Die Brüder Grimm erhalten im Jahr 1838 einen ehrenvollen Auftrag: Ein Wörterbuch der deutschen Sprache sollen sie erstellen. Voller Eifer machen sie sich ans Werk, sammeln fleißig Wörter und Zitate, in wenigen Jahren sollte es zu schaffen sein. Doch Jacob und Wilhelm verzetteln sich gründlich - am Ende ihres Lebens haben sie nur wenige Buchstaben bewältigt. Günter Grass erzählt ihre Lebensgeschichte als Liebeserklärung an die deutsche Sprache. Er spürt deren Reichtum nach, durchstreift unsere Geschichte seit den ersten Gehversuchen der Demokratie und schlägt manche Brücke in die eigene Zeit.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2010Literatur Klar, dass er das alles noch mal kurz aufschreiben musste. Wie er in Kalkutta die Armut gesehen hat, wie er Willy Brandt zum Kanzler gemacht hat, wie ihm die Kritik ein Leben lang unrecht getan hat, wie er in dieser DDR-Sache ein Leben lang recht gehabt hat, wie es überhaupt so ist, ein Leben lang recht zu haben. Wie gut einem der Schnaps da schmeckt und wie leicht einem die ganze Schreiberei von der Hand geht. Ja, blöd nur, diese kleine Sache mit der Waffen-SS. Aber so viel hatte er eigentlich damit gar nicht zu tun: "Es geschah auf einer winterstarren Waldlichtung." Viele Jahre ist dieser Mann den Berg der Selbstgerechtigkeit emporgewandert. Mit diesem Buch hat er den Gipfel erreicht (Günter Grass: "Grimms Wörter - Eine Liebeserklärung". Steidl, 357 Seiten, 29,80 Euro).
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der Autor, mutmaßt die Rezensentin, hatte seine Freude an diesem Buch. Judith von Sternburg allerdings auch. So sehr sie Günter Grass (und sich als seiner Leserin) mitunter Weisheit und Uneitelkeit wünscht, so sehr weiß sie, dass da nichts zu machen ist. Denn buchstäblich von A bis Z altertümelt und schweift der Autor ab in die eigene Biografie, erzählt von den Brüdern Grimm (nicht gerade ultramodern, meint die Rezensentin) und hat vor allem: Recht. Grass' Belege seines Recht-Habens in Sachen DDR, RAF und so weiter liest Sternburg mal belustigt, mal mit Rührung. Schließlich hört sie aus den Texten nicht weniger als das Vermächtnis des Günter Grass heraus, der hier noch einmal alles gibt, auch das Nervtötende.
© Perlentaucher Medien GmbH
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