Als so genannte "germanische Randstaaten" gerieten die Niederlande, Belgien und Luxemburg nach dem Ersten Weltkrieg verstärkt ins Visier völkisch-nationaler Wissenschaften. Dieser Band bietet erstmals eine umfassende, auf den Benelux-Raum konzentrierte Übersicht dieser nicht nur auf deutscher Seite zu beobachtenden Forschungsbemühungen, die als regionale Variante der "Westforschung" nach 1945 keineswegs abbrachen.Die Beiträge des zweibändigen Werks Setzen an einem wesentlichen Punkt die nach wie vor aktuelle Diskussion über die Rolle der Wissenschaften im Nationalsozialismus sowie das Problem personeller und inhaltlich-methodischer Kontinuität fort - eine Debatte, die seit dem Frankfurter Historikertag von 1998 mit besonderer öffentlicher Intensität geführt wird.In ihrer detaillierten und für die NS-Forschung insgesamt innovativen Erörterung der Wege und Irrwege der Beschäftigung mit Kulturraum und Volkstum leisten die Autorinnen und Autoren auch ein gewichtiges Stück Vergangenheitsbewältigung zu einem bislang vernachlässigten Aspekt der Beziehungen Deutschlands zu seinen nordwestlichen Nachbarn.Die Publikation ist das Ergebnis einer interdisziplinären Zusammenarbeit belgischer, deutscher, französischer und niederländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Stephan Rebenich ist begeistert. Das vorliegende Buch bezeichnet er als "wichtigen Beitrag zur notwendigen Diskussion um die Geburt persistenter Deutungsmuster der bundesrepublikanischen Kulturwissenschaften aus dem Geist der völkischen Geschichtsbetrachtung". Der Umfang der Quellen sei überzeugend, so der Rezensent, und stelle damit die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der "Westforschung" auf eine neue Grundlage. Dargestellt wird die Geschichte der Westforschung von ihren Anfängen nach dem ersten Weltkrieg über den Nationalsozialismus bis in die sechziger Jahre. Auch die Rehabilitierung vieler zweifelhafter Wissenschaftler nach dem Zweiten Weltkrieg Selbst nach 1945 hielten sie an der Interdependenz von "Volkstum" und "Kulturraum" fest. "Es ist zu hoffen", schließt Rebenich seine Rezension, "dass die von den Herausgebern geplante Folgepublikation zu Frankreich, der Schweiz, Lothringen und der Saar bald erscheinen wird".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Die [...] Bände über die 'Westforschung' der 'völkisch-nationalen Wissenschaften' zu den Niederlanden, Belgien und Luxemburg müssen [...] als grundlegende und [...] in mancherlei Hinsicht ausbaufähige Publikationen gewürdigt werden. Die in ihnen vereinten Studien werfen z.T. erhellende Schlaglichter auf Strukturen, Organisationen und Protagonisten sowie auf wichtige einzeldisziplinäre Forschungspfade der nach Nordwesteuropa ausgerichteten 'Volkstumswissenschaften' insbesondere des 'Dritten Reiches'. Sie treten dadurch gleichsam aus dem Schatten der intensiver diskutierten 'Ostforschung'. Obwohl das vernichtungspolitische Potential der akademisch generierten nationalsozialistischen Ostplanungen ungleich ausgeprägter war als jenes der einschlägigen westlichen Konzeptionen, lagen ihnen ähnliche Zielvorgaben zugrunde. [...] An diesem Resultat lassen auch die 43 Beiträge keinen Zweifel aufkommen. Die [...] Kultur- und Machtarroganz der Deutschen [...] wird prägnant sichtbar gemacht. Darin liegt das wesentliche, in mancher Beziehung herausragende Verdienst der Sammelbände. - Willi Oberkrome auf: H-Soz-u-Kult