Die Entwicklung der bundesdeutschen Linken seit dem Zweiten Weltkrieg ist wesentlich bestimmt von der abnehmenden Integrationskraft der Sozialdemokratie. Nicht nur die Entstehung der Neuen Linken und der APO in den Sechzigern, sondern auch die neuen sozialen Bewegungen in den Siebzigern und die Erfolge der Grünen seit den achtziger Jahren sind dieser Schwäche der 'Roten' zu verdanken. Insgesamt hat sich das linke Spektrum jedoch verbreitert: Rot-Grün ist aus der deutschen Politik nicht mehr wegzudenken - eine Folge des postmateriellen Werte-wandels der Gesellschaft. Bezeichnend ist, daß sich ideologische Maximalisten auf beiden Seiten dauerhaft nicht durchsetzen können. Im Gegenteil: gerade bei den Gründen führten ideologische Grabenkämpfe oft genug zur Handlungsunfähigkeit und letztlich zu Änderungen des politischen Programms. Es ist diese Lernfähigkeit, der Linken, die hoffen läßt, daß sich die Ära der Konservativen dem Ende neigt.