Schluss mit der grünen Volksverdummung!
Deutschland tut etwas in Sachen Umweltschutz? Wir sind auf dem richtigen Weg? Von wegen! Während uns Politik und Wirtschaft mit sogenannter Umweltpolitik von Elektroauto bis Energiewende Sand in die Augen streuen, bleiben die dringendsten Reformen auf der Strecke. Prof. Schmidt-Bleek zeigt: Wir laufen in die falsche Richtung, und Politik und Wirtschaft führen uns immer weiter in die Irre. Er weiß aber auch: Wir können noch umkehren. Und er erklärt uns wie. Ein Pionier der Umweltforschung, mahnt er seit Langem: Wir brauchen eine Ressourcenwende, wenn wir auf diesem Planeten eine Zukunft haben wollen. Unsere »Umweltschutzmaßnahmen« reduzieren zwar den Schadstoffausstoß, erhöhen aber unseren Bedarf an Ressourcen: Wir verbrauchen mehr Wasser, seltene Erden und andere Rohstoffe. Um an diese zu gelangen, zerstören und verschmutzen wir immer schneller immer mehr Land und befördern dadurch den Klimawandel, den wir eigentlich bremsen wollen. Es ist schon lange höchste Zeit, einen neuen Weg zu beschreiten!
Ausstattung: nur Text
Deutschland tut etwas in Sachen Umweltschutz? Wir sind auf dem richtigen Weg? Von wegen! Während uns Politik und Wirtschaft mit sogenannter Umweltpolitik von Elektroauto bis Energiewende Sand in die Augen streuen, bleiben die dringendsten Reformen auf der Strecke. Prof. Schmidt-Bleek zeigt: Wir laufen in die falsche Richtung, und Politik und Wirtschaft führen uns immer weiter in die Irre. Er weiß aber auch: Wir können noch umkehren. Und er erklärt uns wie. Ein Pionier der Umweltforschung, mahnt er seit Langem: Wir brauchen eine Ressourcenwende, wenn wir auf diesem Planeten eine Zukunft haben wollen. Unsere »Umweltschutzmaßnahmen« reduzieren zwar den Schadstoffausstoß, erhöhen aber unseren Bedarf an Ressourcen: Wir verbrauchen mehr Wasser, seltene Erden und andere Rohstoffe. Um an diese zu gelangen, zerstören und verschmutzen wir immer schneller immer mehr Land und befördern dadurch den Klimawandel, den wir eigentlich bremsen wollen. Es ist schon lange höchste Zeit, einen neuen Weg zu beschreiten!
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Stefan Dietrich lässt sich nicht beirren von Wissenschaftlern wie dem Umweltforscher Friedrich Schmidt-Bleek. Die Fausthiebe in diesem Buch pariert er, indem er Schmidt-Bleek dieselbe Einäugigkeit und Technokratie unterstellt, die der Autor kritisiert, wenn er unseren Weg in die Nachhaltigkeit, Energiewende, E-Autos einfach als nutzlos beziehungsweise im Sinne einer realistischen Umweltpolitik als kontraproduktiv abbügelt. Die vom Autor stattdessen geforderte "Ressourcenwende", die Reduktion des verschwenderischen Umgangs mit Sand, Luft, Wasser, Bäumen, Flächen etc. scheint Dietrich zwar verblüffend, berechtigt aber findet er sie nicht. Ressourceneffizienz sei immerhin längst ein Thema, meint er und erkennt, worauf der Autor es wirklich absieht: auf unser konsumorientiertes Wirtschaftssystem.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2014Auf zur nächsten Wende
Friedrich Schmidt-Bleek passt die ganze Richtung nicht
Auf dem Buchdeckel ein knalliger Titel, im Innern Sätze wie Faustschläge: "Der Umweltschutz, den wir in den letzten 50 Jahren entwickelt haben, schützt die Umwelt nicht." Oder: "Der als ,öko' subventionierte und gehandelte Strom aus Photovoltaik ist beim aktuellen Stand der Technik alles andere als ,grün'." Oder: "Wenn Politiker behaupten, die Bundesrepublik sei auf dem Weg in die Nachhaltigkeit, dann lügen sie, bewusst, oder weil sie nicht wissen, wovon sie reden." Leute, die schon lange ein Hühnchen mit den Grünen zu rupfen haben, werden das mit Genuss lesen. Doch Vorsicht: Diese Attacke kommt nicht aus der Ecke der sogenannten Klimaleugner, sondern von einem Pionier der Umweltforschung, dem Mitgründer des grünen Denktanks Wuppertal-Institut, Friedrich Schmidt-Bleek.
In seinem 82. Lebensjahr lässt der Chemiker und Nuklearphysiker alle wissenschaftliche Zurückhaltung fahren und teilt seitenweise Hiebe aus. Wenn wir glaubten, "Deutschland stehe besonders gut da mit seinem ständig wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien und Vorzeigetechniken wie dem Elektromobil", befänden wir uns im Irrtum. "Die Energiewende trägt nicht zur Entschärfung von Umweltproblemen bei, nicht einmal zur Verlangsamung des Klimawandels." So seien auch die Schäden, die durch den Bau von E-Autos in der Natur verursacht werden, weit größer als die Entlastung, die durch geringere Emissionen erreicht werde.
Kein Zweifel: Schmidt-Bleek passt in der Umweltpolitik die ganze Richtung nicht. Statt der Energiewende fordert er die "Ressourcenwende". Nur die werde die Menschheit in die Lage versetzen, im Wohlstand zu leben, ohne ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Mit Ressourcen meint er nicht nur die fossilen Brennstoffe, sondern alles, was der Natur entnommen und ihr in degradiertem Zustand als Abfall wieder zugeführt wird: Luft, Wasser, Bodenschätze, ungenutzte Flächen, Bäume, Sand, Abraumhalden, einfach alles. Damit die armen Länder überhaupt auf einen grünen Wohlstandszweig kommen, müssten die reichen Länder bis 2050 ihren verschwenderischen Umgang mit diesen Ressourcen auf ein Zehntel des heutigen Stands reduzieren.
Das ist in Kurzform das "Faktor-10-Konzept", das Schmidt-Bleek Anfang der neunziger Jahre entwickelte. Überzeugend legt er dar, dass die Fixierung der Umweltpolitik auf die CO2-Emissionen ein Irrweg sei. Sein Maßstab für die Umweltverträglichkeit von Waren und Dienstleistungen ist deren Materialintensität. Dabei kommt Verblüffendes zutage: "Wer weiß schon, dass eine Banküberweisung per Internet dem Materialverbrauch von bis zu vier Bierdosen aus Aluminium entspricht, dass aber Klarsichtfolie zum Einwickeln von Nahrungsmitteln mehr als 200 Mal ressourcensparender ist als Aluminium?" Wissenschaftlich sei dieser Ansatz ein Erfolg geworden, vermerkt er stolz. "Doch leider fehlt bis heute die gesellschaftliche Anerkennung", fügt er hinzu: "So versauert das Konzept gewissermaßen in der Schublade." Dieses Selbstmitleid ist wohl die Quelle seines Grolls. Es ist nur nicht ganz berechtigt. Sehr wohl ist Ressourceneffizienz seit Jahrzehnten ein Thema. Sonst gäbe es die ganze Recycling-Industrie nicht. Erst kürzlich hat der scheidende EU-Umweltkommissar Janez Potocnik das Ziel ausgegeben, bis 2020 die Wiederverwertungsquote von Hausmüll auf 70 Prozent und die von Verpackungsmüll auf 80 Prozent zu steigern.
Und was ist "Downsizing" im Autobau anderes als ein Abspeckprogramm? Schmidt-Bleek geht darüber hinweg und verweist lieber auf Untersuchungen, wonach in den Vereinigten Staaten angeblich 93 Prozent der abgebauten Ressourcen niemals in verkäufliche Produkte umgewandelt würden. Denn die eigentliche Zielscheibe seiner Philippika ist unser auf Wachstum und Konsum getrimmtes Wirtschaftssystem. Der Industrie und der Politik wirft Schmidt-Bleek vor, mit dem Großprojekt Energiewende das technik- und industrieintensive Wirtschaftswachstum unter dem Deckmantel der Verfolgung vorgeblich nachhaltiger Ziele zu befördern. "Ein genialer Coup und ein immenser Schaden."
Überzeugender wäre diese Kritik, wenn er sie genauer adressierte. Es waren die Grünen und die von ihnen gepäppelte Lobby der Erneuerbaren, die dieses Projekt groß und seine Korrektur fast unmöglich gemacht haben. Schmidt-Bleeks Gegenentwurf klingt nicht weniger technokratisch: Durch politische Steuerung, Richtlinien und Gesetze müssten alle Vorhaben nach ihrer Ressourcenproduktivität beurteilt werden, und zwar "auf allen Ebenen, von der singulären Kaufentscheidung des einzelnen Verbrauchers bis hin zu den höchsten politischen Institutionen". Schmidt-Bleek liefert seitenweise Argumente gegen eine einseitige und letztlich erfolglose Klimapolitik. Und doch klappt man das Buch mit dem Gefühl zu, dass es gut ist, nicht von ungeduldigen Wissenschaftlern regiert zu werden.
STEFAN DIETRICH
Friedrich Schmidt-Bleek: Grüne Lügen. Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft - wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten. Ludwig Verlag, München 2014. 302 S., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Friedrich Schmidt-Bleek passt die ganze Richtung nicht
Auf dem Buchdeckel ein knalliger Titel, im Innern Sätze wie Faustschläge: "Der Umweltschutz, den wir in den letzten 50 Jahren entwickelt haben, schützt die Umwelt nicht." Oder: "Der als ,öko' subventionierte und gehandelte Strom aus Photovoltaik ist beim aktuellen Stand der Technik alles andere als ,grün'." Oder: "Wenn Politiker behaupten, die Bundesrepublik sei auf dem Weg in die Nachhaltigkeit, dann lügen sie, bewusst, oder weil sie nicht wissen, wovon sie reden." Leute, die schon lange ein Hühnchen mit den Grünen zu rupfen haben, werden das mit Genuss lesen. Doch Vorsicht: Diese Attacke kommt nicht aus der Ecke der sogenannten Klimaleugner, sondern von einem Pionier der Umweltforschung, dem Mitgründer des grünen Denktanks Wuppertal-Institut, Friedrich Schmidt-Bleek.
In seinem 82. Lebensjahr lässt der Chemiker und Nuklearphysiker alle wissenschaftliche Zurückhaltung fahren und teilt seitenweise Hiebe aus. Wenn wir glaubten, "Deutschland stehe besonders gut da mit seinem ständig wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien und Vorzeigetechniken wie dem Elektromobil", befänden wir uns im Irrtum. "Die Energiewende trägt nicht zur Entschärfung von Umweltproblemen bei, nicht einmal zur Verlangsamung des Klimawandels." So seien auch die Schäden, die durch den Bau von E-Autos in der Natur verursacht werden, weit größer als die Entlastung, die durch geringere Emissionen erreicht werde.
Kein Zweifel: Schmidt-Bleek passt in der Umweltpolitik die ganze Richtung nicht. Statt der Energiewende fordert er die "Ressourcenwende". Nur die werde die Menschheit in die Lage versetzen, im Wohlstand zu leben, ohne ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Mit Ressourcen meint er nicht nur die fossilen Brennstoffe, sondern alles, was der Natur entnommen und ihr in degradiertem Zustand als Abfall wieder zugeführt wird: Luft, Wasser, Bodenschätze, ungenutzte Flächen, Bäume, Sand, Abraumhalden, einfach alles. Damit die armen Länder überhaupt auf einen grünen Wohlstandszweig kommen, müssten die reichen Länder bis 2050 ihren verschwenderischen Umgang mit diesen Ressourcen auf ein Zehntel des heutigen Stands reduzieren.
Das ist in Kurzform das "Faktor-10-Konzept", das Schmidt-Bleek Anfang der neunziger Jahre entwickelte. Überzeugend legt er dar, dass die Fixierung der Umweltpolitik auf die CO2-Emissionen ein Irrweg sei. Sein Maßstab für die Umweltverträglichkeit von Waren und Dienstleistungen ist deren Materialintensität. Dabei kommt Verblüffendes zutage: "Wer weiß schon, dass eine Banküberweisung per Internet dem Materialverbrauch von bis zu vier Bierdosen aus Aluminium entspricht, dass aber Klarsichtfolie zum Einwickeln von Nahrungsmitteln mehr als 200 Mal ressourcensparender ist als Aluminium?" Wissenschaftlich sei dieser Ansatz ein Erfolg geworden, vermerkt er stolz. "Doch leider fehlt bis heute die gesellschaftliche Anerkennung", fügt er hinzu: "So versauert das Konzept gewissermaßen in der Schublade." Dieses Selbstmitleid ist wohl die Quelle seines Grolls. Es ist nur nicht ganz berechtigt. Sehr wohl ist Ressourceneffizienz seit Jahrzehnten ein Thema. Sonst gäbe es die ganze Recycling-Industrie nicht. Erst kürzlich hat der scheidende EU-Umweltkommissar Janez Potocnik das Ziel ausgegeben, bis 2020 die Wiederverwertungsquote von Hausmüll auf 70 Prozent und die von Verpackungsmüll auf 80 Prozent zu steigern.
Und was ist "Downsizing" im Autobau anderes als ein Abspeckprogramm? Schmidt-Bleek geht darüber hinweg und verweist lieber auf Untersuchungen, wonach in den Vereinigten Staaten angeblich 93 Prozent der abgebauten Ressourcen niemals in verkäufliche Produkte umgewandelt würden. Denn die eigentliche Zielscheibe seiner Philippika ist unser auf Wachstum und Konsum getrimmtes Wirtschaftssystem. Der Industrie und der Politik wirft Schmidt-Bleek vor, mit dem Großprojekt Energiewende das technik- und industrieintensive Wirtschaftswachstum unter dem Deckmantel der Verfolgung vorgeblich nachhaltiger Ziele zu befördern. "Ein genialer Coup und ein immenser Schaden."
Überzeugender wäre diese Kritik, wenn er sie genauer adressierte. Es waren die Grünen und die von ihnen gepäppelte Lobby der Erneuerbaren, die dieses Projekt groß und seine Korrektur fast unmöglich gemacht haben. Schmidt-Bleeks Gegenentwurf klingt nicht weniger technokratisch: Durch politische Steuerung, Richtlinien und Gesetze müssten alle Vorhaben nach ihrer Ressourcenproduktivität beurteilt werden, und zwar "auf allen Ebenen, von der singulären Kaufentscheidung des einzelnen Verbrauchers bis hin zu den höchsten politischen Institutionen". Schmidt-Bleek liefert seitenweise Argumente gegen eine einseitige und letztlich erfolglose Klimapolitik. Und doch klappt man das Buch mit dem Gefühl zu, dass es gut ist, nicht von ungeduldigen Wissenschaftlern regiert zu werden.
STEFAN DIETRICH
Friedrich Schmidt-Bleek: Grüne Lügen. Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft - wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten. Ludwig Verlag, München 2014. 302 S., 19,99 [Euro].
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