"Das Cello rührt auf tiefer, unergründlicher Ebene an unser Gefühl." Wer große Cellisten gehört hat, weiß sofort, was der Geiger Yehudi Menuhin meint. Zahllose Menschen spielen als Berufsmusiker oder als Laien Violoncello. Für sie und für alle Musikliebhaber hat Harald Eggebrecht die großen Cellisten charakterisiert und ihre Musik beschrieben. Er beginnt mit Pablo Casals, dem ersten Weltstar. Von Pierre Fournier über Mstislaw Rostropowitsch bis Janos Starker, von Jacqueline du Pré über Heinrich Schiff und Yo-Yo Ma zu den jungen Stars wie Daniel Müller-Schott, Ha Na Chang und Sol Gabetta: Eggebrecht zeigt das Besondere ihrer Kunst. Er porträtiert zudem einige Größen der Bratschenszene und endet mit dem legendären Emanuel Feuermann, dem größten Cellisten seit Casals.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2007Mehr als Technik
Von SZ-Autoren: Harald Eggebrecht über „Große Cellisten”
„Man darf das Cellospiel nicht auf den menschlichen Schwierigkeiten aufbauen.” Der Satz des ungarischen Cello-Meisters Janos Starker, der dem Buch Harald Eggebrechts vorangestellt ist, trifft die Sache am neuralgischen Punkt jeder musikalischen Virtuosität: Diese muss die Musik mit Inhalt und Ausdruck als höchsten Wert begreifen, nicht etwa die Überwindung technischer Probleme. Immerhin ist es Starker selbst, der 83-jährige Musiker, Cello-Virtuose, Lehrer, der dem Buch das Vorwort geschenkt hat. Die Parade des Musizierens auf dem menschlichsten aller Instrumente beginnt mit der Legende Pablo Casals und endet mit dem genialen Emanuel Feuermann. Dazwischen treten all die anderen auf, von Fournier bis Rostropowitsch, von Piatigorsky bis Tortelier. Imponierend die Galerie der Lebenden, der Jungen – von Yo-Yo Ma bis Heinrich Schiff und Alban Gerhard, von Natalia Gutman bis David Geringas und Sol Gabetta. Die 21 Kapitel schlagen souverän den Bogen historischer Fülle sowie technischer und künstlerischer Beurteilungen des Cello-Spiels. Und die Bratschisten werden als Zugabe geliefert. SZ
HARALD EGGEBRECHT: Große Cellisten. Mit zwei Exkursen über große Bratschisten. Piper Verlag, München/Zürich 2007. 407 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Von SZ-Autoren: Harald Eggebrecht über „Große Cellisten”
„Man darf das Cellospiel nicht auf den menschlichen Schwierigkeiten aufbauen.” Der Satz des ungarischen Cello-Meisters Janos Starker, der dem Buch Harald Eggebrechts vorangestellt ist, trifft die Sache am neuralgischen Punkt jeder musikalischen Virtuosität: Diese muss die Musik mit Inhalt und Ausdruck als höchsten Wert begreifen, nicht etwa die Überwindung technischer Probleme. Immerhin ist es Starker selbst, der 83-jährige Musiker, Cello-Virtuose, Lehrer, der dem Buch das Vorwort geschenkt hat. Die Parade des Musizierens auf dem menschlichsten aller Instrumente beginnt mit der Legende Pablo Casals und endet mit dem genialen Emanuel Feuermann. Dazwischen treten all die anderen auf, von Fournier bis Rostropowitsch, von Piatigorsky bis Tortelier. Imponierend die Galerie der Lebenden, der Jungen – von Yo-Yo Ma bis Heinrich Schiff und Alban Gerhard, von Natalia Gutman bis David Geringas und Sol Gabetta. Die 21 Kapitel schlagen souverän den Bogen historischer Fülle sowie technischer und künstlerischer Beurteilungen des Cello-Spiels. Und die Bratschisten werden als Zugabe geliefert. SZ
HARALD EGGEBRECHT: Große Cellisten. Mit zwei Exkursen über große Bratschisten. Piper Verlag, München/Zürich 2007. 407 Seiten, 24,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2008Viriles Spiel
Harald Eggebrecht porträtiert große Cellisten
Seit Mstislaw Rostropowitschs Tod klafft eine Riesenlücke in der Cellowelt. Doch dieser Großmeister der Streicherzunft wird ebenso zur unvergesslichen Legendenfigur werden wie vor ihm Pablo Casals, Gregor Piatigorsky oder Emanuel Feuermann. Und längst, in den letzten zwanzig Jahren fast inflationär, sind Cellisten nachgewachsen, von denen viele sich auf Rostropowitschs Vorbild berufen und manche ihrerseits dereinst zu Celloheiligen aufsteigen könnten. Dieser religionsnahen "Liebesgeschichte", dieser "tödlich ernste(n) Angelegenheit", wie Janos Starker die Partnerschaft mit dem Instrument nannte, hat der Musikjournalist Harald Eggebrecht das bislang umfassendste, reichhaltigste Buch über große Cellisten gewidmet.
Einschlägige Erfahrungen hatte der Autor bereits im Jahr 2000 mit einem Parallelwerk über große Geiger gesammelt, das inzwischen erweitert und aktualisiert neu aufgelegt wurde. Auf der Grundlage von Einspielungen, Konzerteindrücken und Unterrichtsbeobachtungen hat Eggebrecht im vorliegenden Buch Karrieren und Persönlichkeitsprofile von Cellisten zu erfassen versucht. Die Porträts sind nicht lexikalisch-alphabetisch angeordnet, sondern, nicht immer zwingend, in Gruppen. Ein Register hilft jedoch bei der Suche nach dem persönlichen Lieblingscellisten oder bei der Vor- und Nachbereitung eines Hörerlebnisses.
Als Eckpfeiler tragen Casals und Feuermann das dramaturgische Gerüst des Buchs. Andere Einzelkapitel gelten weiteren Supergrößen, aber auch einem kreativen Grenzgänger wie Yo-Yo Ma. Besonders verdienstvoll sind die beiden Intermezzi über große Bratscher, die sich nach langer Vernachlässigung im Musikbetrieb erst in jüngerer Zeit Gehör verschaffen können.
Die Beurteilungen der Künstlerleistungen sind dank gründlicher Recherche und eines auch instrumentaltechnisch profunden Wissens trotz aller Subjektivität in der Regel zutreffend. Schwierig wird es jedoch bei den ganz jungen Musikern, die bei der Drucklegung des Buchs noch kaum Gelegenheit zur künstlerischen Entfaltung hatten. Sie werden recht unbekümmert nach einem Augenblickseindruck taxiert.
So legt Harald Eggebrecht den Ungarn László Fenyö, den Solocellisten des Frankfurter HR-Symphonieorchesters, einseitig auf ein "draufgängerisches, viriles, manchmal übertreibendes Spiel" fest, räumt ihm freilich am Ende des Kurzporträts noch einige Entwicklungsmöglichkeiten ein. In seiner überbordenden Sprachgewandtheit schießt der Autor mitunter übers Ziel hinaus - etwa wenn er Pablo Casals in skurriler Freizeitaufmachung mit einer Pop-Größe, Janos Starker "in seiner lakonischen coolness" mit James Bond vergleicht. Das sind Vergleiche, die todsicher nicht sachdienlich sind. Und wenn die Begeisterung für das Cello und so charismatische Künstler wie Jacqueline du Pré mit ihm durchgeht, dann vergaloppiert sich sein wörterüberladener Pegasus.
ELLEN KOHLHAAS
Harald Eggebrecht: "Große Cellisten". Piper Verlag, München 2007. 407 S., 69 Fotos, geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Harald Eggebrecht porträtiert große Cellisten
Seit Mstislaw Rostropowitschs Tod klafft eine Riesenlücke in der Cellowelt. Doch dieser Großmeister der Streicherzunft wird ebenso zur unvergesslichen Legendenfigur werden wie vor ihm Pablo Casals, Gregor Piatigorsky oder Emanuel Feuermann. Und längst, in den letzten zwanzig Jahren fast inflationär, sind Cellisten nachgewachsen, von denen viele sich auf Rostropowitschs Vorbild berufen und manche ihrerseits dereinst zu Celloheiligen aufsteigen könnten. Dieser religionsnahen "Liebesgeschichte", dieser "tödlich ernste(n) Angelegenheit", wie Janos Starker die Partnerschaft mit dem Instrument nannte, hat der Musikjournalist Harald Eggebrecht das bislang umfassendste, reichhaltigste Buch über große Cellisten gewidmet.
Einschlägige Erfahrungen hatte der Autor bereits im Jahr 2000 mit einem Parallelwerk über große Geiger gesammelt, das inzwischen erweitert und aktualisiert neu aufgelegt wurde. Auf der Grundlage von Einspielungen, Konzerteindrücken und Unterrichtsbeobachtungen hat Eggebrecht im vorliegenden Buch Karrieren und Persönlichkeitsprofile von Cellisten zu erfassen versucht. Die Porträts sind nicht lexikalisch-alphabetisch angeordnet, sondern, nicht immer zwingend, in Gruppen. Ein Register hilft jedoch bei der Suche nach dem persönlichen Lieblingscellisten oder bei der Vor- und Nachbereitung eines Hörerlebnisses.
Als Eckpfeiler tragen Casals und Feuermann das dramaturgische Gerüst des Buchs. Andere Einzelkapitel gelten weiteren Supergrößen, aber auch einem kreativen Grenzgänger wie Yo-Yo Ma. Besonders verdienstvoll sind die beiden Intermezzi über große Bratscher, die sich nach langer Vernachlässigung im Musikbetrieb erst in jüngerer Zeit Gehör verschaffen können.
Die Beurteilungen der Künstlerleistungen sind dank gründlicher Recherche und eines auch instrumentaltechnisch profunden Wissens trotz aller Subjektivität in der Regel zutreffend. Schwierig wird es jedoch bei den ganz jungen Musikern, die bei der Drucklegung des Buchs noch kaum Gelegenheit zur künstlerischen Entfaltung hatten. Sie werden recht unbekümmert nach einem Augenblickseindruck taxiert.
So legt Harald Eggebrecht den Ungarn László Fenyö, den Solocellisten des Frankfurter HR-Symphonieorchesters, einseitig auf ein "draufgängerisches, viriles, manchmal übertreibendes Spiel" fest, räumt ihm freilich am Ende des Kurzporträts noch einige Entwicklungsmöglichkeiten ein. In seiner überbordenden Sprachgewandtheit schießt der Autor mitunter übers Ziel hinaus - etwa wenn er Pablo Casals in skurriler Freizeitaufmachung mit einer Pop-Größe, Janos Starker "in seiner lakonischen coolness" mit James Bond vergleicht. Das sind Vergleiche, die todsicher nicht sachdienlich sind. Und wenn die Begeisterung für das Cello und so charismatische Künstler wie Jacqueline du Pré mit ihm durchgeht, dann vergaloppiert sich sein wörterüberladener Pegasus.
ELLEN KOHLHAAS
Harald Eggebrecht: "Große Cellisten". Piper Verlag, München 2007. 407 S., 69 Fotos, geb., 24,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Wolfram Goetz hat sich nach Harald Eggebrechts Buch über große Geiger auch an dessen Sammlung von herausragenden Cellisten ergötzt. Erhellend und dabei äußerst einfühlsam schreibe der Musikjournalist über den Werdegang und die Spielweise berühmter Cellisten, wobei es ihm eindrucksvoll gelingt, bei den Lesern auch eine Vorstellung von der jeweiligen Musik zu wecken, schwärmt der Rezensent. Unterdessen verhelfe Eggebrecht auch der mitunter gering geschätzten Bratsche zu ihrem Recht, indem er so berühmte Violaspielerinnen wie Tabea Zimmermann in seine Porträtreihe mit aufgenommen habe, freut sich Goertz. Zarten Widerspruch legt der Rezensent bei der Behauptung Eggebrechts ein, das Konzertpublikum leide an Überalterung und auch der Klage, den heute jungen Cellisten fehle es an Tiefgang, findet er übereilt. Insgesamt aber hat er die Lektüre dieses Buches sehr genossen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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