Gründungsszenen sind Ankerpunkte soziologischen Theoretisierens: Als konkrete Bezugsprobleme stiften sie im weitesten Sinne des Wortes einen Realitätsbezug, der sich nicht in die Kategorien der methodisch kontrollierten Erhebung empirischer Tatbestände übersetzen lässt. Sie können literarischen, biographischen oder anekdotischen Ursprungs sein und sind dennoch nicht bloßes 'Decorum'. Vielmehr verweisen sie auf den Erfahrungs- und Sinnhintergrund jeder theoretischen Abstraktion. Ihre Analyse ermöglicht die Reflektion narrativer Elemente in sozialwissenschaftlichen Texten und verdeutlicht den Prozess des Theoretisierens selbst. So entsteht eine alternative Form der Einführung in das soziologische Denken. Der vorliegende Band rekonstruiert und diskutiert die Gründungsszenen verschiedener Autoren, darunter u.a. Pierre Bourdieu, Bruno Latour, Niklas Luhmann, Jürgen Habermas und Erving Goffman.
"... Das Buch enthält eine große Fülle kluger Beobachtungen, bedenkenswerter Erfahrungen und wenn nicht neuer, so doch zu oft vergessener Ratschläge, die einem lebendigen, auch möglichst lebensnahen Theoretisieren und Theoriebilden nur zugute kommen können ..." (Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Johannes Weiß, in: Soziologische Revue, Jg. 40, Heft 2, 2017