ihr Buch aber keine dröge Landeskunde, in der man vordergründig alles erfährt, letztlich aber nichts begreift. Vielmehr machen sie einen bekannt mit einzelnen Geschichten und Menschen. Viel mehr kann man gar nicht verlangen.
STEFAN FISCHER
KLAUS GALLAS, ULF-DIETER KLEMM: Griechenland. Begegnung mit Geschichte, Kultur und Menschen. Theiss Verlag, Stuttgart 2003, 320 Seiten, 34,90 Euro.
Ein für Griechenland typischer und doch wenig bekannter Blick: das Kastell in Réthimnon und die Weißen Berge von Kreta. Auf der Insel Santorin werden seit alters her Fische getrocknet.
Fotos: Gallas
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