Im Irenlande lebte vor langer Zeit ein König von wilder Sinnesart, Hagen mit Namen. Er lachte nur dazu, wenn man ihn »Walant« nannte, den Teufel unter den Königen. Er war stärker als andere Männer und von so hohem Wuchs, daß sein dunkler Scheitel sich über die lichten Häupter seiner Mannen erhob wie ein Dornbusch über Weizenfelder. Die fahrenden Spielleute sangen, Hagen Walants Wildheit stamme daher, daß er als Knabe von dem Vogel Greif geraubt worden sei und sich auf einer wüsten Insel seines jungen Lebens bitter habe wehren müssen. Und auch davon sangen die Fahrenden, daß er von der Greifeninsel seine schöne Königin heimgebracht habe. Nun aber waren das alte Mären, denn die Königin von Irenland führte Hagens Tochter an der Hand, die schöner war, als sie selbst es jemals gewesen. Es lag wie Zauber auf Jungfrau Hildens Gesicht, und mancher edle König, der sie gesehen, hatte seine Brautwerber nach ihr gesandt. Aber die mit Prunk und Trompetenschmettern in den Schloßhof von Baijane geritten waren, die fanden in hänfenen Schlingen ein übles Ende. Zwanzig Boten und mehr ließ Hagen Walant so hängen, sandte den Strick ihren Herren und ließ ihnen melden: Er gebe sein Kind keinem, der nicht ein größerer König sei als er selber. Indessen flog ¿ wie die Schwalbe im Frühjahr fliegt ¿ das Lied über die Lande von der schönen Jungfrau Hilde, die in ihres Vaters arger Hut saß, nicht anders, als ihre Mutter vom Greifen gehütet worden war. Das Lied kam bis ins ferne Dänenland, wo Herr Horand lebte, der dem König Hettel von Hegelingen lehenspflichtig war. Horand war jung und wohlgetan und erfahren in den Waffentaten edler Ritterschaft. Als Sänger aber hatte er nicht seinesgleichen in allen Landen.
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