»Isch das iez s Nötigscht?«, fragten nicht wenige, als vor fünfzig Jahren in der »Urdemokratie« Schweiz die Männer den Frauen - endlich! - das Stimmrecht gewährten. Janu, hieß es an manchen Stammtischen, ändern wird sich wohl nicht viel. Und nun? War's nötig, und hat sich was geändert? Die beiden Journalistinnen Rita Jost und Heidi Kronenberg haben dreißig Autorinnen, Kolumnistinnen und Historikerinnen zwischen 28 und 80 gebeten, ihren Alltag in Bezug auf das Frauenstimmrecht und das Frausein heute zu erforschen - und zu formulieren, was sie erleben, was sie ärgert, freut, herausfordert und anspornt. Entstanden ist eine wilde Mischung aus Texten zum Anstoßen. Anstoßen auf eine (späte) Errungenschaft, aber auch Anstoß geben, weiter Ungenügendes anzupacken. Denn in der Küche brodelt und gärt es nach wie vor. Eine Anthologie mit Hirn, Witz und Biss. Mit Texten von Patti Basler, Silvia Binggeli, Elisabeth Bronfen, Ariane von Graffenried, Elisabeth Joris, Nina Kunz, Fatima Moumouni, Angelika Waldis und vielen mehr. Dazu Illustrationen von Nora Ryser. Ein Buch nicht nur für Frauen, zu einem Jubiläum, das sicher kein Grund zum satten Ausruhen ist.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Auch wenn der von Heidi Kronenberg und Rita Jost besorgte Band über das Frauenstimmrecht Schweizer Verhältnisse behandelt, empfiehlt Rezensentin Stefanie Mueller-Frank die Lektüre auch Nicht-Schweizern und -Schweizerinnen. Zu erfahren sei, wie unangenehm der Kampf um Gleichberechtigung sein kann, meint sie. Auch wenn die versammelten Texte und Alltagsprotokolle durchaus humorvoll daherkommen, entgeht Mueller-Frank nicht ihre kämpferische, lebenspraktische Natur. Schließlich geht es im Buch nicht nur um Stimmrecht, sondern auch um verblüffende Gehaltsunterschiede und schlechte Arbeitsbedingungen für Frauen, so die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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