Konrad Paul Liessmann verdeutlicht in diesem Buch die außerordentliche Aktualität des Philosophen Günther Anders: Gerade angesichts der drängenden Fragen der Gegenwart - von den Biotechnologien über die Allgegenwart der Medien bis hin zu den Problemen von Gewalt, Terror und Krieg - erscheint die Philosophie von Günther Anders unverzichtbarer denn je. Günther Anders (1902 - 1992) war der vielleicht bedeutendste Philosoph der modernen technischen Zivilisation. Schon frühzeitig versuchte er sich dem Phänomen einer vollständig technisierten Welt zu stellen, wobei ihn vor allem das Verhältnis des Menschen zur von ihm selbst geschaffenen Technik interessierte. Anders diagnostizierte ein fundamentales "prometheisches" Gefälle zwischen dem unvollkommenen Menschen und seiner immer perfekter werdenden Technik, das ihn zu seiner vieldiskutierten These von der "Antiquiertheit des Menschen" führte. Alles andere als antiquiert ist hingegen die Philosophie von Günther Anders. Seine bahnbrechenden Analysen des Fernsehens erweisen erst im Zeitalter von Reality-TV und CNN-Nachrichten ihre eigentliche Relevanz und verblüffende Erklärungskraft, sein unerschütterlicher Kampf gegen totalitäre Systeme und die atomare Bedrohung ist gerade in einer Zeit hochaktuell, die offenbar vergessen hat, daß noch immer Tausende Atomsprengköpfe neben unzähligen B- und C-Waffen lagern, seine radikalen Reflexionen zu Auschwitz und Hiroshima können schon wieder als brisanter und provozierender Kommentar zur gegenwärtigen Erinnerungskultur gelesen werden, und seine Überlegungen zum Verhältnis von Moral und Technik könnten der gen- und bioethischen Diskussion der Gegenwart einige entscheidende Impulse geben.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der mit "upj" kürzelnde Rezensent zeigt sich in seiner sehr knappen Rezension erfreut über Konrad Paul Liessmanns Studie über Günther Anders. Liessmann liefert laut Rezensent neben einer "analytische Werkgeschichte" zu Anders' Arbeiten auch eine "intellektuelle Biografie" des kämpferischen Philosophen, der als ein wichtiger Vordenker der gegenwärtigen Zivilisationskritik gesehen werden kann. Nach Liessmanns Darstellung war Anders kein stromlinienförmiger Denker, sondern ein streitbarer Mensch und ein scharfsinniger Publizist mit einem Hang zur Polemik- eine Einschätzung, die der Rezensent voll und ganz teilt. Er fügt hinzu, dass Anders eine Historisierung oder Akademisierung seines Werks ein Gräuel gewesen wäre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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