Wer die Meere beherrscht, beherrscht die Welt: Seit der Antike hat diese Einsicht dazu geführt, dass Flotten ausgerüstet wurden, die erbittert um die Hoheit über Meere, Küsten und Kontinente kämpften. Das glänzend erzählte Buch schildert die hochdramatischen Verläufe der wichtigsten Seeschlachten und geht ihren Voraussetzungen und Folgen nach. Eine ungewöhnliche Weltgeschichte aus maritimer Perspektive.
U-Boote und Raketen haben im 20. Jahrhundert der klassischen Seeschlacht – Schiff gegen Schiff – ein Ende bereitet. Aber zur Nostalgie besteht angesichts der Blutbäder kein Anlass. Seit der Antike haben Griechen und Römer, Byzanz und Venedig, Spanier und Briten immer größere Ressourcen in die Seekriege gesteckt. Arne Karsten und Olaf Rader beschreiben die wichtigsten Gefechte – von der Abwehrschlacht der Athener bei Salamis über den englischen Sieg Nelsons bei Trafalgar bis hin zum Falklandkrieg – und zeigen, wie aus ihnen Staaten, Weltreiche, technische und sogar künstlerische Innovationen hervorgegangen sind. Ihr Buch verbindet auf meisterhafte Weise den Sinn für die kriegsentscheidenden Details mit dem souveränen Überblick über Aufstieg und Niedergang der Imperien.
U-Boote und Raketen haben im 20. Jahrhundert der klassischen Seeschlacht – Schiff gegen Schiff – ein Ende bereitet. Aber zur Nostalgie besteht angesichts der Blutbäder kein Anlass. Seit der Antike haben Griechen und Römer, Byzanz und Venedig, Spanier und Briten immer größere Ressourcen in die Seekriege gesteckt. Arne Karsten und Olaf Rader beschreiben die wichtigsten Gefechte – von der Abwehrschlacht der Athener bei Salamis über den englischen Sieg Nelsons bei Trafalgar bis hin zum Falklandkrieg – und zeigen, wie aus ihnen Staaten, Weltreiche, technische und sogar künstlerische Innovationen hervorgegangen sind. Ihr Buch verbindet auf meisterhafte Weise den Sinn für die kriegsentscheidenden Details mit dem souveränen Überblick über Aufstieg und Niedergang der Imperien.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie interessant die Beschäftigung mit der Schlacht sein kann, lernt Sönke Neitzel aus dieser Lektüre. Die Autoren Arne Karsten und Olaf B. Rader nehmen ihn mit auf einen Gewaltmarsch durch die militarisierte Seefahrtsgeschichte. Neitzel gefällts. Das liegt vor allem an der klugen, auch kleinere Seeschlachten inkludierenden Auswahl der Autoren. Technische Innovationen, taktische Details, die Bedeutung des Flottenbaus für Demokratisierungsprozesse oder welche Schlacht den Übergang von den Segel- zu den Panzerschiffen markiert - derartiges Wissen bekommt Neitzel hier präsentiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2014Breitseiten der maritimen Schlachtengeschichte
Auch Österreich hatte einmal einen siegreichen Admiral! Arne Karsten und Olaf Rader bündeln in zwölf Schlachtbeschreibungen auf beeindruckende Weise 2500 Jahre Seekriegsgeschichte.
Die Seefahrt und die Beherrschung der See sind ein bedeutender Faktor in der Weltgeschichte gewesen, meinte der amerikanische Admiral und Marineschriftsteller Alfred Thayer Mahan Ende des 19. Jahrhunderts. In diesem Punkt kann man ihm kaum widersprechen. Die großen Imperien waren fast immer auch bedeutende Seemächte. Ihre wechselvolle Geschichte war eng mit Siegen und Niederlagen auf maritimen Schlachtfeldern verbunden. So verwundert es nicht, dass Arne Karsten und Olaf B. Rader Admiral Mahan an den Anfang ihrer Erzählung stellen.
Die beiden Autoren stellen sich der Aufgabe, knapp zweitausendfünfhundert Jahre Seekriegsgeschichte zwischen zwei Buchdeckel zu bringen. Es ist ihnen in famoser Weise gelungen. Sie beschränkten sich mit zwölf Seeschlachten auf eine handhabbare Auswahl, anhand deren sich gleichwohl die großen Entwicklungssprünge der Seefahrt und ihrer Bedeutung für die maritimen Konflikte von Salamis 480 vor Christus bis zur Skagerrakschlacht 1916 verdeutlichen lassen. Die technischen und taktischen Details werden dabei geschickt in den größeren Zusammenhang von Krieg und Gesellschaft gestellt.
So weisen die Autoren in dem Kapitel über Salamis etwa auf die Folgen des Flottenbaus für die Herausbildung und Stärkung der Demokratie in den griechischen Stadtstaaten hin. Die Kriegsschiffe des fünften vorchristlichen Jahrhunderts konnten nur von gut ausgebildeten und erfahrenen Ruderern bewegt werden. Wer als freier Bürger diesen Dienst leistete und so wesentlich zum Sieg über die Perser beitrug, beanspruchte dann auch eine Teilhabe an der politischen Willensbildung. Es war also ein wenig so wie im Ersten Weltkrieg, als die Soldaten der Massenheere in der Heimat mehr Mitsprache forderten und dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht zum Durchbruch verhalfen. Freilich konnten Seeschlachten auch ganz andere politische Folgen haben. Der Sieg Octavians über Antonius und Kleopatra in der Schlacht vor Actium 31 vor Christus markierte zugleich das Ende der Römischen Republik und den Beginn des Prinzipats.
Im Mittelalter war der Bau großer Flotten keine dauerhafte Erscheinung, weil diese zu kostspielig im Unterhalt waren. Sie wurden meist nur ad hoc gebildet und eher zum Transport von Truppen als zum Kampf gegeneinander eingesetzt. Die europäische Expansion nach Übersee läutete dann eine Phase technischer Innovationen und des wirtschaftlichen Wohlstandes ein. Den Höfen war es nun möglich, auch große Kriegsflotten zu unterhalten. Vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts tobte zwischen den europäischen Großmächten ein ständiger Wettkampf um die Vorherrschaft auf den Ozeanen und damit um den ungehinderten Zugang zu den imperialen Kraftquellen in Übersee. Die Niederlage der spanischen Armada 1588, die englisch-holländischen Seekriege in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und schließlich der epochale Sieg der Briten bei Kap Trafalgar 1805 über Franzosen und Spanier sind Wegmarken dieses Wettstreits, aus dem Großbritannien schließlich als Sieger hervorging. Knapp hundertfünfzig Jahre lang konnten die Briten ihre Stellung als maritimer Hegemon behaupten, bis sie im Verlauf des Zweiten Weltkrieges diese Position schließlich an ihren Bündnispartner, die Vereinigten Staaten, abtreten mussten.
Besonders erfreulich ist, dass die Autoren neben den Klassikern auch unbekanntere Schlachten auswählten, die in ihrer Bedeutung für die Seefahrtsgeschichte nicht weniger wichtig waren. Vor der Adriainsel Lissa etwa standen sich 1866 zum ersten Mal moderne Panzerschiffe gegenüber. Die Schlacht zwischen der österreichischen und der italienischen Flotte markiert den Übergang von den Segel- zu den gepanzerten Dampfschiffen, die aus ihren gusseisernen Hinterladergeschützen nicht mehr nur Vollkugeln, sondern Explosivgeschosse über große Entfernungen abfeuerten. Eine Revolutionierung des Seekrieges kündigte sich an, denn der Nahkampf und das Entern - bis dahin der Kern einer Seeschlacht - sollten bald keine Rolle mehr spielen.
Da war es schon eine Ironie der Geschichte, dass der österreichische Admiral Wilhelm von Tegetthoff mit seiner zahlenmäßig und technisch weit unterlegenen Streitmacht gegen die moderne italienische Flotte den Sieg davontrug - und zwar indem er das Flaggschiff Admiral Carlo Persanos mit einem Rammstoß versenkte. Altertümlicher konnte man 1866 einen Seekrieg eigentlich nicht führen. Und doch waren vor Lissa die Folgen der Industrialisierung bereits deutlich zu erkennen. In den folgenden Jahrzehnten veränderte sich der Seekrieg stärker als in den vergangenen zweitausend Jahren. Für Italien war Lissa im Übrigen eine besondere Demütigung, war die Flotte doch das Symbol des jungen Nationalstaates.
Arne Karsten und Olaf Rader bieten dem Leser einen kurzweiligen Parforceritt durch die Seefahrtgeschichte. So demonstrieren sie, wie interessant und vielfältig die Beschäftigung mit dem Kern des Krieges - der Schlacht - sein kann.
SÖNKE NEITZEL
Arne Karsten und Olaf B. Rader: "Große Seeschlachten". Wendepunkte der Weltgeschichte.
Verlag C. H. Beck, München 2013. 429 S., geb., Abb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auch Österreich hatte einmal einen siegreichen Admiral! Arne Karsten und Olaf Rader bündeln in zwölf Schlachtbeschreibungen auf beeindruckende Weise 2500 Jahre Seekriegsgeschichte.
Die Seefahrt und die Beherrschung der See sind ein bedeutender Faktor in der Weltgeschichte gewesen, meinte der amerikanische Admiral und Marineschriftsteller Alfred Thayer Mahan Ende des 19. Jahrhunderts. In diesem Punkt kann man ihm kaum widersprechen. Die großen Imperien waren fast immer auch bedeutende Seemächte. Ihre wechselvolle Geschichte war eng mit Siegen und Niederlagen auf maritimen Schlachtfeldern verbunden. So verwundert es nicht, dass Arne Karsten und Olaf B. Rader Admiral Mahan an den Anfang ihrer Erzählung stellen.
Die beiden Autoren stellen sich der Aufgabe, knapp zweitausendfünfhundert Jahre Seekriegsgeschichte zwischen zwei Buchdeckel zu bringen. Es ist ihnen in famoser Weise gelungen. Sie beschränkten sich mit zwölf Seeschlachten auf eine handhabbare Auswahl, anhand deren sich gleichwohl die großen Entwicklungssprünge der Seefahrt und ihrer Bedeutung für die maritimen Konflikte von Salamis 480 vor Christus bis zur Skagerrakschlacht 1916 verdeutlichen lassen. Die technischen und taktischen Details werden dabei geschickt in den größeren Zusammenhang von Krieg und Gesellschaft gestellt.
So weisen die Autoren in dem Kapitel über Salamis etwa auf die Folgen des Flottenbaus für die Herausbildung und Stärkung der Demokratie in den griechischen Stadtstaaten hin. Die Kriegsschiffe des fünften vorchristlichen Jahrhunderts konnten nur von gut ausgebildeten und erfahrenen Ruderern bewegt werden. Wer als freier Bürger diesen Dienst leistete und so wesentlich zum Sieg über die Perser beitrug, beanspruchte dann auch eine Teilhabe an der politischen Willensbildung. Es war also ein wenig so wie im Ersten Weltkrieg, als die Soldaten der Massenheere in der Heimat mehr Mitsprache forderten und dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht zum Durchbruch verhalfen. Freilich konnten Seeschlachten auch ganz andere politische Folgen haben. Der Sieg Octavians über Antonius und Kleopatra in der Schlacht vor Actium 31 vor Christus markierte zugleich das Ende der Römischen Republik und den Beginn des Prinzipats.
Im Mittelalter war der Bau großer Flotten keine dauerhafte Erscheinung, weil diese zu kostspielig im Unterhalt waren. Sie wurden meist nur ad hoc gebildet und eher zum Transport von Truppen als zum Kampf gegeneinander eingesetzt. Die europäische Expansion nach Übersee läutete dann eine Phase technischer Innovationen und des wirtschaftlichen Wohlstandes ein. Den Höfen war es nun möglich, auch große Kriegsflotten zu unterhalten. Vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts tobte zwischen den europäischen Großmächten ein ständiger Wettkampf um die Vorherrschaft auf den Ozeanen und damit um den ungehinderten Zugang zu den imperialen Kraftquellen in Übersee. Die Niederlage der spanischen Armada 1588, die englisch-holländischen Seekriege in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und schließlich der epochale Sieg der Briten bei Kap Trafalgar 1805 über Franzosen und Spanier sind Wegmarken dieses Wettstreits, aus dem Großbritannien schließlich als Sieger hervorging. Knapp hundertfünfzig Jahre lang konnten die Briten ihre Stellung als maritimer Hegemon behaupten, bis sie im Verlauf des Zweiten Weltkrieges diese Position schließlich an ihren Bündnispartner, die Vereinigten Staaten, abtreten mussten.
Besonders erfreulich ist, dass die Autoren neben den Klassikern auch unbekanntere Schlachten auswählten, die in ihrer Bedeutung für die Seefahrtsgeschichte nicht weniger wichtig waren. Vor der Adriainsel Lissa etwa standen sich 1866 zum ersten Mal moderne Panzerschiffe gegenüber. Die Schlacht zwischen der österreichischen und der italienischen Flotte markiert den Übergang von den Segel- zu den gepanzerten Dampfschiffen, die aus ihren gusseisernen Hinterladergeschützen nicht mehr nur Vollkugeln, sondern Explosivgeschosse über große Entfernungen abfeuerten. Eine Revolutionierung des Seekrieges kündigte sich an, denn der Nahkampf und das Entern - bis dahin der Kern einer Seeschlacht - sollten bald keine Rolle mehr spielen.
Da war es schon eine Ironie der Geschichte, dass der österreichische Admiral Wilhelm von Tegetthoff mit seiner zahlenmäßig und technisch weit unterlegenen Streitmacht gegen die moderne italienische Flotte den Sieg davontrug - und zwar indem er das Flaggschiff Admiral Carlo Persanos mit einem Rammstoß versenkte. Altertümlicher konnte man 1866 einen Seekrieg eigentlich nicht führen. Und doch waren vor Lissa die Folgen der Industrialisierung bereits deutlich zu erkennen. In den folgenden Jahrzehnten veränderte sich der Seekrieg stärker als in den vergangenen zweitausend Jahren. Für Italien war Lissa im Übrigen eine besondere Demütigung, war die Flotte doch das Symbol des jungen Nationalstaates.
Arne Karsten und Olaf Rader bieten dem Leser einen kurzweiligen Parforceritt durch die Seefahrtgeschichte. So demonstrieren sie, wie interessant und vielfältig die Beschäftigung mit dem Kern des Krieges - der Schlacht - sein kann.
SÖNKE NEITZEL
Arne Karsten und Olaf B. Rader: "Große Seeschlachten". Wendepunkte der Weltgeschichte.
Verlag C. H. Beck, München 2013. 429 S., geb., Abb., 24,95 [Euro].
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