Die Lorbeeren, die man dem blutjungen Lyriker als »größte lyrische Hoffnung« begeistert vorschoss, hat sich Björn Kuhligk - zwei Gedichtbände älter und immer noch jung - längst verdient. Großes Kino heißt sein dritter Lyrikband, und wieder führt dieser Stürmer und Dränger unter den Dichtern vor, dass Poesie und »street credibility« keine Gegensätze sein müssen. Als »Stimme, die sich beharrlich weigert, nicht politisch zu sein«, hat man Kuhligk bezeichnet, und so steht das kritische, zeitdiagnostische Gedicht in diesem Band im Vordergrund. Weit entfernt von streng gescheitelter politischer Korrektheit und in einer Sprache, die den Sicherheitsgurt ablehnt, betreibt Kuhligk hier Gesellschaftskritik, die sich nicht ausbremsen lässt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Björn Kuhligk "will, dass es wehtut", konstatiert Kai Wiegandt. Alles wird entkleidet - die Räume ihrer Farben, die Menschen ihrer Illusionen. Im Blick des Dichters: Schnappschüsse von Schmutz, Großstadteinöde, Menschenseeleneinöde. Doch bekommt man überhaupt ein Gefühl für diese Seelen? Wiegandt ist vieles in diesen Gedichten zu vage, zu chimärenhaft. "Diese leeren Menschen", schreibt er, "sind leerer, als es der Dichter gewollt haben kann". Und überhaupt: Die Schnitte zwischen den Eindrucksschnipseln sind so hart, dass Bedeutungszusammenhänge kaum entstehen können - "so laufen die Gedichte Gefahr, nicht zu wissen, worum es ihnen gehen könnte". Was bleibt? Unkonventionell strukturierte, in drastischer Alltagssprache verfasste Lyrik, die sich brüsk gegen Schönheit und Romantik stemmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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