Im April 1964 reist der 67-jährige Norbert Elias vom afrikanischen Accra nach Deutschland, um auf dem 15. Deutschen Soziologentag in Heidelberg einen Vortrag zu halten. Anlässlich des 100. Geburtstags von Max Weber unternimmt die deutsche Soziologie eine Bestandsaufnahme des Faches und seiner Vorgaben ('Soziologie soll heißen …'). In seinem Beitrag setzt sich Elias kritisch mit Max Webers Idealtypus der charismatischen Herrschaft auseinander. Im Rückgriff auf eigene Forschungen in einem englischen Arbeiter-Vorort definiert er Charisma als komplementäres Phänomen aus Gruppencharisma und Gruppenschande. Norbert Elias’ Vortrag, der seine späte Rezeption in Deutschland einleitete, erscheint hier erstmals auf Deutsch.