Unternehmensethik ist nicht zuletzt auch durch das gewachsene Problembewußtsein einer breiten Öffentlichkeit zu einem Thema geworden, das in Wissenschaft und Praxis vermehrt diskutiert wird.
Studenten der Wirtschaftswissenschaften, die in ihren späteren Berufen mehr oder weniger große Entscheidungs- und Verantwortungsbereiche übernehmen, sollen, über die einführenden Grundlagen hinaus, verschiedene Ethik-Ansätze kennenlernen und deren Auswirkungen und Möglichkeiten für eine moderne Unternehmensethik verstehen. Darauf aufbauend bilded der Entwurf und die Implementierung einer Entscheidungsethik weitere Schwerpunkte des Buches.
Studenten der Wirtschaftswissenschaften, die in ihren späteren Berufen mehr oder weniger große Entscheidungs- und Verantwortungsbereiche übernehmen, sollen, über die einführenden Grundlagen hinaus, verschiedene Ethik-Ansätze kennenlernen und deren Auswirkungen und Möglichkeiten für eine moderne Unternehmensethik verstehen. Darauf aufbauend bilded der Entwurf und die Implementierung einer Entscheidungsethik weitere Schwerpunkte des Buches.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.1997Unternehmensethik
Vernunft und Werte
Hartmut Kreikebaum: Grundlagen der Unternehmensethik. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1996, 432 Seiten, 39,80 DM.
"Sie wollen Wirtschaftsethik studieren?" fragte Karl Kraus und setzte umgehend hinzu: "Dann studieren Sie entweder das eine oder das andere!" Hartmut Kreikebaum, Betriebswirt an der Universität Frankfurt, zitiert den unbequemen Wiener Schriftsteller und Kritiker freilich nicht als Vorbild. Im Gegenteil - die Zeiten, da sich Wirtschaft und Ethik als getrennte Wissenschaften betreiben ließen und einander in der Praxis auszuschließen schienen, seien längst vorbei. Mit dieser Meinung steht er nicht allein: In den vergangenen Jahren ist eine Fülle von wirtschaftsethischer Literatur veröffentlicht worden. Diese hat er nun um ein weiteres Buch vergrößert. Zunächst bietet Kreikebaum einen umfassenden, wenn auch nur flüchtigen Überblick über philosophische und religiöse Denkansätze zu Fragen der Ethik - von Sokrates und Platon über Luther und Calvin, Hegel und Kant bis hin zu Rawls und Jonas. Danach wendet er sich der praktischen Vereinbarkeit von Vernunft und Moral im Unternehmen zu. Er schildert die "kommunikationsorientierten" Modelle der Unternehmensethik von Peter Ulrich ("Drei-Ebenen-Konzeption"), Horst Steinmann und Albert Löhr ("idealer Dialog"), in deren Mittelpunkt die Gestaltung der innerbetrieblichen Beziehungen steht. Ihnen stellt er die um konkrete Normativität bemühten "werteorientierten" Theorien gegenüber, unter anderem von Heiner Müller-Merbach ("Sachlichkeit und Wertbewußtsein") und Edwin Epstein ("Corporate Good Citizenship"). Als Summe beider Richtungen beschreibt er den "integrativen" Ansatz von Bruno Staffelbach ("Ethik im Management"). Auf dieser Grundlage entwickelt Kreikebaum anschließend eine "Entscheidungsethik" für die betriebliche Praxis. Dabei geht es ihm sowohl darum, Normen inhaltlich zu bestimmen ("Wahrhaftigkeit, Offenheit"), als auch darum, einen Entscheidungsprozeß zu entwerfen, der es erlaubt, solche Werte im Unternehmen zu berücksichtigen. KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vernunft und Werte
Hartmut Kreikebaum: Grundlagen der Unternehmensethik. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1996, 432 Seiten, 39,80 DM.
"Sie wollen Wirtschaftsethik studieren?" fragte Karl Kraus und setzte umgehend hinzu: "Dann studieren Sie entweder das eine oder das andere!" Hartmut Kreikebaum, Betriebswirt an der Universität Frankfurt, zitiert den unbequemen Wiener Schriftsteller und Kritiker freilich nicht als Vorbild. Im Gegenteil - die Zeiten, da sich Wirtschaft und Ethik als getrennte Wissenschaften betreiben ließen und einander in der Praxis auszuschließen schienen, seien längst vorbei. Mit dieser Meinung steht er nicht allein: In den vergangenen Jahren ist eine Fülle von wirtschaftsethischer Literatur veröffentlicht worden. Diese hat er nun um ein weiteres Buch vergrößert. Zunächst bietet Kreikebaum einen umfassenden, wenn auch nur flüchtigen Überblick über philosophische und religiöse Denkansätze zu Fragen der Ethik - von Sokrates und Platon über Luther und Calvin, Hegel und Kant bis hin zu Rawls und Jonas. Danach wendet er sich der praktischen Vereinbarkeit von Vernunft und Moral im Unternehmen zu. Er schildert die "kommunikationsorientierten" Modelle der Unternehmensethik von Peter Ulrich ("Drei-Ebenen-Konzeption"), Horst Steinmann und Albert Löhr ("idealer Dialog"), in deren Mittelpunkt die Gestaltung der innerbetrieblichen Beziehungen steht. Ihnen stellt er die um konkrete Normativität bemühten "werteorientierten" Theorien gegenüber, unter anderem von Heiner Müller-Merbach ("Sachlichkeit und Wertbewußtsein") und Edwin Epstein ("Corporate Good Citizenship"). Als Summe beider Richtungen beschreibt er den "integrativen" Ansatz von Bruno Staffelbach ("Ethik im Management"). Auf dieser Grundlage entwickelt Kreikebaum anschließend eine "Entscheidungsethik" für die betriebliche Praxis. Dabei geht es ihm sowohl darum, Normen inhaltlich zu bestimmen ("Wahrhaftigkeit, Offenheit"), als auch darum, einen Entscheidungsprozeß zu entwerfen, der es erlaubt, solche Werte im Unternehmen zu berücksichtigen. KAREN HORN
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