So leid es mir tut: den Klappentext würde ich so nicht unterschreiben. Dort ist die Rede von einem äußerst verwickelten Fall, aber tatsächlich hatte ich eher den Eindruck, es mit einer äußerst inkompetenten und/oder äußerst unmotivierten Mordkommission zu tun zu haben.
Laut diversen Statistiken
sind die ersten 48 Stunden nach einem Mord die wichtigsten – finden die Ermittler in diesem…mehrSo leid es mir tut: den Klappentext würde ich so nicht unterschreiben. Dort ist die Rede von einem äußerst verwickelten Fall, aber tatsächlich hatte ich eher den Eindruck, es mit einer äußerst inkompetenten und/oder äußerst unmotivierten Mordkommission zu tun zu haben.
Laut diversen Statistiken sind die ersten 48 Stunden nach einem Mord die wichtigsten – finden die Ermittler in diesem Zeitrahmen nicht wenigstens konkrete Hinweise auf den Täter, halbieren sich die Chancen, den Fall aufzuklären. Dementsprechend ist in Krimis normalerweise Hochspannung und hektische Betriebsamkeit angesagt, die Kommissare hören auf zu schlafen und fangen an, literweise Kaffee zu trinken... Es gibt weder Feierabend noch Wochenende.
Dummerweise ist der Mord in diesem Buch jedoch schon ein paar Wochen her und die Ermittlungen sind mehr oder weniger im Sande verlaufen, als Kommissar Nick Zakos (zu seinem Unmut) aus München zur Unterstützung nach Griechenland geschickt wird.
Zakos fällt jedoch auch kein großartiger neuer Ansatz ein, und so passiert erstmal ganz lange ganz wenig – da wird ihm selber zwischendurch so langweilig, dass er schwimmen geht und danach ein Weilchen die Krebse beobachtet. Einmal schickt er an einem Freitagnachmittag auch einfach alle ins Wochenende.
Der Fall scheint ihm keineswegs unter den Nägeln zu brennen, stattdessen würde er irgendwann am liebsten einfach aufgeben und abreisen... Und so wie seine Frustration stieg, stieg auch meine, denn ich wartete die ganze Zeit auf die drastische Wendung, die innovative Ermittlung, das Einsetzen der Hochspannung. Ja, es gibt Fährten – auch falsche, manchmal wenig überzeugende –, ab und an wird jemand verhört,es passieren sogar noch weitere Verbrechen, die eine Ermittlung erfordern...
Und dennoch blieb die Spannung in meinen Augen immer halbherzig. Nicht mal der Ehemann des Mordopfers oder der Chef in Deutschland machen wirklich ernsthaft Druck. Stattdessen geht es viel um den Beziehungsstress zwischen Zakos und seiner Freundin, oder die (plötzliche) Anziehung zwischen Zakos und seiner Kollegin. Und natürlich das Leben auf den Inseln des griechischen Dodekanes. Die Lebensart, das Essen, die Feiern.
Also eher Urlaubsstimmung statt Hochspannung? Als Krimi konnte mich das Buch jedenfalls leider gar nicht überzeugen, auch wenn die Mischung an sich das Potential hätte, originell und spannend zu sein.
Die Auflösung hat mich dann vollends enttäuscht. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber sagen wir mal so: ohne Hilfe von 'Kommissar Zufall' wäre Zakos wohl nicht auf die richtige Lösung gekommen – dabei ist das Interessante an einem Krimi doch gerade, dass sich die Puzzleteile nach und nach zusammensetzen und man am Schluss das Gefühl hat, das Ergebnis guter Ermittlungsarbeit präsentiert zu bekommen. Hunderprozentig logisch und schlüssig erschien mir auch nicht alles, und zum krönenden Abschluss begeht Zakos noch einen absoluten Anfängerfehler.
Mit den Hauptcharakteren wurde ich bestenfalls lauwarm. Die Nebencharaktere sind vielfältig und bunt, aber gerade bei den wichtigsten bleibt das Buch meines Erachtens zu sehr an der Oberfläche, und so fiel es mir schwer, mit ihnen mitzufühlen. Möglicherweise lernt man sie aber in den Folgebänden noch besser kennen.
Der Schreibstil ist locker und legt viel Augenmerk auf detaillierte Beschreibungen des Ortes und des Lebens der Einheimischen. Das lässt sich flüssig lesen, verstärkt aber noch den Eindruck, einen sommerlichen Urlaubsroman zu lesen und keinen Krimi. Denn das Tempo zieht nur selten an, und auch die Atmosphäre bleibt über lange Strecken des Buches entspannt. Insofern würde ich nicht sagen, dass der Schreibstil schlecht ist, er passt in meinen Augen nur nicht immer zum Genre.