An den Ergebnissen der 1961 mit großen Hoffnungen von der UNO ver kündeten ersten Entwicklungsdekade ist sehr viel Kritik laut geworden, und zwar sowohl auf seiten der Völker der Dritten Welt als auch der alten Industrienationen. Wie sehr diese Kritik jedoch von kontroversen Grundauffassungen und Zielvorstellungen zwischen den hilfeleistenden und hilfeempfangenden Ländern bestimmt wird, hat die Welthandels konferenz der UNO (UNCTAD) vom Mai dieses Jahres in Santiago de Chile wieder deutlich gemacht. Uns scheint einer der Hauptgründe für die Unvereinbarkeit der Standpunkte mit darin zu liegen, daß die entwick lungspolitische Konzeption bisher viel zu einseitig auf ökonomisch-tech nologischen Faktoren aufgebaut war, während die soziostrukturellen, anthropologischen und kulturellen - kurz die gesellschaftspolitischen - Aspekte der Weltentwicklung und die Rückkopplungsprozesse weitgehend ausgeklammert wurden. In diesem Sinne wurde bisher "Entwicklungs politik" allzu einseitig als Anpassung an die wissenschaftlich-technolo gische Entwicklung verstanden, die von den alten Industrieländern vor gezeichnet war. Der Verlauf der ersten Entwicklungsdekade hat diese Illusion radikal zerstört. Erst wenn sich die Einsicht durchsetzt, daß es hier um einen soziokulturellen Totalprozeß geht, der alle Völker zur Anpassung an einen globalen Kulturwandel zwingt, besteht Aussicht auf eine dem Frieden dienende, konstruktive internationale Kooperation. Der Weg dahin scheint aber auf bei den Seiten noch weit.
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