Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Bielefeld (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Franz Grillparzer in kulturhistorischer Perspektive, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit Des Meeres und der Liebe Wellen und Sappho erschuf Franz Grillparzer zwei Werke deren Protagonisten weiblich sind, offensichtlich einer der Gründe für die Darbietung 'Zentrale Themenbereiche' wie Liebe und Beziehungen und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Diese Werke entstanden vor circa 180 Jahren, haben aber keine Patina angesetzt. Die Erwartungshorizonte des Publikums mögen sich geändert haben, der Theatergänger des biedermeierschen Wiens mag sich vom aktuellen, ach so aufgeklärten oder abgeklärten Pendent unterscheiden, doch die Grundproblematik existiert bis dato. Franz Grillparzer hat Heldinnen geschaffen, die ihre Wurzel in der griechischen Antike haben, einer Epoche, in der Frauen weitaus mehr Rechte genossen als im Wien der letzten Jahrhundertwende. Mit ihrer Hilfe kritisiert er Moraldogmen, läßt sowohl männlichen als auch sozialen Chauvinismus durchblicken, der aber durch den Grillparzerschen oder den Wiener Schmäh gemildert wird. Die Probleme mit Frauen und Beziehungen, die der Autor hatte, können wir heute noch in seiner Biographie, seiner Selbstbiographie, seinen Tagebuchaufzeichnungen und Briefen erkennen, doch wer hat die nicht mit dem anderen Geschlecht? Was bleibt ist die Reaktion der Leser oder Theatergänger, deren Rezeption. Da es sich bei diesen Dramen um Stücke handelt, die primär feminine Problematiken präsentieren, eignen sie sich dadurch im besonderen Maße für ein gender oder, genauer feminist reading, sie sind auch heute noch aktuell, und wie divergent sie auch heute noch gelesen werden, zeigt ihre Lebendigkeit und ihren Varietätenreichtum. Literatur kann niemals die Realität in der sie erschaffen wurde in all ihren Varietäten und Alteritäten wiedergeben, sie kann aber einige Facetten zur Komplettierung unseres Bildes des Biedermeiers, vielleicht auch unseres Bildes der Gesellschaft in der wir leben, beisteuern. Das komplexe Zusammenspiel der Geschlechter oder auch ihr Gegeneinander wirkt sich bis heute auf Literatur wie auch ihre Kritik oder Theorie aus.
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