Philipp Morten Martin beschäftigt sich mit Grundstücksveräußerungen von Juden im Nationalsozialismus in den Jahren 1938 und 1939. Dazu hat er über 40.000 Notarurkunden aus den Landgerichtsbezirken Düsseldorf, Köln und Wuppertal untersucht. Ziel war es, die in der historischen Forschung bisher wenig berücksichtigte Frage nach der Wirksamkeit dieser Veräußerungen zu erfassen. Der Autor arbeitet heraus, an welchen vertraglichen Regelungen und Umständen des Vertragsschlusses sich der Einfluss der nationalsozialistischen Verfolgung darstellen lässt. Dies betrifft etwa die erzwungenen Veräußerungen von Grundstücken oder solche Veräußerungen, die unter Drohungen gegen die Veräußerer zustande kamen. Auch wird untersucht, wie die jüdischen Eigentümer an den Veräußerungen beteiligt wurden, wenn sie selbst nicht mehr bei der Beurkundung erscheinen konnten, weil sie geflohen waren.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein wichtiger, gut erarbeiteter Beitrag zur Aufarbeitung des NS-Unrechts ist Philipp Morten Martin laut Rezensent Jochen Zenthöfer gelungen. Martin beschäftigt sich, lesen wir, mit dem Verkauf von Häusern in jüdischem Besitz in der Frühphase des Nationalsozialismus. Rechtlich wurden, rekonstruiert Zenthöfer, diese Fälle ab 1946 aufgearbeitet, später traten Rückerstattungsgesetze in Kraft. Martin beschäftigt sich Zenthöfer zufolge mit Fällen in Wuppertal, Köln und Düsseldorf, es geht unter anderem darum, wie Notare ihre Aufgaben durchaus unterschiedlich auslegten, mal eher im Sinne der Erwerber, mal eher im Sinne der Besitzer, außerdem kommen Themen wie das Devisenrecht zur Sprache. Letzterem bedienten sich die Machthaber, erläutert der Rezensent, um selbst von den Verkäufen zu profitieren und die Kriegswirtschaft anzuschieben. Insgesamt ein hervorragend und präzise recherchiertes Werk, dem Zenthöfer bleibenden Wert zuschreibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH