An Günter Grass hat der nachkriegsrepublikanische Zeitgeist das Sprechen gelernt, an seiner Gegenrede arbeitet er sich nun seit fünf Jahrzehnten ab. Diese Wechselbeziehung erlaubt uns Einblicke in Konfliktlinien und Mentalitätsstrukturen der Geschichte der Politischen Kultur dieses Landes. Zu Beginn der sechziger Jahre mußte sich die Republik an einen Typus linker Nonkonformität gewöhnen, der Grass` bärbeißig vitaler Erscheinung überaus ähnlich sah. Und noch heute ist es dieser Wort- und Bildkünstler, der den Nimbus seiner Literatur und die Publizitätskraft seiner Erscheinung in politische Erregungsenergie umzumünzen versteht. Das konfliktreiche öffentliche Verhältnis zwischen den Deutschen und Günter Grass, zwischen politischem Tagesstreit und kulturellem Diskurs ist Thema dieses Buches.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als "frisch veraltet" beurteilt Helmut Böttiger dieses Buch über Günter Grass und die Deutschen, das Harro Zimmermann verfasst hat. Veraltet wirkt das materialreiche Werk auf Böttiger allerdings nicht, weil die Waffen-SS darin fehlt. Schließlich ist er sich sicher, dass Grass? spätes Geständnis die Loyalität Zimmermanns seinem Helden gegenüber in keiner Weise angekratzt hätte. Veraltet wirkt das Werk auf Böttiger vielmehr deshalb, weil es Grass völlig unkritisch betrachtet. Dabei will er gar nicht in Abrede stellen, dass Grass gute Bücher geschrieben und auch oft Recht behalten hat. Aber dass Grass in vorliegendem Werk rüber kommt wie der "Mann, der immer recht hatte", stört den Rezensenten dann doch erheblich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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