Eine Expedition auf den Berg der drei Höhlen! Über Nacht! Das ist eine tolle Idee vom Großvater. Nur die Eltern seiner vier Enkel dürfen davon nichts wissen, denn Eltern machen sich immer nur Sorgen. Beinahe wäre auch alles gut gegangen, aber eben nur beinahe ...
So wird aus der kleinen Bergtour ein gefährliches Abenteuer: mit Wölfen, echten Wilderern und einem leibhaftigen Bären.
So wird aus der kleinen Bergtour ein gefährliches Abenteuer: mit Wölfen, echten Wilderern und einem leibhaftigen Bären.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003Mitten in die Angst hinein
Per Olov Enquist erzählt ein großartiges Mutmach-Abenteuer
Wenn man Angst hat, muß man Großes tun. Und wenn Krokodile nachts in den Hintern kleiner Mädchen beißen, muß man etwas ganz Großes tun, damit einem diese fiese Attacke nur noch "wie ein ganz kleiner Scheiß vorkommt". Ein Großvater, der sich so drastisch ausdrückt, weiß, was gegen Bangesein hilft. Und so kommt es zur Mutmach-Expedition zum Dreihöhlenberg - ein Opa, vier Enkel, ein Hund.
Renitente Großeltern, die amateurphilosophische Erkenntnisse über die Jugend und das Alter abgeben, gibt es in der Kinderliteratur zuhauf: Während sich die Kleinen noch trotzig gegen Regeln auflehnen, tun es die verrückten Alten schon wieder. Von der Zwischengeneration gleich weit entfernt zu sein mag gelegentlich einen. Doch eine stets friedvolle Kumpanei oder eine Ebenbürtigkeit im Geiste, wie in zahllosen Kinderbüchern angestrengt bemüht, wird im Leben nur selten daraus.
Per Olov Enquist, selbst Großvater von Kindern, die dieselben Vornamen tragen wie jene in seinem ersten Kinderroman, droht sich zunächst ein wenig im Entzücken an kindlichem Charme zu verlieren. Aber er wäre nicht einer der bedeutendsten Autoren Europas, wenn ihm nicht die gute Geschichte und der Respekt vor seinen Figuren über das Berauschen an der Rolle des liebenden Opas ginge. Und so verzichtet er auf jede Gefühlsduselei und erzählt von einem großen, spannenden, einem wunderbaren Abenteuer. Auf Berge geht es und in Höhlen, mit Wohltäterhunden und einem geretteten Wolfsjungen, dichtem Schneeregen und einem Basislager mit Würstchen und Schokolade. Von Bären erzählt er und Wilderern, einem gebrochenen Bein und einer aufregenden Hubschrauberrettungsaktion.
Mit feiner Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtsinn führt Enquist in eine Expedition, die mehr ist als der nicht ganz ungefährliche Ausflug in die nordschwedische Natur. Die Exkursion reicht bis ins Innere, also dorthin, wo man die Dunkelheit am meisten fürchtet. Vor "Frostschäden an der Seele", wie Enquist es einmal in einem anderen Werk genannt hat, müssen sich eben alternde Männer ebenso schützen wie Sechsjährige. Im Lauf der Geschichte werden aus Enkeln und Großvater erst Verbündete, dann Vertraute und schließlich Mutmacher gleichen Ranges.
Mit jedem Satz, mit dem Enquist das Geschehen vorantreibt, wird deutlicher spürbar, wie nah ihm seine Figuren sind, rührselig wird der liebevolle Blick aber nicht. Seine Prosa ist knapp und konzentriert. Mit wenigen Sätzen entwirft er Szenen, schildert Beziehungen präzise und voller Tiefe und zeichnet Charaktere entschieden, ohne ihnen Vielfalt zu nehmen.
Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Eskapaden ist dieser zwischen Weisheit und Widerborstigkeit schwankende, sich seiner Innerlichkeit nicht fürchtende Großvater ein verläßlicher Führer in ein Leben, in dem Verletzlichkeit kein Alter kennt und selbst zunehmende Erfahrung nicht vor Zweifeln und Verzagtheit schützt. Der Anführer der Expedition, nach seinem Beinbruch der Hilfloseste der Mannschaft, muß im dunklen Wald am lautesten pfeifen: "Die Lage ist folgende: Wir sind schlimm dran, doch nichts ist hoffnungslos." Stimmt, Hauptsache, man hat einen Plan. Und hoffentlich jemanden, der so schön wie Per Olov Enquist davon erzählen kann.
ELENA GEUS
Per Olov Enquist: "Großvater und die Wölfe". Aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt. Illustrationen von Leonard Erlbruch. Carl Hanser Verlag, München 2003. 120 S., geb., 11,90 [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Per Olov Enquist erzählt ein großartiges Mutmach-Abenteuer
Wenn man Angst hat, muß man Großes tun. Und wenn Krokodile nachts in den Hintern kleiner Mädchen beißen, muß man etwas ganz Großes tun, damit einem diese fiese Attacke nur noch "wie ein ganz kleiner Scheiß vorkommt". Ein Großvater, der sich so drastisch ausdrückt, weiß, was gegen Bangesein hilft. Und so kommt es zur Mutmach-Expedition zum Dreihöhlenberg - ein Opa, vier Enkel, ein Hund.
Renitente Großeltern, die amateurphilosophische Erkenntnisse über die Jugend und das Alter abgeben, gibt es in der Kinderliteratur zuhauf: Während sich die Kleinen noch trotzig gegen Regeln auflehnen, tun es die verrückten Alten schon wieder. Von der Zwischengeneration gleich weit entfernt zu sein mag gelegentlich einen. Doch eine stets friedvolle Kumpanei oder eine Ebenbürtigkeit im Geiste, wie in zahllosen Kinderbüchern angestrengt bemüht, wird im Leben nur selten daraus.
Per Olov Enquist, selbst Großvater von Kindern, die dieselben Vornamen tragen wie jene in seinem ersten Kinderroman, droht sich zunächst ein wenig im Entzücken an kindlichem Charme zu verlieren. Aber er wäre nicht einer der bedeutendsten Autoren Europas, wenn ihm nicht die gute Geschichte und der Respekt vor seinen Figuren über das Berauschen an der Rolle des liebenden Opas ginge. Und so verzichtet er auf jede Gefühlsduselei und erzählt von einem großen, spannenden, einem wunderbaren Abenteuer. Auf Berge geht es und in Höhlen, mit Wohltäterhunden und einem geretteten Wolfsjungen, dichtem Schneeregen und einem Basislager mit Würstchen und Schokolade. Von Bären erzählt er und Wilderern, einem gebrochenen Bein und einer aufregenden Hubschrauberrettungsaktion.
Mit feiner Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtsinn führt Enquist in eine Expedition, die mehr ist als der nicht ganz ungefährliche Ausflug in die nordschwedische Natur. Die Exkursion reicht bis ins Innere, also dorthin, wo man die Dunkelheit am meisten fürchtet. Vor "Frostschäden an der Seele", wie Enquist es einmal in einem anderen Werk genannt hat, müssen sich eben alternde Männer ebenso schützen wie Sechsjährige. Im Lauf der Geschichte werden aus Enkeln und Großvater erst Verbündete, dann Vertraute und schließlich Mutmacher gleichen Ranges.
Mit jedem Satz, mit dem Enquist das Geschehen vorantreibt, wird deutlicher spürbar, wie nah ihm seine Figuren sind, rührselig wird der liebevolle Blick aber nicht. Seine Prosa ist knapp und konzentriert. Mit wenigen Sätzen entwirft er Szenen, schildert Beziehungen präzise und voller Tiefe und zeichnet Charaktere entschieden, ohne ihnen Vielfalt zu nehmen.
Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Eskapaden ist dieser zwischen Weisheit und Widerborstigkeit schwankende, sich seiner Innerlichkeit nicht fürchtende Großvater ein verläßlicher Führer in ein Leben, in dem Verletzlichkeit kein Alter kennt und selbst zunehmende Erfahrung nicht vor Zweifeln und Verzagtheit schützt. Der Anführer der Expedition, nach seinem Beinbruch der Hilfloseste der Mannschaft, muß im dunklen Wald am lautesten pfeifen: "Die Lage ist folgende: Wir sind schlimm dran, doch nichts ist hoffnungslos." Stimmt, Hauptsache, man hat einen Plan. Und hoffentlich jemanden, der so schön wie Per Olov Enquist davon erzählen kann.
ELENA GEUS
Per Olov Enquist: "Großvater und die Wölfe". Aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt. Illustrationen von Leonard Erlbruch. Carl Hanser Verlag, München 2003. 120 S., geb., 11,90 [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ausgezeichnet mit dem LUCHS von Zeit und Radio Bremen.
"Der große Enquist verkleidet sich für Kinder und findet auch hier den Ton zwischen Poesie, Komik und Spannung."
Die Zeit, 28.08.03
"Ein richtig spannendes Bergdrama ... Komik, die oft so hinreißend ist, dass man sie gern passagenweise zitierte ... Kurz und gut, und um mit dem kleinen Marcus zu sprechen: "Danke für die zusammene Zeit und es war mir ein Vergnügen.""
Andreas Nentwich, Die Zeit, 14.08.03
"Kindsköpfige Abenteuer mit einem Opa, wie Kinder sich ihn wünschen."
Focus, 08.09.03
"Das vielleicht schönste Kinderbuch dieses Herbstes stammt von einem Schriftsteller, der in diesem Genre ein Neuling ist, wenngleich er seit vielen Jahren zu den bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart gehört. ... Dass seine Erzählung besonders gelungen ist, hängt womöglich damit zusammen, dass der Held seines grandiosen Kinderbuch-Erstlings "Großvater und die Wölfe" manches mit dem Autor gemeinsam hat. ... Die ungeheure Komik, gepaart mit der präzisen Beschreibung der Kinder, die in dem Buch über sich und ihre Möglichkeiten hinauswachsen, machen aus dem scheinbar so auspruchslos daherkommenden Geschichtchen über eine Wanderung ein Stück großer Kinderliteratur. ... Der junge Leonard Erlbruch - Sohn des großen Kinderbuch-Illustrators Wolf Erlbruch und erst Jahrgang 1984 - hat das Buch kongenial bebildert."
Klemens Kindermann, Der Spiegel, 10/03
"Ein wundervolles Buch von einem großen Erzähler, der hier seine Qualitäten als Kinderbuchautor unter Beweis stellt."
Angela Wittmann, Brigitte, 10/03
"Ein großartiges Mutmach-Abenteuer ... Ein großes, spannendes, ein wunderbares Abenteuer ... Mit feiner Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtsinn führt Enquist in eine Expedition, die mehr ist als der nicht ganz ungefährliche Ausflug in die nordschwedische Natur."
Elena Geus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.03
"Der große Enquist verkleidet sich für Kinder und findet auch hier den Ton zwischen Poesie, Komik und Spannung."
Die Zeit, 28.08.03
"Ein richtig spannendes Bergdrama ... Komik, die oft so hinreißend ist, dass man sie gern passagenweise zitierte ... Kurz und gut, und um mit dem kleinen Marcus zu sprechen: "Danke für die zusammene Zeit und es war mir ein Vergnügen.""
Andreas Nentwich, Die Zeit, 14.08.03
"Kindsköpfige Abenteuer mit einem Opa, wie Kinder sich ihn wünschen."
Focus, 08.09.03
"Das vielleicht schönste Kinderbuch dieses Herbstes stammt von einem Schriftsteller, der in diesem Genre ein Neuling ist, wenngleich er seit vielen Jahren zu den bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart gehört. ... Dass seine Erzählung besonders gelungen ist, hängt womöglich damit zusammen, dass der Held seines grandiosen Kinderbuch-Erstlings "Großvater und die Wölfe" manches mit dem Autor gemeinsam hat. ... Die ungeheure Komik, gepaart mit der präzisen Beschreibung der Kinder, die in dem Buch über sich und ihre Möglichkeiten hinauswachsen, machen aus dem scheinbar so auspruchslos daherkommenden Geschichtchen über eine Wanderung ein Stück großer Kinderliteratur. ... Der junge Leonard Erlbruch - Sohn des großen Kinderbuch-Illustrators Wolf Erlbruch und erst Jahrgang 1984 - hat das Buch kongenial bebildert."
Klemens Kindermann, Der Spiegel, 10/03
"Ein wundervolles Buch von einem großen Erzähler, der hier seine Qualitäten als Kinderbuchautor unter Beweis stellt."
Angela Wittmann, Brigitte, 10/03
"Ein großartiges Mutmach-Abenteuer ... Ein großes, spannendes, ein wunderbares Abenteuer ... Mit feiner Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtsinn führt Enquist in eine Expedition, die mehr ist als der nicht ganz ungefährliche Ausflug in die nordschwedische Natur."
Elena Geus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.03
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kauzige, humorvolle, liebevolle, abenteuerlustige Großväter, die mit ihren Enkeln unter Umgehung der Elterngeneration auf Entdeckungsreise gehen, und sei es auch nur in der Fantasie, gehören fest in den Bestand des Figurenarsenals der Kinderliteratur, stellt Hilde Elisabeth Menzel fest. Ein solcher Großvater scheint auch der Autor Per-Olov Enquist zu sein, glaubt sie zu wissen, denn der Autor habe seinen vier Enkelkindern eine urkomische und dazu noch spannende Geschichte geschenkt. Weil es sich um einen guten Autor handelt, ist der Großvater des Buches dennoch weit von jedem Klischee entfernt, hält die Rezensentin fest. Er benimmt sich nämlich nach Meinung der Bilderbucherwachsenen ziemlich schlecht, gibt also kein gutes Vorbild ab, und wird auch schon mal aufs Klo gesperrt, wenne er beim Essen wieder Pupsgeschichten erzählt hat. Weil seine Enkelin angeblich des Nachts vom Krokodil gebissen wird, denkt er sich eine Expedition aus, die, berichtet Menzel, zu einem echten Abenteuer mit Wölfen, Wilderern und einem gebrochenen Bein gerät. Eine herzerfrischende Geschichte, freut sich Menzel und empfiehlt das Buch für junge Menschen ab acht Jahre.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der große schwedische Schriftsteller Per Olov Enquist erzählt von den rührendkomischen Abenteuern mit einem Großvater, wie ihn sich alle Kinder wünschen. KindeRei, Februar 2020